Morgens heißt es, sehr früh aufzustehen. Wir haben uns zum fakultativen Ausflug zu den Dünen von Erg
Chebbi in Merzogua angemeldet, wo wir den spektakulären Sonnenaufgang in der Sandwüste erleben wollen.
Die Abfahrt ist bereits um 5.00 Uhr, die Jeeps warten schon vor dem Hotel. Wir fahren in völliger
Dunkelheit zunächst durch Erfoud dann offroads quer durch die Stein- und Sandwüste.
Wie die Fahrer den Weg erkennen, bleibt uns rätselhaft. Jeder Jeep fährt einen
eigenen Weg, man sieht in der Wüste nur die Scheinwerfer. Nach ca. 30 km treffen sich aber alle
rechtzeitig am Rande von Erg Chebbi. Von dort geht es weiter zu Fuß zu der höchsten Dünne (ca. 140 m)
in der Umgebung. Wir beeilen uns, um dort oben rechtzeitig vor Sonnenaufgang anzukommen. Einige wenige nehmen Kamele,
die unten auf Touristen warten sie sind jedoch auch nicht viel schneller als wir.
Eine ganze Karawane zieht nach oben. Fast zu jedem gesellt sich ein
Einheimischer, auch uns begleitet hartnäckig ein junger Araber. Er versucht, uns auf dem Weg zu helfen und
beantwortet auch Fragen, obwohl seine Deutsch- und Englischkenntnisse eher bescheiden sind.
Der Weg durch die Dünnen ist gar nicht so leicht, denn teilweise sacken wir bis
in die Knöcheln in den Sand ein unser Begleiter hat dagegen absolut keine Probleme damit und guckt nur belustigt
zu, wie sich die Touristen bemühen. Pünktlich zum Sonnenaufgang
kommen wir oben an wir sind zwar atemlos aber glücklich.
Der Sonnenaufgang ist überwältigend. Wir sitzen auf dem Grat der Dünne und genießen den Ausblick.
Mit jeder Minute
sieht man mehr und die Farbe des Sandes wird im Sonnenlicht immer rötlicher.
Wir bleiben sehr lange oben
und gehen als letzte mit unserem Begleiter
,
der geduldig auf uns wartet, zurück.
Unten stellt sich heraus, warum er uns so hartnäckig begleitet er holt plötzlich ein Säckchen mit
verschiedenen geschliffenen Fossilien und Mineralien und versucht uns zum Kauf zu überreden.
Um 7.00 Uhr geht es in den Jeeps zurück ins Hotel. Doch zuvor müssen
wir Sand aus unseren Schuhen entfernen. Wir glauben unseren Augen nicht, wieviel Sand sich darin angesammelt hat. Jetzt sehen wir auch
endlich den Weg durch die karge, steinige Wüstenlandschaft. Unsere Jeepfahrer liefern sich unterwegs ein Wettrennen.
Im Hotel angekommen
, frühstücken wir erstmal ausgiebig und erzählen den wenigen "Langschläfern", die nicht mitgefahren sind,
unser morgendliches Abenteuer.
Um 8.45 Uhr brechen wir auf Richtung Tinerhir und der Straße der Kasbahs.
Zunächst geht es durch eine wüstenhafte
Landschaft (Steinwüste). Entlang des ganzen
Weges begleitet uns rechts am Horizont der Hohe Atlas. Das Wetter ist
schön über dem Hohen Atlas blauer Himmel, aber über
uns zieht sich ständig ein weißer Wolkenstreifen, der uns
den ganzen Tag begleitet.
Den ersten Zwischenstopp am Vormittag mit Kaffeepause gibt es an einem schönen
Palmenhain.
Einige mit Gepäck schwer beladene Frauen,
die gerade entlang der Straße gehen, verstecken sich verängstigt
vor uns und meiner Kamera hinter einem Busch. Erst nachdem wir uns entfernen, gehen sie weiter.
Während der Rest unserer Gruppe in dem Straßenrestaurant Kaffee trinkt, spazieren wir zwischen den Palmen und ich mache wieder einige Photos.
Die Fahrt geht weiter durch eine karge Landschaft. Bald aber zeigen sich die ersten Orte und
Kasbahs. Wir fahren über Tinejdad, biegen ab Richtung
Tinerhir und weiter zur Todhra-Schlucht. Einen weiteren Halt mit obligatorischer Photopause gibt es bei der Oase Tinerhir.
Von einem Platz an der Straße gibt es einen
herrlichen Panoramablick auf die unten am Todhra-Fluß liegende
Oase und den Ort.
Die Häuser und Kasbahs im Ort sind überwiegend aus Lehm gebaut und
deshalb ockerfarbig, nur ein weißer Minarett ragt hervor.
Die davorliegende Oase mit grünen Palmen und Feldern bildet einen schönen Kontrast dazu.
Auf dem kleinen Parkplatz gibt es viele Touristen, denn der Ausblick von hier oben ist wirklich einmalig. An solch einem interessanten Punkt dürfen natürlich die fliegenden Händler nicht fehlen. Und auch drei Kamele posieren zu Photos vor dieser schönen Kulisse.
Die Fahrt geht entlang der langgezogenen und tief unterhalb der
Straßenniveaus gelegenen Oase weiter. Später halten wir nochmal an, um die Oase in ihrer ganzen Pracht aus einem anderen Blickwinkel fotografieren zu können.
Bald erreichen wir die Todhra-Schlucht mit bis zu 300 m
hohen Felswänden, die an manch einer Stelle nur 10 m breit ist.
Vom Bus, mit dem wir den ersten Teil der Schlucht passieren können, gehen wir dann zu Fuß zu einem Restaurant, das unter einem hängenden gewaltigen Felsen direkt am Todhra-Fluß steht.
Dort erwartet uns im Berberzelt ein landestypisches Mittagsessen. Die Stühle im Zelt sind recht abenteuerlich, denn in Wirklichkeit sind dies kleine Hocker, die so niedrig sind, daß wir unsere Knie beinahe am Kinn haben. Wir halten es aber tapfer aus. Nach dem Essen spazieren wir etwas weiter in die Schlucht hinein und entdecken dort noch das eine oder andere interessante Motiv zum Photografieren.
Nach dieser ausgiebigen Pause geht es mit dem Bus zurück zur Hauptstraße und weiter entlang der
Straße der 1000 Kasbahs und des Dades-Flußes.
Unterwegs gibt es noch einige Zwischenstopps u.a. bei Boumalne-du-Dades am Dades-Fluß
und später bei einem Restaurant in der Region, wo Rosen für Rosenwasser
angebaut werden.
Im Restaurant und dem benachbarten Geschäft duftet
es entsprechend. Kleine Dorfkinder bieten uns Rosenblüten an. Wir sind etwas verblüfft, denn die Rosen noch nirgendwo blühen.
Eine kurze Photopause gibt es dann noch, als wir in der Steppe weidende Kamele sehen.
Ein Berber, der mit seinem kleinen Sohn die Kamele bewacht, unterhält sich kurz mit unserem Busfahrer in einem Berberdialekt, den unser Reiseleiter Tafik nicht versteht. Wir erfahren, daß der Hirte mehrere Kilometer von hier entfernt, hinter den ersten Bergen am Horizont, wohnt. Dankbar nimmt er eine Flasche Wasser und eine Orange für den Kleinen von unserem Busfahrer an.
Einen weiteren Halt machen wir bei der Kleinstadt Skoura. Direkt an der Straße befindet sich eine zerfallene sowie eine neue Kasbah
, wir gehen aber durch ausgedehnte Gärten und Felder zur ältesten marokkanischen Kasbah. Der Besuch dieser Kasbah war in unserem Reiseprogramm nicht vorgesehen, jedoch Tafik ließ sich überreden.
Den ganzen Fußweg, der ca. 15 Minuten dauert, begleiten uns mehrere Dorfkinder, die sehr schön lächeln und ständig jedem von uns etwas schenken (oder verkaufen?) wollen kleine Blümchen, Blätter oder sonst was. Sie freuen sich natürlich auf Bonbons von uns.
Nach Überquerung des ausgetrockneten Flußbettes von Oued Amerhidil
sind wir da an der Kasbah Amerhidil, deren Abbild auch den 50 Dh-Schein schmückt.
Die Kasbah ist sehr dekorativ verziert und wirklich gut erhalten, dank der Tatsache, daß sie noch bewohnt ist. Normalerweise ist auch die Innenbesichtigung gegen einen kleinen Obulus möglich. Leider haben wir Pech, denn die Familiensippe, die die Kasbah bewohnt, gerade verreist (wie Tafik erfährt) und der Eingang verschlossen ist. Es verbleibt also nur
bei der Außenbesichtigung. Ich mache noch einige Aufnahmen, leider steht die Sonne gerade ungünstig und die sichtbare Seite der Kasbah ist im Schatten.
Zurück an der Hauptstraße angekommen, steigen wir zum letzten Mal heute in den Bus ein.
Unterwegs nach Ouarzazate, etwa 20 km nach Skoura, sehen wir aus dem Bus den großen Stausee Barrage El Mansour Eddahbi, der den Dades-Fluß staut. Von seiner tatsächlichen Größe ist aber nichts zu sehen, denn er ist fast ausgetrocknet. Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir in Ouarzazate an. Wir übernachten in einem schönen Hotel Riad Salam. Nach dem heutigen sehr langen Tag mit zahlreichen Eindrucken bleiben wir am Abend nicht mehr lange auf den Beinen.
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