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M e t e r k o n v e n t i o n ,    m e t r i s c h e s   S y s t e m
Das Meter (m) ist die Basiseinheit der Länge im internationalen metrischen Einheitensystem (SI - Système international d’unités). Die Bezeichnung Meter leitet sich vom griechischen Wort métron für "Maß" ab. Das Meter ist somit auch die Grundeinheit für das Vermessungswesen und die Geodäsie.

Verschiedene Maße für die Längenbezeichnung und -messung wurden schon seit der Frühgeschichte der Menschheit benutzt. Sie basierten fast immer auf den Gliedmaßen der Menschen. Solche Maßeinheiten, wie Fuß, Elle oder Schritt waren schon bei den Ägyptern, Griechen und Römern in der Antike sehr verbreitet und zählen zu den ältesten Naturmaßen. Sie wurden aber sehr individuell definiert. Mit dem zunehmenden Handel und Verkehr zwischen den Städten und Ländern erwies sich dies als ein immer größeres Problem, denn oft verfügten einzelne Städte, Dörfer und Märkte über ganz individuelle Einheiten - auch für die Länge (z.B. der verkauften Stoffe), die miteinander nicht vergleichbar waren. Es wuchs also Bedarf an einer universellen Längeneinheit, die nicht – wie bisher üblich – von der Länge menschlicher Gliedmaßen abgeleitet war.
So schlug der französische Abt und Astronom Jean Picard 1668 als Längeneinheit das Sekundenpendel vor – also die Länge eines Pendels, das eine halbe Periodendauer von einer Sekunde hat. Im Schwerefeld von Europa hätte ein solches Pendel die Länge von etwa 0,994 m.
Maßgebend für eine internationale Längeneinheit wurde jedoch nicht das Sekundenpendel, sondern die Erdfigur, die im 18. Jahrhundert durch mehrere Gradmessungsexpeditionen immer genauer erforscht wurde. So entsandte z.B. die Pariser Akademie der Wissenschaften 1735 zwei Expeditionen zur Gradmessung nach Peru und Lappland, um die genauen Abmessungen der Erde festzustellen.

Am 26. März 1791 beschloss die verfassunggebende Versammlung in Paris auf Vorschlag der Akademie der Wissenschaften die Einführung einer universellen Längeneinheit. Das neue Längenmaß solle der zehnmillionste Teil der Entfernung vom Pol zum Äquator (Erdmeridianquadrant) sein. Dazu sollte der Meridianbogen von Dünkirchen bis Barcelona von zwei französischen Astronomen, Jean-Baptiste Joseph Delambre und Pierre Méchain, neu vermessen werden, was sich allerdings in den Wirren der französischen Revolution bis 1798 hinzog.

Die rumänische Briefmarke zeigt sehr anschaulich die Länge des Meters als 1 / 10.000.000 Teil der Entfernung vom Pol zum Äquator:

100 Jahre des metrischen Systems in Rumänien
(Rumänien [1966], Mi...}

Am 1. August 1793 wurde dieses Längenmaß – auf Vorschlag von Jean Charles Borda "Meter" genannt – im Nationalkonvent gesetzlich eingeführt, allerdings mit einem provisorischen Wert von 443,440 Pariser Linien, was knapp 1000,325 Millimetern entspricht. Auf Grundlage dieses Wertes wurde 1795 ein erster Messing-Prototyp hergestellt. Nach Abschluss der Triangulationen zwischen Dünkirchen und Barcelona zur Bestimmung der Meridianbogenlänge wurde 1799 ein zweiter sogenannter definitiver Urmeter aus Platin hergestellt und am 22. Juni 1799 im französischen Nationalarchiv in einem Stahlschrank verschlossen. Heute wird es in einem Tresor des Internationalen Büros für Maß und Gewicht (BIPM) in Sèvres bei Paris aufbewahrt.
Im 19. Jahrhundert kamen allerdings genauere Vermessungen der Erde zum Ergebnis, dass der Urmeter etwa 0,02 % zu kurz geraten war, also seine Genauigkeit noch schlechter war als die des ersten provisorischen Meterprototyps. Dennoch wurde an dem 1799 definierten Meter festgehalten – mit dem Ergebnis, dass der Erdmeridianquadrant nicht 10.000, sondern 10.001,966 km lang ist. Der Meter richtete sich nicht mehr nach der Vermessung der Erde, sondern entsprach nun – bis 1960 – der Länge eines konkreten Gegenstands.

Die Übernahme des Urmeters von 1799 als internationale Maßeinheit wurde am 20. Mai 1875 in der "Internationalen Meterkonvention" von siebzehn Staaten beschlossen. Die Internationale Meterkonvention ist ein internationaler Vertrag mit der Aufgabe, Maß und Gewicht international zu vereinheitlichen und dafür nötige Organisationsformen zu schaffen sowie diese zu finanzieren.
Die Internationale Meterkonvention etablierte drei Organe: die Generalkonferenz für Maß und Gewicht - ein Treffen von Delegierten aller Unterzeichnerstaaten im Abstand von vier bis sechs Jahren, das Internationale Komitee für Maß und Gewicht - ein Verwaltungskomitee, das jährlich zusammentrifft und das Internationale Büro für Maß und Gewicht - ein internationales Zentrum für Maßeinheiten in Sèvres bei Paris.
Derzeit gibt es 52 Staaten als Vertragsparteien der Meterkonvention und 26 assoziierte Mitgliedstaaten, die sich nicht in vollem Umfang an der Finanzierung beteiligen und nicht stimmberechtigt sind. 1960 wurde das Internationale Einheitensystem (SI) eingeführt, das weltweit eine große Verbreitung gefunden hat.

Nachdem das Urmeter nicht genau dem zehnmillionsten Teil der Entfernung vom Pol zum Äquator entsprach, hatten alle späteren Definitionen des Meters nur das Ziel, die Länge des Urmeters präziser zu realisieren, nicht aber, sie zu ändern.
Am 26. September 1889 wurde das Urmeter von der Generalkonferenz für Maß und Gewicht durch einen neuen Meterprototypen aus einer Legierung aus 90% Platin und 10% Iridium ersetzt. Auf diesem 102 cm langen Normal mit X-förmigem Querschnitt (20 × 20 mm) repräsentierten Strichgruppen die Länge von einem Meter. Definiert wurde er über den Abstand der Mittelstriche dieser Strichgruppen bei einer Temperatur von 0 °C. Diese Längendefinition besaß eine Genauigkeit von 10-7 und war damit um drei Größenordnungen genauer als das Urmeter von 1799. Gleichzeitig mit dem Pariser Urmeter von 1889 wurden noch dreißig nummerierte Kopien des dritten Urmeters hergestellt. Diese wurden an die Mitgliedsstaaten verlost.

Die folgenden Briefmarken zum 100jährigen Jubiläum der Meterkonvention zeigen den dritten Prototypen des Meters aus dem Jahr 1889 mit dem X-förmigen Querschnitt. Auf der ungarischen Briefmarke ist außerdem das ungarische Gesetz zur Metereinführung (?) dargestellt, auf der Briefmarke der Schweiz - die Spektrallinie des Krypton, das für die Meterdefinition von 1960 zugrunde gelegt wurde.

100 Jahre Internationale Meterkonvention
(Bulgarien [1975], Mi 2381)
100 Jahre Internationale Meterkonvention
(Ungarn [1976], Mi 3115)
100 Jahre Internationale Meterkonvention
(Schweiz [1975], Mi 1046)

Bei der Herstellung des Meterprototyps wurde größter Wert auf die Haltbarkeit und Unveränderbarkeit gelegt, aber es war grundsätzlich klar, dass er vergänglich ist und außerdem auch nicht an jedem Ort mit den dort verwendeten Metereinheiten zu deren Eichung verwendet werden kann. Um diese Probleme zu beseitigen und das Meter noch genauer zu definieren, wurde auf der Generalkonferenz für Maß und Gewicht im Jahre 1960 eine neue Meterdefinition eingeführt, die auf der Atomphysik basierte:
Ein Meter ist das 1.650.763,73-fache der Wellenlänge der von Atomen des Nuklids 86Kr (Krypton) beim Übergang vom Zustand 5d5 zum Zustand 2p10 ausgesandten, sich im Vakuum ausbreitenden Strahlung.
Mit dieser Definition wurden Genauigkeiten von 10-8 erreicht. Auf dieser Weise konnte die Länge von einem Meter mit entsprechender Ausrüstung an jeder beliebigen Stelle der Welt reproduziert werden. Der Zahlenwert (1.650.763,73) wurde dabei so gewählt, dass das Ergebnis dem bis 1960 gültigen Meter mit denkbar größter Genauigkeit entsprach.

Die französische Briefmarke zum 100jährigen Jubiläum der Meterkonvention stellt graphisch diese Meterdefinition dar. Außerdem zeigt sie die Unterschriften unter dem Vertrag der Internationalen Meterkonvention vom 20. Mai 1875 und erwähnt auch das Internationale Büro für Maß und Gewicht (Bureau international des poids et mesures):
100 Jahre Internationale Meterkonvention 1875-1975
(Frankreich [1975], Mi 1921)

Da die früheren Definitionen des Meters auf der Basis des Internationalen Meterprototyps oder der Krypton-Wellenlänge im Vergleich zur mit Atomuhren gemessenen Sekunde relativ ungenau waren, entschloss man sich, das Meter auf der Basis der Sekunde und der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum neu zu definieren. Auf der 17. Generalkonferenz für Maße und Gewichte am 20. Oktober 1983 in Paris wurde folgende Meterdefinition eingeführt:
Ein Meter ist die Strecke, die das Licht im Vakuum in 1 / 299.792.458 Sekunden zurücklegt.
Der "krumme" Wert für die Zeit wurde so gewählt, daß die errechnete Länge denselben Wert hat, wie das bisherige Urmeterprototyp, d.h. die ursprüngliche Länge wurde dabei nicht verändert.