1. Tag: Di, 04.04.2000
- Düsseldorf - Agadir - Marrakech -

Blick vom Flugzeug aus auf den verschneiten Hohen Atlas Unsere Reise beginnt schon ziemlich spannend, denn der für 13:45 Uhr geplante Abflug der LTU Maschine in Düsseldorf verspätet sich um ca. 30 Min. wegen eines „kleinen“ Defektes (angezeigt durch die Bordinstrumente beim Rollen zur Startbahn). Wir rollen also zurück Richtung Hangar. Nach einem schnellen Check durch die Techniker beruhigt der Pilot die Passagiere mit den Worten: „Sehr verehrte Gäste, es gibt keinen Grund zur Unruhe, denn das Problem SCHEINT nun behoben zu sein und wir können starten“. Während des Fluges haben wir immer noch ein mulmiges Gefühl im Bauch. Aber auch das legt sich wieder, als wir den Boden in Agadir um 15:10 Uhr Ortszeit (17:10 Uhr MEZ) betreten dürfen.
Falls es doch einmal zu unerwünschten Änderungen in der Planung kommt, ist es sicherlich sinnvoll, sich vorher die langgeplante Reise versichern zu lassen.

Es gibt zunächst eine riesige Warteschlange zur Paßkontrolle. Grimmige Gesichter am Schalter prüfen alles sehr ordnungsgemäß. Dann sehr langes Warten auf das Reisegepäck Unsere erste Tasche bekommen wir erst nach einer Stunde und 40 Min, die zweite nach genau zwei Stunden nach der Landung, nachdem die Anzeige unseres Fluges schon längst gelöscht ist. Wir sind froh, es endlich geschafft zu haben und gehen zum Bus, der uns nach Marrakech bringen soll. Nachdem auch alle anderen Gäste ihr Gepäck abgeholt haben, kann der Bus Richtung Marrakech starten. Es ist 18:15 Uhr.

Auf der Hauptstraße herrscht ein reger Verkehr, viele LKW's sind unterwegs. Es ist noch sonnig. Den Sonnenuntergang sehen wir um ca. 19:10 Uhr. Die Fahrt geht durch den Hohen Atlas tlw. schon in der Dunkelheit. Mein mulmiges Gefühl im Bauch meldet sich wieder, als ich die Überholmanöver des Fahrers sehe. Man bedenke, wir sind im Gebirge!!! Einen Zwischenstopp machen wir im Ort Imi-n-Tanoute (das kann kaum einer richtig aussprechen, aber wir lernen es noch) nach Durchquerung des Gebirges. Es ist schon ziemlich kühl und wir werden so langsam müde. Schließlich kommen wir um ca. 23:00 Uhr in Marrakech an und übernachten im Hotel Safir Siaha.


2. Tag: Mi, 05.04.2000
- Marrakech - Casablanca - Rabat -

Leider war diesmal nichts mit langem Ausschlafen, denn schon um 7: 30 Uhr werden wir durch unseren marokkanischen Reiseleiter Tafik sehr nett begrüßt und fahren Richtung Casablanca (ca. 260 km). Unterwegs machen wir zwei Zwischenstopps. Das Wetter ist zunächst schön. Es kommt Freude auf und der Schlafmangel ist längst vergessen. Unterwegs jedoch treffen wir auf Quellwolken, später in Rabat gibt es Schleierwolken und wenig Sonne. Ob das Wetter die nächsten Tage auch so sein wird? Casablanca - Moschee Hassan II und der Vorplatz In Casablanca essen wir zu Mittag in einem Restaurant am Strand, dann machen wir einen kurzen Spaziergang entlang der Corniche. Bild Der Bus wartet am Ende der Promenade und bringt uns zum wohl schönsten Ort in Casablanca - zu der Hassan II. - Moschee, die auf einer künstlichen Halbinsel vom König Hassan II. gebaut wurde (größte Moschee in Marokko). Obwohl das riesige Minarett fast in greifbarer Nähe erscheint, Bild gehen wir mehrere Minuten durch den unbeschreiblich großen Vorplatz bis wir die Moschee endlich erreichen. Erst jetzt sieht man wirklich, wie kolossal sie gebaut wurde. Bild Innenbesichtigung ist leider nicht möglich, heißt es.
Danach fahren wir weiter nach Rabat (sog. weiße Königsstadt) über die einzige Autobahn Marokkos (ca. 70 km) - nicht gerade spektakulär. In Rabat haben wir eine Stadtrundfahrt und besichtigen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten:

  • den Königspalast Bild und die El Faeh Moschee Bild im Palastbezirk (beides nur von Außen). Dabei haben wir das Glück, vor dem Palast den Wechsel der Königsgarde beobachten zu können. Bild Die wachehaltenden Soldaten verhalten sich aber anders, als das sonst von anderen Plätzen der Welt bekannt ist. Sie sind ganz locker, unterhalten sich untereinander und lächeln den Touristen zu. Der Königspalast erscheint von Außen wenig imposant und beeindruckend. Im Inneren gibt es dagegen Reichtum pur, lassen wir uns sagen.

  • die Totenstadt Chellah Bild (meridinische Nekropole aus dem 14. Jh. u.a. mit den Ruinen der Grabmoschee der Meriniden). Hier fühlen wir uns, wie in eine andere Welt versetzt - es ist eine Oase der Ruhe, herrscht keine Hektik. Wir spazieren durch die verwilderten Gärten, in denen auch unzählige Störche ihre Neste gebaut haben. Bild Sie lassen sich auch nicht durch die zahlreichen Touristen stören, die zwischen den Ruinen wandern.

  • das Mausoleum des Mohammed V. Bild (drittschönstes Mausoleum weltweit nach Indien und Kairo) und den Platz vor dem Mausoleum mit der unvollendeten Moschee und dem Hassan II. -Turm. Bild Die auf dem riesigen Platz stehenden Säulen lassen nur vermuten, wie gigantisch die Moschee sein sollte.

  • den Andalusier-Viertel in der Altstadt, wo wir einen kleinen Spaziergang machen.

  • die Oudaia-Kasbah (Festung aus der Almohadenzeit und einstige Korsarenstadt an der Mündung des Flusses). Wir spazieren durch das Kasbah-Viertel, das von der einen Seite durch eine hohe Mauer, von der anderen Seite durch das Meer umgeben ist. Bild Außerhalb der Festungsmauer auf benachbarten Rasenflächen machen viele Marokkaner zu dieser späten Nachmittagsstunde einen kleinen Picknick, Bild denn von hier kann man einen schönen Ausblick auf die Stadt genießen.

Anschließend fahren wir zum Hotel „Rabat Chellah“ im Zentrum von Rabat. Nach dem Abendessen machen wir einen kurzen Nachtspaziergang in der Umgebung des Hotels auf der Suche nach einem Münztelefon, das wir auch endlich in einem kleinen Telefonladen finden.
Auf den Straßen von Rabat sieht man fast nur Uniformierte oder Männer in Anzügen - die Hauptstadt von Marokko ist eine Stadt der Ministerien, Behörden, Banken und Militärs. Industrie ist hier nicht vorhanden. Die eigentliche, wirtschaftliche Hauptstadt Marokkos ist Casablanca.


3. Tag: Do, 06.04.2000
- Rabat - Meknes - Fes -

Heute fahren wir vom Hotel in Rabat um 8.30 Uhr los Richtung Meknes (sog. grüne Königsstadt UNESCO-Weltkulturerbe). Zunächst geht die Fahrt durch Korkeichenwälder, später durch landwirtschaftlich geprägte Landschaft. Wir sind vom Wechsel der Landschaftsfarben in verschiedenen Tonen von grün und gelb begeistert und unterdrücken unsere Müdigkeit, um bloß nichts zu verpassen.
In Meknes machen wir zuerst einen kurzen Zwischenstopp (Kaffeepause) am Stadtrand. Während unsere Reisegruppe sofort die Cafes aufsucht, gehen wir zu zweit zum nahegelegenen großen und interessant aussehenden Stadttor. Bild Nach der Pause machen wir dann alle gemeinsam eine Stadtrundfahrt mit der Besichtigung von:

  • Ville Imperiale mit teilweise eingestürztem Teil des Heri (Getreidespeicher). In den voll erhaltenen Speicherräumen ist sehr angenehm kühl, was auch alle sichtbar genießen. In einem der Räume befindet sich ein Brunnen, und der Reiseführer demonstriert uns seine Tiefe, indem er einen kleinen Stein reinwirft. In dem zweiten Teil des Heri fehlt die Decke, dafür eröffnen sich uns sehr schöne Perspektiven zwischen den Mauern. Bild

  • Mausoleum und Grabmoschee Moulay Ismails, die neben dem Stadttor Bab Moulay Ismail Bild liegen. Bei der Besichtigung des Mausoleums Bild ist der junge örtliche Reiseführer bei seinen Erklärungen etwas fade, erzählt zu viele historische Details. Unser Reiseleiter merkt, daß wir mit unseren Gedanken nicht bei der Sache sind und übernimmt auch bald die Führung selbst. Das Interesse ist wieder da, denn er macht es viel lebhafter.

  • Souks in der Altstadt, wo verschiedene Handwerker ihre Produkte herstellen und anbieten (u.a. gehen wir durch das Viertel der Schurwollehändler). Wie spazieren durch die Souks bis zum großen El Hedim-Platz Bild an dessen Ende das monumentale Tor Bab Mansour Bild (Wahrzeichen der Stadt) liegt.

Unterwegs von Meknes nach Moulay Yakoub - Ausläufer des Rif-Gebirges Nach der Mittagspause geht die Weiterfahrt Richtung Fès, vorbei an dem Wallfahrtsort Moulay Idris. Dort machen wir am Straßenrand eine Fotopause, von wo man einen schönen Ausblick auf den auf einer Bergkuppe malerisch gelegenen Ort hat. Bild In der Nähe von Moulay Idris befinden sich die bekannten römischen Ruinen von Volubilis UNESCO-Weltkulturerbe. Auch hier machen wir eine kurze Fotopause. Doch leider sind diese viel zu weit von uns entfernt und wir müssen uns mit einem Blick von der Hauptstraße zufrieden geben. Bild Zudem blendet die Sonne und wir sehen wirklich nicht viel. Eine weitere kurze Gelegenheit zum Fotografieren bekommen wir kurz vor unserem Tagesziel. Wir halten kurz an und genießen einen schönen Blick auf einen Stausee Bild und die Ausläufer des Riffgebirges. Vor allem sind es die verschiedenen Farben der Landschaft, die uns so faszinieren.
Um ca. 17.30 Uhr kommen wir am Hotel im Ort Moulay Yacoub an (21 km von Fes entfernt). Nach der Zuteilung von Zimmern und Bungalows für die nächsten zwei Nächte entschließen wir uns zu einem individuellen Spaziergang in die Gegend, da wir bis zum Abendessen noch genug Zeit haben. Wir gehen zunächst straßenaufwärts, wo wir die gelb-weißen Berghügel Bild bei untergehender Sonne fotografieren wollen. Danach ändern wir unsere Marschrichtung und gehen straßenabwärts ins Tal zum nahegelegenen Dorf (ca. 20 Min. Weg) . Es findet dort gerade ein großes Fest (heute ist wohl der arabische Neujahrstag 1421) statt. Sehr viele Einheimische aus der Umgebung kommen mit Autos, auf Eseln oder zu Fuß, und es entsteht ein großer Trubel und feierliche Stimmung. Es gefällt uns die Atmosphäre und zum Schluß unternehmen wir einen Gang durch die kleine Markthalle im Dorf. Alles sieht dort noch sehr einfach und traditionell aus. Wir werden von den Einheimischen sehr neugierig beobachtet und nicht zu Unrecht, denn wann „ verirrt“ sich dorthin schon mal ein Tourist?
Nach der etwas mühsamen Rückkehr (es geht wieder straßenaufwärts) genießen wir das Abendessen im Hotel und übernachten schließlich in unserem viel zu großen Bungalow.


4. Tag: Fr, 07.04.2000
- Fes -

Diesmal machen wir einen Ganztagesausflug nach Fès (sog. blaue Königsstadt UNESCO-Weltkulturerbe). Vom Hotel fahren wir um ca. 8.30 Uhr, zurück sind wir um ca. 18.00 Uhr.
Einige Worte zum heutigen Wetter: zunächst erwarten uns Schleierwolken, nachmittags ist es schon stark bewölkt und teilweise regnet sogar etwas, dazu kommt ein zunehmend starker warmer Wind aus dem Südosten (von der Sahara). Nachmittags ist es sehr unangenehm, denn teilweise trocknet sogar unsere Spucke aus.
Fes el Bali (Altstadt) - Vorplatz der Kairawine Moschee (wichtigste Moschee in Marokko, angelegt in 859) Nach der Ankunft in Fes fahren wir zunächst auf einen Hügel im Süden der Stadt (Borj Sud), von wo eröffnet sich ein atemberaubender Panoramablick Bild auf die Stadt. Anschließend unternehmen wir einen ausführlichen Durchgang durch die historische Altstadt/Medina (Fes el Bali). Die meisten Gassen in den Souks sind sehr schmal und unglaublich verwinkelt, dazu kommt noch die bewundernswerte Lautstärke der Händler, die ihre Produkte loswerden wollen. Die Massen von Leuten in den Gassen machen das Restliche. Bild Ich glaube, jeder aus unserer Gruppe hat bereits nach wenigen Minuten die Orientierung verloren. Ohne die drei einheimischen Führer, die auf unsere Gruppe ständig achten, würden wir sicherlich die Altstadt nicht so schnell wieder verlassen können, und vor allem nicht vollzählig...
Das einzige mögliche Transportmittel in den Souks sind Esel, Pferde und Maultiere, die durch die engen Gassen alles mögliche transportieren. Manchmal sind dies richtige kleine Karawanen, die durch die Altstadt kreuzen. Die Lautstärke der Karawanenführer ersetzt dabei erfolgreich die woanders üblichen Autohupen. Das wichtigste Wort für einen Touristen, das man auf jeden Fall beherrschen und auf das man als Fußgänger sofort reagieren muß, ist „attention“ bzw. arabisch „balek“. Dann heißt es, sofort Platz zu machen für die sich nähernden Transporttiere, ansonsten droht eine Kollision, deren Folgen für die Langsameren (dh. die Fußgänger) sicherlich nicht angenehm wären. Es ist sehr anstrengend, durch diese alten engen Gassen zu gehen, aber auch gleichermaßen faszinierend, denn man bekommt den Eindruck, man hätte sich ins Mittelalter versetzt - überall sieht man Handwerker und Händler in den langen Jellabahs, die ihren traditionellen Beschäftigungen nachgehen, nur wir passen nicht so richtig in dieses Bild.
In der Altstadt erhalten wir einen Einblick in die bedeutendste Moschee El Qaraouiyyin (genannt auch Kairawine; von 859), in weitere Moscheen Bild und in ein Mausoleum. Reingehen darf man leider nicht, nur ein Blick ins Innere vom Eingang aus ist möglich. Besonders die schöne Kairawine-Moschee mit ihrem sehr großen Innenhof Bild ist für uns eine unerwartete Überraschung inmitten des Wirrwarrs von engen Gassen.
Anschließend besuchen wir eine traditionelle Weberei in einem dunklen Innenhof. Tatsächlich arbeiten dort an den Webstühlen in der freien Luft noch einige Leute. Deren Anblick und Arbeitsweise versetzt uns heute schon zum wiederholten Mal in die weite Vergangenheit. Dann sehen wir eine ehemalige Karawanserei. Bild Der Innenhof ist mit schönen Holzschnitzereien versehen.
Ein weiterer Programmpunkt bei der Altstadtbesichtigung ist der Besuch eines der vier Gerberviertel in Fes el Bali. Bild Gegen das penetrante Geruch, das dort herrscht, verteilt unser Reiseleiter vor dem Betreten dieses Viertels sog. „Gasmasken“, wie er es nennt. Es sind kleine frische Pfefferminzzweige, die man ständig unter der Nase halten sollte. Der Geruch ist wirklich unerträglich und wir sind froh, unsere Pfefferminzen dabei zu haben. In dem Gerberviertel klettert die ganze Gruppe, folgend unseren Reiseleiter, über eine glitschige und steile Steintreppe im Bruchzustand auf die Dächer der Häuser, die um das Viertel liegen. In Deutschland wäre eine solche Kletterei im Rahmen einer Stadtführung wegen der potenziellen Unfallgefahr undenkbar. Aber wir sind halt nicht in Deutschland. Oben werden wir für unsere „Nasenquallen“ entschädigt denn von dort gibt es einen guten Ausblick Bild auf die Kessel und die dort arbeitenden Leute.
Fes el Jedid - das Goldene Tor zum Königspalast Dar el Makhzen an der Place des Alaouites In den engen Altstadtgassen ist gegen Mittag teilweise kein Durchkommen mehr möglich. An einer kleinen engen Kreuzung stoßen plötzlich von allen Seiten Ströme von Einheimischen und Touristen aufeinander, dazu kommt von einer Seite eine kleine Karawane schwer beladener Esel und von der anderen Seite ein Reiter zu Pferd, der es sehr eilig hat. Folge - viel Geschrei unter den Marokkanern, ein kleiner Tumult und wir müssen uns fast an die Häuserwände pressen, um nicht von dem Pferd bzw. den Leuten zertrampelt zu werden. Nach einigen Minuten geht es aber weiter voran.
Mittagsessen bekommen wir in einem sehr schönen Restaurant (der Innenraum ist reichlich geschmückt und erinnert an eine ehemalige Moschee) in der Nachbarschaft des schönsten und teuersten Hotels der Stadt (Palais Jamai im Norden der Stadt). Vom Dach des Restaurants hat man einen sehr schönen Ausblick Bild über die Stadt. Einige Kinder, die auf den benachbarten Dächern spielen, bemerken uns und schicken sofort Küßchen und Liebeserklärungen an Agnes. Schade, wir müssen weiter gehen.
Nach der Mittagspause fahren wir auf einen Hügel im Norden der Stadt, worauf auch ein paar alte Ruinen erhalten geblieben sind Bild. Wir genießen wieder den tollen Ausblick auf die unter uns liegende Stadt, Bild weit im Süden erkennt man sogar Schnee im Hohen Atlas. Leider ist es schon ziemlich bewölkt und es fängt an leicht zu nieseln. Auch der heiße Wind von der Sahara wird immer stärker und unangenehmer.
Anschließend besuchen wir den alten Teil der „Neustadt“ von Fès (Fes el Jedid). Hier sehen wir von außen den Königspalast Dar el Makhzen Bild mit dem wunderschönen „Goldenen Tor“. Schade nur, daß die Sonne sich versteckt, in ihrem Schein würden die reich verzierten Türen noch schöner glänzen. Bild Dann spazieren wir durch das Wahrzeichen der Stadt - das „Blaue Stadttor“ Bild und befinden uns wieder mitten im pulsierenden Leben der Souks. Fes - das Blaue Tor - Bab Boujeloud (Eingangstor zu Fes el Bali, Wahrzeichen der Stadt) Hier besichtigen wir den Innenhof einer ehemaligen Koranschule – Bild die reichen Verzierungen aus Zedernholz sind zum Teil schon stark verfallen, da die Restaurierung (obwohl im Gange) sehr teuer ist.
Ein weiterer Programmpunkt am heutigen Nachmittag ist der Besuch einer Teppichknüpferei in der Innenstadt verbunden mit der Kaufmöglichkeit. Die Knüpferei befindet sich in einem sehr schönen und dekorativen alten Haus in der Altstadt mit einem großen überdachten Innenhof. Zum Glück werden wir von den Verkäufern in Ruhe gelassen, denn diese „stürzen“ sich auf die scheinbar „betuchteren“ Touristen. Schließlich machen wir noch einen Abstecher zu einem Messingladen mit sehr vielen schönen Souvenirs. Nach einer kleinen Präsentation der Arbeiten werden wir zum Kauf animiert. Doch auch hier lassen wir uns nicht überreden. Agnes flirtet dafür mit dem sehr netten jungen örtlichen Reiseführer, der uns schon die ganze Zeit in Fès begleitet. Nach dem Besuch dieser Geschäfte fahren wir durch die neuen Stadteile von Fès zurück zum Hotel in Moulay Yacoub.


5. Tag: Sa, 08.04.2000
- Fes - Ifrane - Er-Rachidia - Erfoud -

Frühmorgens verlassen wir Moulay Yacoub und fahren an Fès vorbei Richtung Süden. Zuerst führt der Weg durch die Berge des Mittleren Atlas. Dort machen wir einen Zwischenstopp im bekannten marokkanischen Wintersportzentrum Ifrane. Baustill der Häuser in Ifrane und auch in der ganzen Gegend erinnert an den Baustill in Europa Bild (vieles wurde hier früher von den Franzosen erbaut). Man bekommt fast den Eindruck, man befinde sich in der Schweiz oder Österreich, nur das Minarett einer Moschee Bild erinnert noch daran, daß wir in Marokko sind. Die Luft ist hier sehr klar und frisch, es ist fast schon kühl, obwohl der Himmel blau ist und die Sonne scheint.
Gorges du Ziz - Schlucht des Ziz Flusses, Nebel am Nachmittag In Ifrane gibt es eine moderne Universität, wo auch viele reiche Araber aus den Golfstaaten studieren (u.a. auch wegen der vielen „westlichen“ Freiheiten, die hier möglich aber zu Hause verboten sind). In den Bergen in der Nähe von Ifrane befindet sich angeblich ein Königspalast, wo der König Mohammed VI. häufig seinen Skiurlaub verbringt.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Irfane fahren wir weiter durch den Mittleren Atlas und durch weite Hochebenen. Es liegen hier noch viele Schneereste (vor einigen Tagen hat es im Atlas-Gebirge stark geschneit). Wir fahren durch Zedernwälder und halten bald bei einer Gruppe größerer Zedern. Bild Von hier aus machen wir dann einen kurzen Spaziergang entlang der Straße. Auf den kahlen sanften Hügeln und in der baumlosen Hochebene gibt es noch einige „Schneeflecken“. Auf dem größten fahren viele Einheimische Schlitten. Es ist schon sehr lustig, den dick eingepackten Arabern zuzusehen. Erstaunlich, wieviele dort Platz finden. Entlang der Straße stehen viele Schlitten, die man mieten kann. Bild Auch wir lassen uns den Spaß nicht entgehen und machen wenigstens eine kleine Schneeballschlacht mit unserem Fahrer und Tafik.
Auf der Feuchtwiese blühen viele kleine blaue Blümchen. Bild Es ist sehr kalt, die Luft sehr frisch. Wirklich ein Kontrast zu gestern. Dieser Spaziergang tut uns sehr gut vor der langen Busreise, die uns heute noch erwartet.
Unsere Fahrt geht weiter durch die baumlose Tighza-Hochebene Bild Richtung Süden (nicht über das weitere Wintersportzentrum Azrou, sondern über eine Nebenstraße an Azrou vorbei). Unterwegs sehen wir immer wieder Zedern und Schneereste, und häufig auch Einheimische, die anhalten, um im Schnee zu spielen. Einen weiteren kurzen Zwischenstopp legen wir an bei einem einsamen Berberzelt in der Ebene. Wir dürfen einen Blick in das Zelt werfen, wo eine mehrköpfige Familie wohnt. Die kleinen Kinder beobachten uns ebenso neugierig, wie wir sie. Hinter dem Zelt, in einer Absperrung, sehen wir auch viele kleine Ziegen. Die umgebenden Wiesen sind sehr feucht, es gibt hier auch viele kleine blaue Blümchen, die erst nach längerem Hinsehen ins Auge fallen. Bild
Nach Überquerung des Hauptkamms des Mittleren Atlas am Col du Zad (2178 m) geht die Fahrt durch ausgedehnte Zedern- und Steineichenwälder hinab ins Moulouya-Tal und dann durch die Ebene zwischen dem Mittleren und Hohen Atlas Richtung Midelt. Am Horizont erkennt man schon sehr gut schneebedeckte Gipfel des Hohen Atlas. Bild Unsere Begeisterung kennt keine Grenzen mehr. In Midelt machen wir dann eine Mittagspause, es verbleibt dort aber keine Zeit, um sich etwas umzusehen. Es geht gleich weiter nach Süden durch die östlichen Ausläufer des Hohen Atlas. Der bisher blaue Himmel wird zunehmend trüber und grauer, obwohl keine Wolken zu sehen sind.
Einen weiteren Zwischenstopp machen wir am sog. Tunnel der Legionäre an der Schlucht des Ziz-Flußes, der 1930 durch die Strafbataillone der französischen Fremdenlegion gebaut wurde. Bild Wir überqueren den früher strategisch wichtigen Tunnel zu Fuß. Bild Dabei werden wir von einigen jungen Einheimischen begleitet, die wirklich sehr hartnäckig ihre aus Stroh gebastelten Tiere uns nur „schenken“ wollen. Das Sonnenlicht wird immer stärker getrübt. Die Stimmung ist schon beeindruckend, hat aber auch etwas Unheimliches in sich.
Unterwegs nach Er Rachidia durch den Hohen Atlas - eine Oase und Lehmdorf im Ziz-Tal Zurück im Bus, fahren wir entlang des Ziz-Flußes und begegnen immer wieder schönen grünen Palmoasen Bild und alten ockerfarbenen Lehmdörfern (mit Kasbahs und Ksars). Markus würde am liebsten alle paar Meter aussteigen, um diese auf den Fotos festzuhalten, so reizvoll sind die Ausblicke. Es kommt auch eine weitere Fotopause. Bild Die Luft ist leider aber zunehmend trüb und neblig (könnte man fast schon sagen, sie ist grau-gelb, ob es ein Sandsturm ist?), die Farbspiele in den Oasen kommen nicht gut zur Geltung. Es weht auch eine warme Wüstenluft und unser Reiseführer meint, es sei typisch für Nachmittag in dieser Jahreszeit in der Sahara-Region, in die wir fahren.
Kurz vor der Wüstenstadt Er-Rachidia sehen wir noch einen kleinen fast ausgetrockneten Stausee, der auf dem Ziz-Fluß aufgestaut wird. Wir erreichen die Provinzhauptstadt, die in den dreißiger Jahren Garnisonstadt der Fremdenlegion war, und machen hier die nächste Pause. Die meisten gehen in ein Café, wir spazieren draußen. Es weht ein immer stärkerer, warmer und trockener Wind, so daß man nur noch schwer atmen und sich unterhalten kann. Es ist „gelb“ in der Luft. „Unheimliches Gefühl“ sagt Agnes. Bild
Nach der Pause setzen wir unsere Fahrt nach Erfoud – Ziel unserer heutigen Etappe – fort. Bei einer weiteren Fotopause ist es schon so stürmisch, daß man kaum stehen und die Fotokamera in der Hand halten kann. Wir gehen gar nicht an den äußersten Straßenrand, um von dort die tief unten in der Schlucht liegende Oase und das Dorf zu fotografieren, weil es dort steil bergab geht, und dies bei dem Wind ziemlich gefährlich ist. Die meisten bleiben sowieso im Bus. Zwei Berber am Straßenrand lächeln nur (zu uns oder vielleicht über unsere entsetzten Gesichter?) und verschleiern dann ihre Gesichter mit blauen Kopftüchern.
Der Weg führt durch eine Oasen- und Wüstenlandschaft – entlang der Straße tauchen unten am Fluß immer wieder kleine Oasen und Dörfer auf, die man aber nicht mehr gut erkennen kann. Auch Berghänge begleiten den Weg. Es dominiert die Farbe ocker und gelb. Je näher wir an Erfoud kommen, desto weniger Oasen, bald gibt es nur Wüste. Die Sonne ist lediglich noch im groben Umriß über der Wüstenlandschaft zu erkennen. Bild Zum Glück müssen wir hier nicht bleiben. Wir erreichen unser Hotel Salam in Erfoud fast bei Dunkelheit. Von der Stadt kriegen wir heute also kaum was zu sehen. Wir sind aber glücklich, am Ziel unserer heutigen Reise zu sein. Bei dem Wetter bleiben wir auch am Abend gerne im Hotel und nach dem Abendessen gehen wir nur kurz vor die Tür raus. Vor dem Hotel wird gerade karrenweise Sand vom Straßenrand und Bürgersteig wegtransportiert. Interessant, wie häufig sich täglich diese Arbeit wiederholt?
Noch eine Bemerkung am Rande: wie uns der Reiseführer unterwegs erzählte, war auch Hilary Clinton bereits zweimal in Erfoud. Sie finanziert hier den Straßenbau und sucht ein Haus für ihre Mutter, der die Ärzte Erfoud wg. des guten trockenen Klimas empfohlen haben.


6. Tag: So, 09.04.2000
- Erfoud - Merzogua - Tinerhir - Todhra-Schlucht - Skoura - Ouarzazate -

Dünenlandschaft von Erg Chebbi in der Morgensonne Morgens heißt es, sehr früh aufzustehen. Wir haben uns zum fakultativen Ausflug zu den Dünen von Erg Chebbi in Merzogua angemeldet, wo wir den spektakulären Sonnenaufgang in der Sandwüste erleben wollen. Die Abfahrt ist bereits um 5.00 Uhr, die Jeeps warten schon vor dem Hotel. Wir fahren in völliger Dunkelheit zunächst durch Erfoud dann „offroads“ quer durch die Stein- und Sandwüste. Wie die Fahrer den Weg erkennen, bleibt uns rätselhaft. Jeder Jeep fährt einen eigenen Weg, man sieht in der Wüste nur die Scheinwerfer. Nach ca. 30 km treffen sich aber alle rechtzeitig am Rande von Erg Chebbi. Von dort geht es weiter zu Fuß zu der höchsten Dünne (ca. 140 m) in der Umgebung. Wir beeilen uns, um dort oben rechtzeitig vor Sonnenaufgang anzukommen. Einige wenige nehmen Kamele, die unten auf Touristen warten – sie sind jedoch auch nicht viel schneller als wir. Eine ganze Karawane zieht nach oben. Fast zu jedem gesellt sich ein Einheimischer, auch uns begleitet hartnäckig ein junger Araber. Er versucht, uns auf dem Weg zu helfen und beantwortet auch Fragen, obwohl seine Deutsch- und Englischkenntnisse eher bescheiden sind. Der Weg durch die Dünnen ist gar nicht so leicht, denn teilweise sacken wir bis in die Knöcheln in den Sand ein – unser Begleiter hat dagegen absolut keine Probleme damit und guckt nur belustigt zu, wie sich die Touristen bemühen. Pünktlich zum Sonnenaufgang Bild kommen wir oben an – wir sind zwar atemlos aber glücklich. Bild
Der Sonnenaufgang ist überwältigend. Wir sitzen auf dem Grat der Dünne und genießen den Ausblick. Bild Mit jeder Minute sieht man mehr und die Farbe des Sandes wird im Sonnenlicht immer rötlicher. Bild Bild Wir bleiben sehr lange oben Bild und gehen als letzte mit unserem Begleiter Bild, der geduldig auf uns wartet, zurück. Unten stellt sich heraus, warum er uns so hartnäckig begleitet – er holt plötzlich ein Säckchen mit verschiedenen geschliffenen Fossilien und Mineralien und versucht uns zum Kauf zu überreden. Bild
Unterwegs zwischen Erfoud und Tinerhir - ein Palmenhain Um 7.00 Uhr geht es in den Jeeps zurück ins Hotel. Doch zuvor müssen wir Sand aus unseren Schuhen entfernen. Wir glauben unseren Augen nicht, wieviel Sand sich darin angesammelt hat. Jetzt sehen wir auch endlich den Weg durch die karge, steinige Wüstenlandschaft. Unsere Jeepfahrer liefern sich unterwegs ein Wettrennen. Im Hotel angekommen Bild, frühstücken wir erstmal ausgiebig und erzählen den wenigen "Langschläfern", die nicht mitgefahren sind, unser morgendliches Abenteuer.
Um 8.45 Uhr brechen wir auf Richtung Tinerhir und der „Straße der Kasbahs“. Zunächst geht es durch eine wüstenhafte Bild Landschaft (Steinwüste). Entlang des ganzen Weges begleitet uns rechts am Horizont der Hohe Atlas. Das Wetter ist schön – über dem Hohen Atlas blauer Himmel, aber über uns zieht sich ständig ein weißer Wolkenstreifen, der uns den ganzen Tag begleitet.
Den ersten Zwischenstopp am Vormittag mit Kaffeepause gibt es an einem schönen Palmenhain. Bild Einige mit Gepäck schwer beladene Frauen, die gerade entlang der Straße gehen, verstecken sich verängstigt vor uns und meiner Kamera hinter einem Busch. Erst nachdem wir uns entfernen, gehen sie weiter. Bild Während der Rest unserer Gruppe in dem Straßenrestaurant Kaffee trinkt, spazieren wir zwischen den Palmen und ich mache wieder einige Photos. Bild Bild
Die Fahrt geht weiter durch eine karge Landschaft. Bald aber zeigen sich die ersten Orte und Kasbahs. Wir fahren über Tinejdad, biegen ab Richtung Tinerhir und weiter zur Todhra-Schlucht. Einen weiteren Halt mit obligatorischer Photopause gibt es bei der Oase Tinerhir. Bild Von einem Platz an der Straße gibt es einen herrlichen Panoramablick auf die unten am Todhra-Fluß liegende Oase und den Ort. Bild Die Häuser und Kasbahs im Ort sind überwiegend aus Lehm gebaut und deshalb ockerfarbig, nur ein weißer Minarett ragt hervor. Bild Die davorliegende Oase mit grünen Palmen und Feldern bildet einen schönen Kontrast dazu. Bild Auf dem kleinen Parkplatz gibt es viele Touristen, denn der Ausblick von hier oben ist wirklich einmalig. An solch einem interessanten Punkt dürfen natürlich die fliegenden Händler nicht fehlen. Und auch drei Kamele posieren zu Photos vor dieser schönen Kulisse. Bild
Tinerhir - Blick auf die Oase und Kasbahs, weißes Minarett Die Fahrt geht entlang der langgezogenen und tief unterhalb der Straßenniveaus gelegenen Oase weiter. Später halten wir nochmal an, um die Oase in ihrer ganzen Pracht aus einem anderen Blickwinkel fotografieren zu können. Bild Bald erreichen wir die Todhra-Schlucht mit bis zu 300 m hohen Felswänden, die an manch einer Stelle nur 10 m breit ist. Bild Vom Bus, mit dem wir den ersten Teil der Schlucht passieren können, gehen wir dann zu Fuß zu einem Restaurant, das unter einem hängenden gewaltigen Felsen direkt am Todhra-Fluß steht. Bild Dort erwartet uns im Berberzelt ein landestypisches Mittagsessen. Die „Stühle“ im Zelt sind recht abenteuerlich, denn in Wirklichkeit sind dies kleine Hocker, die so niedrig sind, daß wir unsere Knie beinahe am Kinn haben. Wir halten es aber tapfer aus. Nach dem Essen spazieren wir etwas weiter in die Schlucht hinein und entdecken dort noch das eine oder andere interessante Motiv zum Photografieren. Bild
Nach dieser ausgiebigen Pause geht es mit dem Bus zurück zur Hauptstraße und weiter entlang der „Straße der 1000 Kasbahs“ und des Dades-Flußes. Unterwegs gibt es noch einige Zwischenstopps u.a. bei Boumalne-du-Dades am Dades-Fluß Bild und später bei einem Restaurant in der Region, wo Rosen für Rosenwasser angebaut werden. Bild Im Restaurant und dem benachbarten Geschäft duftet es entsprechend. Kleine Dorfkinder bieten uns Rosenblüten an. Wir sind etwas verblüfft, denn die Rosen noch nirgendwo blühen.
Eine kurze Photopause gibt es dann noch, als wir in der Steppe weidende Kamele sehen. Bild Ein Berber, der mit seinem kleinen Sohn die Kamele bewacht, unterhält sich kurz mit unserem Busfahrer in einem Berberdialekt, den unser Reiseleiter Tafik nicht versteht. Wir erfahren, daß der Hirte mehrere Kilometer von hier entfernt, hinter den ersten Bergen am Horizont, wohnt. Dankbar nimmt er eine Flasche Wasser und eine Orange für den Kleinen von unserem Busfahrer an.
Einen weiteren Halt machen wir bei der Kleinstadt Skoura. Direkt an der Straße befindet sich eine zerfallene sowie eine neue Kasbah Bild, wir gehen aber durch ausgedehnte Gärten und Felder zur ältesten marokkanischen Kasbah. Der Besuch dieser Kasbah war in unserem Reiseprogramm nicht vorgesehen, jedoch Tafik ließ sich überreden. Den ganzen Fußweg, der ca. 15 Minuten dauert, begleiten uns mehrere Dorfkinder, die sehr schön lächeln und ständig jedem von uns etwas schenken (oder verkaufen?) wollen – kleine Blümchen, Blätter oder sonst was. Sie freuen sich natürlich auf Bonbons von uns. Nach Überquerung des ausgetrockneten Flußbettes von Oued Amerhidil Bild sind wir da – an der Kasbah Amerhidil, deren Abbild auch den 50 Dh-Schein schmückt. Bild Die Kasbah ist sehr dekorativ verziert und wirklich gut erhalten, dank der Tatsache, daß sie noch bewohnt ist. Normalerweise ist auch die Innenbesichtigung gegen einen kleinen Obulus möglich. Leider haben wir Pech, denn die Familiensippe, die die Kasbah bewohnt, gerade verreist (wie Tafik erfährt) und der Eingang verschlossen ist. Es verbleibt also nur bei der Außenbesichtigung. Ich mache noch einige Aufnahmen, leider steht die Sonne gerade ungünstig und die sichtbare Seite der Kasbah ist im Schatten. Bild Bild
Zurück an der Hauptstraße angekommen, steigen wir zum letzten Mal heute in den Bus ein. Unterwegs nach Ouarzazate, etwa 20 km nach Skoura, sehen wir aus dem Bus den großen Stausee Barrage El Mansour Eddahbi, der den Dades-Fluß staut. Von seiner tatsächlichen Größe ist aber nichts zu sehen, denn er ist fast ausgetrocknet. Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir in Ouarzazate an. Wir übernachten in einem schönen Hotel Riad Salam. Nach dem heutigen sehr langen Tag mit zahlreichen Eindrucken bleiben wir am Abend nicht mehr lange auf den Beinen.


7. Tag: Mo, 10.04.2000
- Ouarzazate - Ait Benhaddou - Tizni-n-Tichka Pass - Marrakech -

Kasbah Ait Benhaddou Die Abfahrt in Ouarzazate ist heute um 7.15 Uhr – 15 Minuten früher als geplant, denn der Busfahrer hat sich bereit erklärt, eine Extratour zur Ait Benhaddou zu machen. Diese wichtige Sehenswürdigkeit war im offiziellen Reiseprogramm nicht enthalten! Wir mußten aber gestern noch einige Mitreisende dazu überreden, denn für so manchen waren die verschenkten 15 Minuten Morgenschlaf wichtiger als die berühmte Kasbah. Aber letztendlich hat's funktioniert.
Unterwegs von Ouarzazate nach Norden, zum Hohen Atlas hin, fahren wir zunächst an den berühmten Filmstudios von Ouarzazate vorbei. In der Nähe sehen wir auch tatsächlich Dreharbeiten zu einem Film. Dann biegen wir von der Hauptstraße (und damit von unserer offiziellen Reiseroute) ab und fahren entlang des Flusses Assif Mellah zum Ait Benhaddou, der schönsten Kasbah von Marokko, die auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe steht UNESCO-Weltkulturerbe. Nach Ankunft im Dorf gehen wir wenige Minuten zum Fluß, auf deren anderer Seite am Berghang die Kasbah steht. Bild Wir genießen den wunderschönen Ausblick. Bild Die Kasbah präsentiert sich imposant im morgendlichen Sonnenlicht. Leider sehen wir auch, daß sie langsam zerfällt. Nach wenigen Minuten nähert sich uns ein Einheimischer mit einigen Schlangen in der Hand, und bietet an, sich diese um den Hals zu legen oder zu streicheln. Wir wagen dies jedoch nicht, denn vor uns liegen noch einige schöne Gegenden, die wir gerne lebend sehen möchten ;-).
eine Flußoase im Hohen Atlas Nach der Rückkehr zur Hauptstraße geht´s weiter Richtung Hoher Atlas. Wir passieren das Bergmassiv und legen unterwegs einige kurze Pausen an. Bild Unterwegs begeistert uns das fantastische Farbenspiel mit sich ständig wechselnden Farben der Landschaft. Weiße schneebedeckte Berggipfel, Bild saftig grüne Felder und Bäume (viele Wallnußbäume) in den Bergoasen, an einigen Stellen Teppiche von rotem Klatschmohn oder kahle Berge, die in den Farben braun, rot, grün, gelb oder ocker in verschiedensten Schattierungen schimmeln. Bild Bild Bild Am liebsten würde man jede 100 Meter anhalten und die immer neuen Panoramen bewundern. Bild Leider ist der Weg nach Marrakech noch weit und das ständige Anhalten unmöglich. Mit einem tiefen Seufzen geben wir uns mit dem Betrachten der schnell wechselnden Landschaftspanoramen durchs Busfenster zufrieden.
Der wörtliche Höhepunkt der Fahrt ist die Überquerung des Tizni-n-Tichka Passes mit seinen 2260 Höhenmetern. Wir machen einen kurzen Zwischenstopp, draußen ist aber sehr kalt und windig. Bild Die meisten aus unserer Gruppe bleiben im Bus und uns verbleibt keine Zeit, um mit den am Paß wartenden Händlern um die dort angebotenen zahlreichen Mineralien zu feilschen. Einer bietet uns sogar ein sehr schönes Mineral im Tausch gegen eine Aspirintablette an. Mit einem Kuli wäre er auch schon zufrieden. Leider haben wir weder Aspirin noch Kulis dabei. Im Rücksack, der im Bus blieb, sind zwar welche, aber unser Bus fährt schon weg... Den ganzen Weg durch den Hohen Atlas sehen wir immer wieder am Straßenrand zahlreiche Händlerstände mit Mineralien. Wir haben einige vorher schon bei einem Zwischenstopp am südlichen Rand des Gebirges gekauft. Da oben an dem Weg gibt es sie sicherlich noch günstiger.
Von der Paßhöhe geht es über atemberaubende Serpentinen schnell nach unten. Bild Von der Nordseite des Gebirges ziehen immer wieder weiße Wolken, die die Gipfel teilweise verdecken. Schon am Paß haben sie uns den Ausblick etwas getrübt. In der Ebene nördlich des Hohen Atlas und dann vor Marrakech wird das Wetter wieder besser.
Wir erreichen Marrakech (sog. rote Königsstadt UNESCO-Weltkulturerbe) gegen Mittag und fahren zum Hotel Safir, wo sofort das Mittagsessen serviert wird. Bis zum Beginn der offiziellen Stadtbesichtigung um 14.30 Uhr haben wir noch etwas Zeit und gehen von unserem Hotelviertel Richtung Altstadt. Wir passieren die gewaltige Stadtmauer Bild an dem Luxushotel Mamounia und erreichen die Koutoubia-Moschee. Bild Bild Pünktlich am Hotel Saphir zurück, starten wir zur Stadtbesichtigung. Zunächst geht es zu den Menara-Gärten mit dem malerischen alaouitischen Wochenendhaus aus dem 19. Jh., Bild das an einem großen Wasserbecken gelegen ist, dann folgt die Besichtigung von Bahia-Palast. Der Palast ist sehr schön, aber wir hatten ihn schon 1996 gesehen. Bild Wir hätten lieber die Saadier-Gräber besichtigt, die auf dem Programm standen, aber unser Reiseleiter hat getauscht mit der Begründung, daß wir eine Nekropole schon in Meknes gesehen hätten. Schade. Anschließend spazieren wir durch das Judenviertel und durch die Souks von Marrakesch. Marrakech - das Koutoubia-Minarett am späten Nachmittag
Entsprechend dem Besichtigungsprogramm wird unsere Gruppe auch zu einem Apotheker geführt, der so manche natürliche Heilmittel verspricht. Da wir bei ihm schon vor vier Jahren waren und keine Lust auf eine zweite Vorführung haben, zeigt uns der Reiseleiter den ungefähren Weg durch die Souks zum Platz Jemaa el Fna und wir gehen weiter alleine. Bild Unterwegs sehen wir u.a. zahlreiche Verkäufer von Obst, Gemüse und Gewürzen, teilweise werden uns auch Schildkröten oder Leguane angeboten. Bild Aber verkauft wird hier alles, vor allem auch viele Textilien, Metallerzeugnisse und manches mehr. Bild
Auf dem Jemaa el Fna beginnt der tägliche Trubel. Bild Märchenerzähler (leider können wir sie nicht verstehen, aber schon der Anblick des Erzählers verrät uns, daß es sich um eine ziemlich spannende Geschichte handelt) Schuhputzer, Wahrsager, Wasserträger, Schlangenbeschwörer, Glaoua-Tänzer, Akrobaten, Feuerschlucker, Orangensaftpresser, Bild zahlreiche Händler und vor allem unzählige Garküchen Bild vermischen sich mit Touristen zu einer bunten Mischung. „Das Wasser läuft uns schon beinahe im Munde zusammen“ beim Anblick der gekochten Schafsgehirne und anderer undefinierbarer Spezialitäten. Je später der Abend desto mehr los auf dem Platz. Bild Das ständige rhythmische Trommeln begleitet uns die ganze Zeit. Wir gehen dann nochmals zur Koutoubia-Moschee, die sich nicht weit vom Jemaa el Fna befindet. Deren Minarett glänzt jetzt golden in der untergehenden Sonne. Bild
Gegen 19.00 Uhr sind wir zurück im Hotel, um 20.00 Uhr geht es los zu den Phantasia-Reiterspielen und Abendessen mit Folklore-Musik. Die riesige Anlage mit mehreren nachgebauten Palästen, einer Arena mit Tribünen für die Reiterspiele und zahlreichen Großzelten, wo das landestypische Essen in mehreren Gängen serviert wird, befindet sich ca. 30 Minuten Fahrtzeit von der Stadt entfernt. Auch wir sitzen in einem großen Zelt, in das ständig neue Tanz- und Gesangsgruppen kommen, das Folklore aus verschiedenen Regionen präsentieren, und die muffeligen Touristen zum Tanzen auffordern. So mancher schlauer, der sich nicht unbedingt blamieren möchte, versteckt sich hinter seiner Kamera. Diese bunte Massenveranstaltung endet spät in der Nacht mit den Reiterspielen im Hollywood-Still und anschließendem Feuerwerk. Zurück im Hotel fallen wir müde ins Bett.


8. Tag: Di, 11.04.2000
- Marrakech - Agadir - Düsseldorf -

Unterwegs von Marrakech nach Agadir durch den Hohen Atlas Heute ist leider schon unser letzter Tag. Um 7.30 Uhr beginnt die Abfahrt nach Agadir. Das Wetter ist nicht besonders gut. Wir machen wieder einen Zwischenstopp in Imi-n-Tanoute Bild am Fuße des Hohen Atlas, am gleichen Shop mit Souvenirs und kleinem Restaurant, wie auf der Hinfahrt. Es ist bewölkt, kühl und es nieselt. Dann fahren wir durch das Gebirge, Bild dessen rötliche und bräunliche Farben uns immer wieder faszinieren. Das Wetter wird dabei immer besser, es scheint bald die Sonne, die uns bis Agadir begleitet. In Agadir sind wir um 11.30 Uhr und laden unsere Koffer im Hotel Amadil ab.
Da der Weitertransfer zum Flughafen erst um 13.45 Uhr geplant ist, gehen wir noch in die Stadt. Wir fühlen uns schon ziemlich heimisch hier, denn so manch eine Ecke haben wir bereits vor vier Jahren erkundet. Wir erreichen ziemlich schnell (so kommt es uns zumindest vor) die Strandpromenade Bild mit zahlreichen Restaurants und auf der Suche nach einem, wo man in DM bezahlen kann (Dirhams haben wir bereits ausgegeben), gelangen wir fast zum anderen Ende der Promenade. Da von dort aus zum Hotel Marhaba nicht mehr weit ist, wollen wir noch einen Blick auf unser Hotel von 1996 werfen. Zurück an der Strandpromenade bestellen wir in einem Restaurant endlich unsere Pizzas. Ziemlich „typisch“ für Marokko, aber was soll`s für etwas ausgefallenes reicht die Zeit nicht mehr aus. Aber es dauert trotzdem sehr lange, bis sie auf dem Tisch sind, mit der Rechnung hat der Kellner auch nicht eilig.
Die Zeit wird knapp. Gleich fährt der Bus zum Flughafen ab. Wir gehen immer schneller. Der Weg ist weiter als wir dachten. Da verwechseln wir noch die Straße und müssen von einer Sackgasse quer durch Unland und eine Baustelle laufen. Panik. In der letzten Minute erreichen wir das Hotel Amadil, der Bus steht schon, fast alle sind drin. Fast hätten wir ihn verpaßt. Aber es ist nochmal gut ausgegangen. Es dauert jedoch fast bis zum Flughafen bis unser Atem wieder normal ist. Bild
Um 17.20 Uhr (geplant war 16.55 Uhr) starten wir im Airbus A330 der LTU Richtung Heimat und um 22.45 Uhr Ortszeit (+ 2 St.) landen wir glücklich in Düsseldorf. Die schöne Rundreise ist damit leider zu Ende.


Einige Daten:

Gesamtstrecke:    ca.:  2300 km

Agadir Marrakech 273 km
Marrakech Rabat 321 km
Rabat Meknes 138 km
Meknes Fes 80 km
Fes Er-Rachidia 364 km
Er-Rachidia Ouarzazate 306 km
Ouarzazate Marrakech 204 km

„Große Marokko Rundreise“ von Tjaereborg



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