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L a n d e s v e r m e s s u n g ,   t r i g o n o m e t r i s c h e   V e r m e s s u n g e n
Die Landesvermessung ist ein Teilbereich der Geodäsie und wird in den meisten Ländern durch Gesetze als eine öffentliche Aufgabe geregelt. Zu den Hauptaufgaben der Landesvermessung gehört, für das Territorium eines Staates den geodätischen Raumbezug für den Anschluß von Vermessungen sicherzustellen (durch die Schaffung eines Netzes von genau koordinierten Punkten in der Örtlichkeit und heute auch durch die Unterhaltung eines Satellitenpositionierungsdienstes), die Geländeformen und die topographischen Gegenstände auf der Erdoberfläche zu erfassen (topographische Landesaufnahme) sowie die Ergebnisse dieser Landesaufnahme in topographischen Landeskartenwerken bzw. heute auch in Geoinformationssystemen darzustellen und vorzuhalten (amtliche Landeskartographie).
Die Landesvermessung ist in Deutschland eine Ländersache und wird durch die Landesvermessungsämter der Bundesländer wahrgenommen. In Österreich ist die zuständige Behörde das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen und in der Schweiz das Swisstopo.



Geschichte:
Die deutsche Landesvermessung hat ihre Wurzel zum großen Teil in den Arbeiten des Preußischen Generalstabes im 19. Jh. Führend auf den Gebieten der Meßtechnik und der Erstellung von topographischen Karten waren in der damaligen Zeit jedoch die Franzosen. Die politischen und militärischen Führungen erhofften sich daraus präzise Karten, um in Kriegen gezielter agieren zu können. Und so entstanden nach der Französischen Revolution in den durch Napoleon im Jahre 1794 besetzten linksrheinischen deutschen Gebieten die ersten topographischen Karten dieser Region. Unter der Leitung des franz. Obersten Jean Joseph Tranchot wurde in den Jahren 1801-1809 über das Gebiet westlich des Rheins ein trigonometrisches Dreiecksnetz gelegt und topographische Karten im Maßstab 1:20.000 hergestellt.
Nach dem Wiener Kongress 1815 und dem Übergang der Rheinlande und Westfalens an Preußen wurde die Aufnahme der linksrheinischen Gebiete unter der Leitung des Generalmajors Freiherr v. Müffling fortgeführt und nach Osten weiter ausgedehnt. In den folgenden Jahrzehnten wurden in Preußen drei Landesaufnahmen durchgeführt.
Die Erste Landesaufnahme (Uraufnahme) durch den Preußischen Generalstab erfolgte in den Jahren 1818-1830 als reine Meßtischaufnahmen (Meßtisch mit Kompas, Wasserwaage und Diopterlineal, ohne die Verwendung von genaueren Theodoliten) in den Maßstäben 1:25.000 oder 1:20.000, aus denen die Generalstabkarten 1:80.000 und 1:100.000 abgeleitet wurden. Die Zweite Landesaufnahme erfolgte zwischen 1830 und 1865 mit verbesserten Aufnahmeverfahren; sie diente nur der Fortführung der Generalstabkarten. Die Dritte Landesaufnahme wurde als vollständige Neuaufnahme durch die 1875 gegründete Behörde - die Königlich Preußische Landesaufnahme - zwischen 1877 und 1915 durchgeführt.
Der Bedarf an brauchbaren topographischen Landeskarten für militärische Zwecke war auch in Bayern die Ursache für die Gründung des Topographischen Büros am 19.06.1801 durch Kurfürst Max IV. Joseph (der spätere bayerische König Max I.). Die Idee wurde jedoch bereits kurze Zeit vorher geboren, wieder durch Napoleon, als er im Jahre 1800 Bayern für wenige Monate besetzt hat, und den Befehl gab, eine genaue topographische Karte von Bayern zu schaffen. Die erste topographische Landesaufnahme durch die königlich bayerische Vermessungsbehörde wurde im Jahr 1841 abgeschlossen. Das Topographische Büro war der Vorgänger des heutigen Bayerischen Landesvermessungsamtes.



In Sachsen reichen die Vorläufer der heutigen Landesvermessungsverwaltung bis ins Jahr 1806 zurück, als der sächsische Kurfürst Friedrich August III. in März die Militärplankammer gründete. Ihr wurde die Aufgabe übertragen, auf der Grundlage der seit 1780 (Beginn der ersten kursächsischen Landesvermessung) durch Arbeiten der Militärvermesser entstehenden, geheimen topographischen Karte von Sachsen (sog. Meilenblätter) ein für die Öffentlichkeit bestimmtes Kartenwerk im kleineren Maßstab abzuleiten.
In Württemberg wurde die Landesvermessung durch das Dekret König Wilhelms I. vom 25.05.1818 angeordnet. Grund dafür war die Entscheidung, nach dem bayerischen Vorbild ein Grundsteuerkataster für die Erhebung der Grundsteuer einzurichten. In Bayern wurde mit einer Katastervermessung bereits im Jahre 1808 begonnen, und auch in Württemberg sollte als Grundlage für eine gerechte Besteuerung die Vermessung sämtlicher Flurstücke im Land stattfinden. Aber das Ziel der Landesvermessung in Württemberg war neben der Schaffung einheitlicher Besteuerungsgrundlagen auch eine zuverlässige Sicherung der Eigentumsgrenzen. Das Gerüst für die Flurstücksvermessung wurde mit der Grundlagenvermessung - der Messung des trigonometrischen Festpunktfeldes - unter der Leitung des Tübinger Professors Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger geschaffen. Die diesem Zweck dienenden Triangulationsarbeiten (s.u.) wurden im Jahr 1830 abgeschlossen.



Im Jahre 1828 begann die sogenannte hannoversche Landesvermessung, die von C.F. Gauß geleitet wurde. Hierbei wurde das Dreiecksnetz der in den Jahren 1821-1823 durchgeführten sog. Gauß’schen Gradmessung (siehe dazu hier) verdichtet und ergänzt, um das Königreich Hannover vollständig zu triangulieren. Aufgrund seines Gesundheitszustandes und Alters wurden die Vermessungsarbeiten nicht mehr von Gauß selbst durchgeführt, er hat aber alle Berechnungsarbeiten gemacht. Die hannoversche Landesvermessung, die 2578 trigonometrische Punkte umfasste, dauerte bis 1844 an.
Die Abbildung zeigt den südlichen Teil das Dreiecksnetzes der Gauß'schen Gradmessung (u.a. das große Dreieck im Süden, das vom Hohen Hagen, vom Brocken und vom thüringischen Inselberg gebildet wird sowie die Basis bei Göttingen):



Die Anfänge der österreichischen Landesvermessung liegen im Jahre 1764, als mit der ersten planmäßigen topographischen Landesaufnahme der habsburgischen Erblande durch die Ingenieuroffiziere der Topographischen Abteilung des Hofkriegsrats begonnen wurde. Diese sog. Josephinische Landesaufnahme im Maßstab 1:28.800 wurde 1787 vollendet. Sie basierte aber noch nicht auf der Triangulierung, als einer einheitlichen vermessungstechnischen Grundlage. Sie wurde daher später durch die zweite kartographische Erfassung, die sog. Franzisceische Landesaufnahme (benannt nach Kaiser Franz I.) in den Jahren 1806-1869 ersetzt. Diese Aufnahme erfolgte auf der Grundlage einer einheitlichen Dreiecksvermessung (Triangulierung) durch Ingenieuroffiziere der Topographischen Anstalt (ab 1839 des k.k. Militär-Geographischen Instituts). Die dritte Landesaufnahme der österreichischen Kronländer (Franziskojosephinische Landesaufnahme) folgte in den Jahren 1867-1887, erstmalig im Maßstab 1:25.000, und schließlich die vierte Landesaufnahme ("Präzisionsaufnahme") beginnend im Jahre 1896. Zuständig für die Vermessung war zunächst das k.k. Militär-Geographische Institut (bis 1914), dann das k.k.Kriegsvermessungswesen (bis 1918), dann das Bundesvermessungsamt (bis 1923) und schließlich das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (während des Krieges jedoch das deutsche Reichsamt für Landesaufnahme). Diese Landesaufnahme wurde im Jahre 1987 abgeschlossen und seither liegt für Österreich ein einheitliches topographisches Landeskartenwerk vor.




Auch in anderen europäischen Ländern wurden seit dem 18. Jh. verstärkt die umfangreicheren topographischen Landesaufnahmen durchgeführt, z.B. in Frankreich die Vermessungen von C.F. Cassini (Cassini III), die Grundlage für die erste vollständige Kartierung Frankreichs im Maßstab 1:870.000 im Jahre 1746 war, sowie die von seinem Sohn vollendete Landesaufnahme für die Karten im Maßstab 1:86.400, die 1783 von der Akademie der Wissenschaften herausgegeben wurden.


Am 3. Juni 2019 wurde in Japan anläßlich des 150. Jahrestages der modernen Vermessung ein Briefmarkenbogen herausgegeben. Die Abbildungen der Briefmarken zeigen u.a. verschiedene Aufgaben der Landesvermessung. Im einzelnen zeigen die Briefmarken:
1. Reihe: VLBI-Antenne der Ishioka Geodesy Observation Station, Landesvermessungsflugzeug "Kunikaze III", GPS-Vermessung auf einem Kontrollpunkt, Nivellementarbeiten, Gebäude des Japanischen Höhen-Nullpunktes sowie rechts eine permanente GPS-Antenne (turmförmig).
2. Reihe: Landesvermessung mit Hilfe einer Drohne, Digitale Kartenherstellung, Analoge Kartenherstellung (photogrammetrisch), altes Y-Typ-Nivellier, alter Theodolit 1. Ordnung
Auf dem linken Rand ist eine permanente GPS-Empfangsantenne von GSI in Tukuba City abgebildet (GSI = Geospatial Information Authority of Japan).





Trigonometrische Vermessungen:
Eine der Hauptaufgaben der Landesvermessung ist die Schaffung und Unterhaltung des geodätischen Raumbezugs in Form von Bezugssystemen für das Lage-, Höhen- und Schwerefestpunktfeld, die heute in Deutschland überwiegend durch die Unterhaltung eines satellitengestützten Positionierungsdienstes erfolgt.

Die Bereitstellung eines Satellitenpositionierungsdienstes und der digitalen topographischen Landeskartenwerke (Top10, Top50)
gehören zu Hauptaufgaben der Landesvermessungsämter


Jahrhunderte lang wurde und in vielen Ländern der Welt wird auch heute noch das Lagefestpunktfeld durch ein Netz von hochgenau bestimmten terrestrischen Festpunkten, sog. trigonometrischen Punkten, realisiert. Die trigonometrischen Punkte (TP), die mehrere Kilometer voneinander entfernt sind, werden dabei im Rahmen von trigonometrischen Vermessungen nach dem Verfahren der Triangulierung (erfunden von dem Holländer Snellius in 1615) bestimmt.
Bei der Triangulierung wird ein Netz von Dreiecken gebildet, und nach der hochgenauen Bestimmung der Länge einer Basislinie (eine Dreieckseite) werden von den trigonometrischen Punkten in den Ecken des Dreiecks Winkelmessungen zu den benachbarten Festpunkten durchgeführt. Auf diese Weise lassen sich für alle Dreieckspunkte die Koordinaten in einem einheitlichen System berechnen. Diese präzise bestimmten Festpunkte werden dann dazu verwendet, die Folgemessungen, vor allem Katastervermessungen oder topographische Vermessungen, aber auch alle anderen Arten der Vermessungen daran anzuschließen und die Koordinaten anderer Vermessungspunkte davon abzuleiten. Für die flächendeckende topographische Landesaufnahme benötigt man zum Anschluß der Messungen relativ viele Festpunkte (TP). Deshalb gliedert man das TP-Netz in mehrere Ordnungen (i.d.R. drei bis vier) und arbeitet vom Großen ins Kleine.
Die nachfolgenden Abbildungen zeigen Beispiele von solchen Triangulationsnetzen:

(Mi )


(Mi )




Die spanische Briefmarke zeigt Triangulationsnetze, die Spanien und Algerien miteinander verbinden. Diese wichtige geodätische Verbindung zweier Kontinente war ein Werk der spanischen Geodäten, General Carlos Ibanes e Ibanez de Ibero (1825-91), der die ganze Meßkampagne im Jahre 1789 vorbereitet hat und selbst die astronomischen Beobachtungen sowie die Winkelmessungen auf den Fundamentalpunkten (sog. Laplace Punkte) durchgeführt hat. Zwei dieser Punkte befanden sich in Spanien auf den Gipfeln von Sierra Nevada und zwei auf der algerischen Seite.

(Mi )


Die italienische Briefmarke von 2022 zum 150-jährigen Jubiläum des Militärgeographischen Instituts (Istituto Geografico Militar - IGM) zeigt u.a. ein Detail des italienischen trigonometrischen Netzes, das vom IGM erstellt wurde.

150 Jahre Istituto Geografico Militare -
Flugzeug bei aerofotogrammetrischen Vermessungen, Italien [2022]


Die erste Landesdreiecksvermessung (Triangulation) in Großbritannien wurde in den Jahren 1783-1853 durchgeführt, inizieret durch den damaligen Leiter des Ordnance Survey, William Roy. Ca. 150 Jahre später, in den Jahren 1936-1962 fand die erneute Triangulierung des Landes statt:




Die Triangulation hatte früher den Vorteil, daß eine relativ kurze Strecke (Basis) zwar mit viel Aufwand aber relativ genau gemessen werden konnte, und die viel längeren Strecken dann über Winkelmessungen abgeleitet wurden, da früher Winkel genauer messbar waren, als lange Strecken. Heute verlor die Triangulation an Bedeutung, da es kein Problem mehr ist, lange Strecken genau direkt zu messen, und außerdem können mit Hilfe von Satellitenverfahren direkt die Koordinaten bestimmt werden.

Die Punkte höhster Ordnung wurden früher in den Triangulationsnetzen mit präzisen astronomisch-geodätischen Methoden bestimmt, um die genaue Lagerung des Netzes zu ermitteln. Die übrigen Punkte wurden dann mittels Winkelbeobachtungen bestimmt. Da die einzelnen trigonometrischen Punkte, je nach der Ordnung des Netzes, mehrere Dutzend Kilometer (bei der 1. Ordnung sogar bis zu 100 km) voneinander entfernt liegen, mußten sie durch entsprechende Signalbauten für die Beobachtungen auf den Nachbarpunkten sichtbar gemacht werden. Dazu benutzte man meistens große, aus Holz konstruierte Turmbauten, wie die folgenden Beispiele zeigen:

Eine Holzpyramide über einem TP erster Ordnung auf dem Berg Musala (2925,40 m; einer der 5 bulgarischen TP's 1. Ordnung), dem höchsten Berg Bulgariens und der gesamten Balkanhalbinsel (die Turmpyramide ist heute wohl nicht mehr vorhanden):


Bulgarien [1936], (Mi 304)


Eine typische Pyramide, wie sie auf verschiedenen Triangulationspunkten der schweizerischen Landestriangulation vorkommen, vor der Gebirgslandschaft der Berner Alpen mit ihrem höhsten Gipfel, dem Finsteraarhorn (4.274 m) links der Triangulationspyramide. Der Finsteraarhorn selbst ist auch ein Triangulationspunkt 1. Ordnung (als Signal befand sich dort jedoch nicht eine solche Pyramide, sondern lediglich eine Signalstange):

Schweiz [1949], (Mi 540)


Typische für die Schweiz Signalpyramide über einem Fixpunkt der schweizerischen Landesvermessung (neben einen Theodoltien und dem Koordinatengitter der Schweiz). Die Pyramide an sich versinnbildlichte über lange Zeit die Landesvermessung und wurde bis vor einiger Zeit auch als Logo für das Bundesamt für Landestopographie verwendet:

Schweiz [1988], (Mi )


Eine Signalpyramide über dem Vermessungspunkt der Landestriangulation 1. Ordnung von 1903 auf dem Gipfel Rigi-Kulm (1797,5 m) in der Schweiz:




Türkei [1970], (Mi )


Türkisch-Zypern [1992], (Mi 346)


Abb. G-09: Der Struve-Bogen - UNESCO-Weltkulturerbe; (Lettland [2011], Mi...)









(Mi )


Die Türme und Signalbauten dienten dazu, die trigonometrischen Punkte für die Winkelmessungen auf große Entfernungen sichtbar zu machen. Die Bodenpunkte unter den Signalbauten wurden in der Regel mit soliden Granit- oder Betonpfeilern und unterirdischen Sicherungen vermarkt. Drei solche Punkte zeigen die nachfolgenden postalischen Ausgaben aus Japan.

Ein Sonderstempel, der am 30. Mai 1991 im Postamt von Tsukuba Academic City anläßlich des 100. Jahrestages der Einführung von Höhen-Standardbezugspunkt in Japan verwendet wurde, zeigt neben einer typischen Höhnenmarkierung in Japan (links) und dem Gebäude der obersten Vermessungsbehörde Japans (Geospatial Information Authority, früher - in den Jahren 1949 bis März 2010 - Geographical Survey Institute, GSI) mit dem Hauptsitz in Tsukuba, Präfektur Ibaraki (hinten rechts) auch einen Triangulationsturm mit einem Triangulationspunkt erster Ordnung (vorne rechts).
Dieser ca. 45 m hoher Turm befindet sich auf dem Gelände des GSI, in der Nähe des in 1996 neben dem GSI eröffneten Science Museum of Map and Survey. Er wurde im Jahre 1979 aus Beton erbaut und markiert seitdem den Nullpunkt des geographischen Koordinatensystems von Japan (Tsukuma-Ursprung der Breiten- und Längengrade). Dieser Nullpunkt lag ursprünglich in Tokio, wurde aber 1979 hier festgelegt, als das Hauptbüro der GSI von Tokio nach Tsukuba City verlegt wurde. Der ursprüngliche Nullpunkt von Tokio war nämlich durch die Wolkenkratzer in seiner Sichtbarkeit so begränzt, dass ein neuer Nullpunkt etabliert werden musste. Die Position und der ursprüngliche Azimut (der Winkel zum geographischen Norden) dieses Punktes wurden mit großer Präzision durch astronomische Vermessungen und Satellitenbeobachtungen bestimmt. Aufgrund der jüngsten Fortschritte in der Messtechnik für absolute Breiten- und Längengrade wie VLBI (Very Long Baseline Interferometry) ist der Nullpunkt von Tsukuba jedoch zu einem Denkmal geworden, genau wie Tokio.
Unter diesem Triangulationspunkt befindet sich keine Steinmarkierung, jedoch ist direkt unterhalb des Aussichtsturms eine Metallmarkierung mit einem Durchmesser von 11 Zentimetern eingelassen, auf der die Worte „Tsukuba-Referenzpunkt + Geospatial Information Authority of Japan, Ministry of Construction“ eingraviert sind. Die Daten dieses Referenzpunktes sind: Breite 36°06'02.098'' N, Länge 140°05'28.080'' E , Höhe: 25,717 m (sie beziehen sich aktuell auf die in der Nähe des Triangulationspunktes gelegene VLBI-Station).



Der Dauer-Werbestempel des Postamtes in Sapporo-Yamanote (hier vom 1. Juni 2004) zeigt einen trigonometrischen Punkt der Triangulation 1. Ordnung, der sich auf dem Gipfel des 311,3 Meter hohen Berges Sankaku-Yama (d.h. Mt. Triangle - Dreiecks-Berg, genannt auch Kotoni-Yama - nach dem Ortsteil) am westlichen Rand von Sapporo befindet (Stadtbezirk Nishi-ku). Der Berg selbst, der eine charakteristische Dreiecksform besitzt, ist im Hintergrund zu sehen (und rechts ein typischer für die Gegend Schwalbenschwanz-Schmetterling). Seine Lagekoordinaten sind: 43°03'27.0"N 141°17'14.0"E.



Die private japanische Briefmarke von 2006 zeigt einen trigonometrischen Punkt (TP) einer Triangulation 3. Ordnung auf dem Gipfel des Berges Mt. Kitadake in den japanischen Südlichen Alpen auf der Insel Honshu. Mit seinen 3.193 m ist er der zweithöchste Berg Japans nach dem südöstlich benachbarten Berg Fujiyama (3.776 m), der im Hintergrund der Briefmarke zu sehen ist.
Der TP "Takeshi Shirane" wurde in Juli 1904 vermarkt, aber im Laufe der Jahre wurde er wohl durch Erosion und andere Einflüsse beschädigt. In Juli 2007 wurde er deshalb mit einem kleineren Stein neu vermarkt. Den auf der Briefmarke dargestellten Pfeiler gibt es dort deshalb nicht mehr.





Besondere trigonometrische Punkte (TP):
Häufig dienten auch die von weitem sichtbaren Kirchturme als wichtige trigonometrische Punkte und manchmal sogar als Nullpunkte (Ursprünge) von lokalen Koordinatensystemen (sog. Kirchturmsysteme).
So wurden z.B. die Türme der Münchener Frauenkirche seit Beginn der ersten Landestriangulation in Bayern vor über 200 Jahren immer wieder zu trigonometrischen Beobachtungen der Landesvermessung benutzt. Als das erste bayerische Triangulationsnetz seit 1801 zum Zwecke der topographischen Landesaufnahme Bayerns unter der Leitung des franz. Ingenieurgeographen Charles Bonne gemessen wurde, wurden von beiden Kirchtürmen aus Winkelmessungen zu den benachbarten trigonometrischen Punkten (u.a. die Kirchturmspitze in Aufkirchen als Endpunkt der Basislinie) mit Hilfe des sog. Bordakreises ausgeführt. Seit dem Jahr 1808 wurden die Winkelmessungen durch Jakob Georg Soldner fortgesetzt. U.a. beobachtete er im Frühjahr 1813 auf dem nördlichen Turm das astronomische Azimut der Ausgangsbasislinie München - Aufkirchen.
Die Spitze (Helmstange) des Nordturmes der Frauenkirche wurde gleichzeitig als Nullpunkt des sog. Soldnerschen Koordinatensystems gewählt, in dem das bayerische Landesdreiecksnetz berechnet wurde. Diese sog. Soldnerkoordinaten bilden die Grundlage für die bayerischen Flurkarten (Katasterkarten) und andere Kartenwerke.
Auch in den folgenden Jahrzehnten wurden immer wieder Winkelmessungen von dem nördlichen Frauenturm durchgeführt, so z.B. im Jahre 1855 durch Jakob Rathmayer anläßlich des Anschlusses des bayerischen Hauptdreiecksnetzes an die Triangulation von Tirol, und später u.a. in den Jahren 1901-1904, 1933 und 1950 (Winkelmessungen mit einem Theodoliten Wild T3) anläßlich der Schaffung des neuen bayerischen Hauptdreiecksnetzes, sowie 1953 während der Erneuerung der beiden Kuppeln auf den Frauentürmen.
Für die Winkelmessungen hat man Anfang des 20. Jh. in den Fenstern der Turmstube im nördlichen Turm insgesamt vier Beobachtungspfeiler errichtet; die exzentrischen Messungen auf den Pfeilern wurden dann auf die Helmstangenmitte zentriert. Das Zentrum der TP-Station "Frauenkirche" wird durch die alte Helmstange 1904 unmittelbar unter dem Knopf des nördlichen Turmes dargestellt. Die abgelotete Lage der Helmstange ist auf dem Fußboden der Turmstube durch eine eiserne Schraubenöse gekennzeichnet.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden von dem Trigonometrischen Punkt TP "Frauenkirche" auch geodätische Streckenmessungen ausgeführt, z.B. im Jahre 1958 Messungen mit dem Tellurometer im Basisvergrößerungsnetz München, 1962-63 - EDM-Messungen mit einem Distomat und 1966-67 - Streckenmessungen mit dem Geodimeter 2A.
Der nordliche Turm der Frauenkirche ist auch der Zentralpunkt für die Lagerung des Bezugsellipsoides (nicht zu verwechseln mit dem Nullpunkt des verebneten Koordinatensystems der Kartenabbildung) für das in den Jahren 1954-1987 bestimmte Netz ED87 (Europäisches Datum 1987; die Verbesserung des Systems ED50, das bis 1993 als die geodätische Grundlage des gesamten NATO-Kartenwerkes war), ein westeuropaweites zweidimensionales Lagesystem (verwendet damals aber nur für wissenschaftliche Zwecke, ohne Eingang in die Praxis der Landesvermessung gefunden zu haben):



(Mi )


Auch ein anderes, weltweit bekanntes Wahrzeichen, der Kölner Dom, ist seit 1803 ein wichtiger Vermessungspunkt der Landesaufnahme und wohl der am häufigsten als Vermessungspunkt verwendetes Bauwerk des Rheinlandes. Der hölzerne Dachreiter von 1744 (der aber schon 1811 wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde) mit seiner Spitze diente bereits dem französischen Obersten Tranchot in Juni 1803 als Zielpunkt und Beobachtungsstandpunkt während seiner Triangulation der vier linksrheinischen Departements in den Jahren 1801-1814. Den gleichen Stand- und Zielpunkt wie Tranchot benutzte bei seinen Winkelbeobachtungen im September 1806 auch Prof. J. F. Benzenberg, der von der bergischen Regierung in Düsseldorf mit einer Triangulation des Herzogtums Berg beauftragt war.
Nach dem Übergang von Rheinland an Preußen wurde die von den Französen begonnene Katasterermessung fortgesetzt und dazu wurde im Jahre 1821 verfügt, daß der Kölner Dom als Koordinaten-Nullpunkt für die bereits vorhandenen Dreiecksnetze dienen sollte, dh. für die Trigonometrischen Punkte 1. und 2. Ordnung. Von etwa 1824 an wurden auch die Koordinaten der Katastervermessungen in Rheinland und auch in Westfalen auf den Kölner Dom als Nullpunkt bezogen.
Bei der Neuvermessung der Stadt Köln im Jahre 1836 wurde als Ersatz für den 1811 abgebrochenen Dachreiter das gotische Kreuz auf dem Ostchor als trigonometrischer Punkt verwendet.
1860/1861 wurde im Zuge der Europäischen Längengradmessung vom Preußischen Generalstab auf dem noch unvollendeten Südturm des Doms ein Steinpfeiler aufgemauert, auf dem die Winkelbeobachtungen ausgeführt wurden. Für das einige Jahre später vom Preußischen Geodätischen Institur Potsdam geschaffene neue Dreiecksnetz (sog. Rheinische Dreiecksnetz) wurden 1867, 1868 und 1877 auch auf dem Kölner Dom wieder Winkel beobachtet. Wegen des Weiterbaus der Domtürme mußte dabei der Beobachtungspfeiler von 1861 aufgegeben werden. Als neuer Trigonometrischer Punkt wurde die Mitte eines in dem 1860 erbauten neuen Vierungsturm (Dachreiter) aufgestellten eisernen Beobachtungstisches gewählt. Dieser Punkt wurde ab 1876 als Nullpunkt des vorläufigen 38. preußischen Katasterkoordinatensystems für alle Vermessungen verwendet.
Im Jahre 1886 wurde der Kölner Dom in die neue, einheitliche und genauere Triangulation der Gebiete westlich der Elbe durch die Königlich Preußische Landesaufnahme miteingezogen. Die Lage des Doms paßte aber nicht in eine optimale Gestalt des Triangulationsnetzes. Außerdem bildeten seine Türme gegenseitig Hindernisse in Richtung auf die benachbarten Hauptdreieckspunkte. Daher wurde er 1891 nur als Zwischenpunkt von dem Hauptdreieck Mündt - Velbert - Birkhof aus eingemessen. Aufgrund dieser Messungen wurden von der Königlich Preußischen Landesaufnahme für die Dachreiterspitze neue geographische Koordinaten ermittelt. Dieser Punkt diente von etwa 1900 an als Nullpunkt des entgültigen 38. Katasterkoordinatensystems. (Der Nullpunkt des vorläufigen Systems - der eiserne Tisch - liegt, 2,39 m westlich davon). Die bei Folgemessungen immer wieder auftretenden Netzspannungen fürten 1933 zu einer Netzerneuerung durch das Reichsamt für Landesaufnahme, bei der der Dachreiter wieder als Anschlußpunkt diente. Auch später wurde der Dachreiter des Kölner Doms wiederholt bei Verdichtungen und Erneuerungen des trigonometrischen Netzes als Anschlußpunkt verwendet, so 1964, 1967 und 1971. Heute trägt dieser TP 1. Ordnung die Bezeichnung "Köln, Dom Dachreiter" und die Nummer TP 5007/1.
Der Kölner Dom hat auch noch ein eigenes, örtliches Vermessungssystem, bestehend aus ca. 50 Punkten am Dom und auf benachbarten Gebäuden, das ausschließlich zum Aufmaß und zur Dokumentation der Bausubstanz und der archäologischen Ausgrabungen sowie zur Überwachung der Lage des Dachreiters und der Domtürme dient. Dieses System hat den Nullpunkt "Dachreiter, Sternspitze" und soll lageidentisch mit dem 38. Katasterkoordinatensystem sein.

(Mi )


Die Türme der Marktkirche Goslar dienen seit der Landesvermessung des Königreiches Hannover Anfang des 19. Jh. (sog. Gaußsche Landesaufnahme) als Trigonometrische Punkte. Bei der dieser Landesvermessung vorausgegangenen Triangulation des Königreiches Hannover, die in den Jahren 1821-1825 durch C.F. Gauß durchgeführt wurde (Berechnungen des Netzes wurden erst 1844 abgeschlossen), wurden auch die beiden Kirchtürme als Dreieckspunkte miteingebunden (sog. Gaußsches Netz). Die eigentliche topographische Landesaufnahme erfolgte dann in den Jahren 1827-1861.
Für die Anlegung des Katasters im Königreich Hannover, das seit 1866 eine preußische Provinz bildete (siehe Kataster in Preußen), war es notwendig, für den Anschluß der Katasterneuvermessungen (ausgeführt in den Jahren 1868-1875) Verdichtungsnetze auf der Grundlage des Gaußschen Netzes anzulegen. Da die Boden-Triangulationspunkte infolge unzureichender Vermarkung zum großen Teil verloren gegangen sind, benutzte man zum Anschluß dieser Katastertriangulation u.a. die von Gauß bestimmten Türme der Marktkirche.
Im Jahre 1844 sind beide Kirchtürme der Marktkirche Goslar abgebrannt, und so sind die 1849 wieder errichteten Türme nicht identisch mit den Punkten der Gaußschen Messungen. In Goslar erfolgten die Messungen mit Theodoliten und die Berechnungen in den Jahren 1873-1874. Aufgenommen in das Landesdreiecksnetz als der Trigonometrische Punkt TP 4028/32 wurde nur der Knopf des sog. vollen Turms, also des südlichen (der linke Turm auf der Briefmarke). Aufgrund von Beobachtungen nach der Einführung der 40 Soldnerschen Koordinatensysteme in Preußen in 1879 und in den folgenden Jahrzehnten wurden für diesen TP mehrmals (u.a. 1958 und 1991) neue, leicht veränderte Koordinaten im Gauß-Krüger-System ermittelt.

(Mi )



Als trigonometrische Punkte wurden aber auch andere aus großen Entfernungen gut sichtbare, hoch gelegene Objekte gewählt, z.B. Bergkuppen oder markante Felsen. Auch der Castle Rock in Pineville, USA, dient laut dem nachfolgenden Sonderstempel seit 1750 als Vermessungspunkt. Seine Funktion als ein solcher Vermessungspunkt läßt es sich aber nicht bestätigen, auch nicht von den ortsansäßigen Vermessungsingenieuren.



Die trigonometrischen Vermessungen nach der Methode der Triangulation wurden seit dem 18. Jh. auch bei den zahlreichen Gradmessungen zur Bestimmung der Figur der Erde und deren Abplattung durchgeführt, so z.B. bei den Expeditionen nach Lappland und Peru (1735-1740), bei der Messung von Dünkirchen nach Barcelona (1792-1799) oder bei der Gradmessung Hammerfest - Donaumündung (1816-1852). Dabei sind mehrere Hundert Kilometer lange Triangulationsketten entstanden. Bei der Gradmessung in Indien ist in den Jahren 1800-1842 auch ein das ganze Land umspannende Netz an Triangulationsketten in mehreren Ordnungen entstanden, das die Grundlage für die späteren Vermessungen bildete. Zur Erinnerung an diese "Große Trigonometrische Vermessung" Indiens und die dabei durchgeführte Gradmessung hat die Indische Post im Jahr 2004 einen Block herausgegeben. Neben einer Karte mit den Triangulationsdreiecken im Hintergrund, einigen historischen Vermessungsgeräten und symbolischen Darstellungen der Gradmessung und Triangulation wurden auch zwei indische Vermesser aus dieser Zeit abgebildet:

Abb. xx: The Great Trigonometrical Survey - trigonometrische Vermessung Indiens im 19. Jahrhundert;
links Nain Singh, rechts Radhanath Sikdar (Indien, Mi 2029-2031 (MiBl. 25) )