Für den heutigen Tag haben wir bereits in Deutschland eine halbtägige, deutsprachige Rundfahrt auf der Insel Hongkong gebucht. Der Morgen begrüßt uns mit einem sonnigen Wetter, strahlend blauen Himmel und Temperaturen bis zu 27 Grad. Gegen 8.30 Uhr werden wir am Hotel mit einem Kleinbus abgeholt. Insgesamt nehmen 6 Deutsche und 2 Spanier an der Rundfahrt teil. Die Insel Hongkong erreichen wir über einen Tunnel, der die Halbinsel Kowloon mit der Causeway Bay verbindet.
Der Weg führt uns zuerst an dem neuen Kongreßzentrum (Hong Kong Convention & Exhibition Centre) vorbei ins Geschäftszentrum in Central. Wir passieren viele bekannte Hochhäuser, z.B. das von Sir Norman Foster entworfene futuristische Bankgebäude der HSBC-Bank
(gebaut wie aus Lego-Steinen, es kann jederzeit abmontiert und woanders aufgebaut werden), aber auch ältere Gebäude, wie das Parlamentsgebäude.
Dann fahren wir nach Osten, durch ältere Stadtteile, und über eine Serpentinenstraße bergauf, zum 395 m hohen Aussichtspunkt am Viktoria Peak.
Unterwegs sehen wir einen gerade fertiggestellten neuen Wolkenkratzer an einem steilen Hang, dessen Grundriß so klein ist, daß auf eine Etage wohl nur eine sehr kleine Wohnung paßt (dabei gilt in Hongkong eine Wohnungsgröße von ca. 16 qm als ganz normal für eine Familie, wie wir hören).
Der sehr nette und höfliche Reiseführer erzählt uns viele Daten und Fakten, aber auch alles andere, was interessant und wissenswert ist, um Hongkong besser zu verstehen. So erfahren wir beispielsweise etwas über den Royal Hong Kong Golf Club, in dem der Eintritt ca. 1,5 Mio. HK$ kostet, die jährlichen Mitgliedsbeiträge einige hunderttausend. Trotzdessen wartet man ca. 2 Jahre auf einen freien Platz und braucht dazu auch noch eine Empfehlung von zwei aktuellen Mitgliedern.
Den Victoria Peak erreichen wir gegen 9.45 Uhr und haben etwa eine halbe Stunde Freizeit.
Hier oben, etwas unterhalb des Gipfels, befinden sich mehrere Einkaufsläden, Restaurants und Cafés. An hübschen Wasserspielen vorbei, erreicht man eine 1997 eingeweihte, riesengroße und avantgardistisch aussehende Einkaufsgalerie Peak Galleria,
auf deren Dach sich eine große Aussichtsterrasse befindet. Wir gehen jedoch an der Peak Galleria und an der Endstation der Peak Tram (im Galeriegebäude) rechts vorbei, in die Straße Findley Rd. Hier befindet sich eine weitere Aussichtsterrasse,
und von dem Weg selbst kann man auch die Ausblicke auf die Skyline aus verschiedenen Perspektiven genießen.
Die weltberühmte Aussicht ist wirklich überwältigend - Hunderte von dicht gedrängten Wolkenkratzern im Central unter uns, die Bucht und der Hafen mit zahlreichen Schiffen, Booten und Fähren,
dahinter die Spitze von Kowloon
und die Berge am Horizont. Und das herrliche sonnige Wetter mit einem lau wehenden Lüftchen vervollkommnen noch den Eindruck.
Kurz bevor wir uns zur Abfahrt wieder treffen, werfe ich vom Parkplatz an der Peak Galleria noch einen Blick auf die Südküste der Insel und das Südchinesische Meer mit der Nachbarinsel Lamma am Horizont.
Unsere Rundfahrt geht dann weiter. An einigen in grün versteckten Villen von Hongkongs Milliardären vorbei, fahren wir dann an die Südküste der Insel, zur Bucht Repulse Bay. Sie gilt als eine der schönsten Hongkongs, mit einem langen Sandstrand. Den Strand erreichen wir über das Tempelgelände
des kleinen Tempels des Klubs der Lebensretter für die Schutzgöttin Tin Hau. Auf dem Tempelgelände und am Strand befinden sich viele sehr bunte und kitschig wirkende Figuren und Statuen von Tieren, Göttern und Fabelwesen.
Am Eingang zur Haupthalle des Tempels, die zum Meer und zu einer kleinen Promenade ausgerichtet ist, dominieren zwei mehrere Meter hohe Statuen: von Tin Hau (Göttin der Fischer und Seefahrer)
sowie von Kwun Yum (Göttin der Barmherzigkeit).
Und auch ein dickbäuchiger Buddha mit einem Geldsack auf den Knien darf nicht fehlen.
Wer mit einem Geldstück in die Sacköffnung trifft, wird angeblich reich.
Der feinkörnige schöne Strand, der angeblich sonst immer überlaufen ist, ist heute trotz des schönen Wetters fast menschenleer
- nur zwei Sonnenhungrige entdecke ich hier liegen.
Vielleicht ist dies jahreszeitbedingt - wir haben ja bald Weihnachten.
Im Meer vor der Bucht sieht man eine Reihe von Bojen, an denen Hai-Schutznetze verankert sind. Sicherlich eine sinnvolle Maßnahme, denn gerade noch vor zwei Monaten wurden hier Haie gesichtet.
Hinter dem Strand und den Umkleideräumen sowie Restaurants stehen an einem Hang mehrere Hochhäuser, eins davon sehr bekannt.
Dies ist das Appartementhaus mit einem Loch in der Mitte, dem sog. "Drachenfenster". Einer Sage nach, lebt in dem Berg dahinter (wie in jedem Berg nach der chinesischen Mythologie) ein Drache, der jeden Morgen im Meer baden möchte. Deshalb braucht er diese "Dracheneinflugschneise", sonst würde er das Haus zerstören.
Die glaubwürdigere, profane Erklärung der Bauweise ist, daß ohne den Durchlaß für die hier oft wütenden Taifune, das Haus beschädigt werden könnte. Aber die Legende verkauft sich gut, und die Wohnungen am Repulse Bay zählen zu den exklusivsten - die Wohnungsmiete beträgt hier angeblich 70.000,- HK$ pro Monat, ein Jahr im Voraus zahlbar.
Gegen 11.10 Uhr geht unsere Rundfahrt weiter - Richtung Westen, nach Aberdeen, zum früheren Fischerdorf, in dem die Fischer auf ihren Hausbooten lebten. Heute jedoch wohnen die meisten schon in den überall stehenden Hochhäusern.
Auch die vorgelagerte kleine Insel Apleichau wurde durch die größte Hochhaussiedlung des Südens ziemlich verunstaltet.
Der Ort wird auch Klein-Hongkong genannt, denn in dem geschützten Hafen zwischen beiden Inseln bauten früher die Chinesen Schiffe aus wohlriechendem Kampferholz. Dies brachte dem Ort den Namen "Duftender Hafen", also Hong Kong.
In Aberdeen angekommen, gehen wir am Fischgroßmarkt vorbei zum Hafen. Auf dem direkt an der Uferpromenade gelegenen Markt werden noch Reste des nächtlichen Fischfangs verkauft, u.a. auch einige kleine Haie oder Schnecken.
Im Hafen besteigen wir ein Sampan-Boot und starten zu einer halbstündigen fakultativen Rundfahrt durch die Bucht (Kosten: 50,- HK$).
Wir fahren zunächst Richtung Osten entlang der Küste, an der zahlreiche Hochhäuser die Blicke anziehen. Im Wasser herrscht ein reger Verkehr - mehrere Fischerboote, Sampans und Schnellbote fahren an uns vorbei. Hinter der Brücke, die Aberdeen mit der kleinen Insel Apleichau verbindet, erreichen wir den Yachthafen des benachbarten Aberdeen Marina Clubs, in dem das eine oder andere millionenteure Boot vor Anker liegt. Hier ist auch eins der berühmten mehrstöckigen Restaurantschiffe verankert, das Jumbo Floating Restaurant. Die Frontfassade sieht zwar bunt dekoriert und verlockend aus,
aber als wir an der Rückseite vorbei fahren, und die schmutzige "Küchenseite" sehen, ändern sich unsere Vorstellungen von der Essensqualität in dem Restaurant. Auch unser Reiseführer bestätigt, daß dort der Service schlecht, das Essen überteuert und lieblos zubereitet sei. Auf dem Rückweg zur Anlegestelle fahren wir durch die "schwimmende Dschunkenstadt", oder das was von der einstigen Bootsiedlung am Wasser noch geblieben ist.
Auf einigen der Hausboote sehen wir aber noch die sog. Boat-People, die dort gerade kochen oder anderen Tätigkeiten nachgehen. Gegen 12.15 Uhr ist unsere Hafenrundfahrt zu Ende und wir fahren ins Zentrum, wo wir als letzten Programmpunkt noch eine Schmuck-Manufaktur besichtigen, in der vor allem Perlen verarbeitet werden.
Gegen 13.15 Uhr kehren wir ins Hotel zurück. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel mache ich mich 15 Minuten später wieder auf den Weg - zunächst Richtung Uferpromenade. Ich nutze das schöne Wetter und mache dort einige Fotos von der Skyline der Hong Kong Insel.
Dann gehe ich zur U-Bahn-Station Tsim Sha Tsui an der Nathan Road, in der Nähe unseres Hotels, und fahre mit der MTR-Bahn (Mass Transit Railway
) einmal umsteigend bis zur Station Diamond Hill im Nordosten Kowloons.
Die ca. 15minütige Fahrt mit der bequemen U-Bahn kostet 7,50 HK$.
Hier will ich die im Jahre 2000 neurestaurierte Klosteranlage des Nonnenklosters Chi Lin aus den 30er Jahren besichtigen.
Leider gibt es in dem großen Bahnhofsgebäude in Diamond Hill keinen Wegweiser zum Kloster, und ich wähle zunächst die falsche Richtung. Bald befinde ich mich inmitten einer großen Hochhaussiedlung durch die mehrere Schnellstraßen kreuzen und nichts weist auf die Klosternähe hin. Ich gehe also zum Bahnhof zurück und frage dort einen Polizisten nach dem Weg. Es ist ganz simpel, ich hätte vom Haupteingang in die andere Richtung - nach links - gehen sollen, und dann nochmals nach links, um das Bahnhofsgebäude herum, bis zu einer Kreuzung. Von hier aus sieht man fast schon die Anlage, und hier sind sogar Hinweisschilder angebracht. Das Kloster liegt also nicht einmal 5 Minuten Fußweg von der MTR-Station, am nördlichen Ende der Chi Lin Drive.
Der Eintritt ist frei. Die ganze Klosteranlage ist symmetrisch erbaut, und die Gebetshallen sowie andere Gebäude sehen ziemlich untypisch für buddhistische Tempel aus - alle sind nämlich im dunkelbraunen Farbton gehalten.
Die Innenbesichtigung der Gebetshallen ist für Nichtbuddhisten leider nicht möglich, genauso wie das Fotografieren der Buddha-Statuen - die überall sitzenden Nonnen achten sorgfältig darauf.
In den Innenhöfen mit kleinen Teichen
und schönen Bonsai-Bäumchen herrscht eine fast absolute Ruhe und Stille - es sind hier kaum Besucher vorhanden. Man kann in dieser Atmosphäre von der Hektik der Großstadt richtig entspannen und nimmt gar nicht wahr, daß rundherum mehrere Hochhäuser stehen.
Auch der kleine Garten des Tempels ist sehenswert.
Ich könnte hier noch mehr Zeit verbringen, habe heute aber noch etwas anderes vor, also mache ich mich gegen 15.15 Uhr auf den Weg zurück. Mit der MTR-Bahn fahre ich dann eine Station zurück - bis Wong Tai Sin (für 4,- HK$). Hier, in unmittelbarer Nähe der U-Bahn-Station befindet sich eine der größten, lebhaftesten und farbigsten Tempelanlagen Hongkongs.
Dieser sehr beliebte daoistische Tempel ist einem Hirtenjungen mit dem Namen Wong Tai Sin geweiht, der einer Legende nach als Wunderheiler, Seher und Wahrsager galt und seit seinem Tod fast wie ein Gott verehrt wird.
Deshalb auch befinden sich auf dem Tempelgelände eine große Apotheke sowie zahlreiche Kabinen für Wahrsager - es ist wohl die längste Wahrsagergasse Asiens.
Zuerst gehe ich zum großen Tempelgarten, der hinter den Gebäuden liegt, weil er etwas früher als der Tempel selbst geschlossen wird. Der Garten ist sehr schön gestaltet, mit kleinen Teichen, Bächen,
Wasserfällen, Felsen und Sträuchern. Gerade findet hier eine Chrysanthemenausstellung statt. Aus den Blüten werden verschiedene Figuren
sowie unterschiedliche Sportarten
nachgebildet - es ist wirklich sehenswert und wirkt fast wie eine Märchenwelt in der Umgebung der Wohnsilos aus Beton rund um die Anlage. Als besondere Attraktionen der Gartenanlage gelten die verkleinerten Nachbildungen des Wandelganges aus dem Sommerpalast sowie der Neun-Drachen-Mauer aus dem Kaiserpalast in Beijing.
Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch den Garten gehe ich in den Gebetsteil des Wong Tai Sin Tempels rüber.
Besonders vor der Haupthalle des Tempels knien und beten viele Chinesen.
Die Anlage ist - im Gegensatz zu der vorher gesehenen- wirklich voller Leben.
In den Vorhöfen werden Opfergaben dargebracht, Bambusstäbchen für eine Weissagung geschüttelt und Räucherstäbchen gezündet. Die Luft ist vom Rauch der Stäbchen gesättigt, was dem Ort eine mystische Atmosphäre verleiht.
Auch in den Nebenhallen wird geopfert - hier befinden sich die Ahnentafeln der verstorbenen Gemeindemitglieger. Die Kabinen der zahlreichen Wahrsager sind durch die auf ihre eigene Zukunft neugierigen Chinesen ständig besetzt.
Kurz vor 16.30 Uhr beende ich meinen Besuch in der Tempelanlage. Eigentlich wollte ich heute noch mit der U-Bahn nach Fanling unweit der chinesischen Grenze fahren, aber die Sonne steht schon tief über dem Horizont, und so entscheide ich mich, zurück zu fahren - zur Yau Ma Tei Station, der Endstation der Kwun-Tong-Linie im Zentrum Kowloons, an der Nathan Road (Fahrpreis: 6,- HK$).
Von hier aus sind es ins Hotel noch knapp 2 km schnurgeraden Weg entlang der Nathan Road. Die Straße ist, wie immer, sehr belebt und die Bürgersteige und Straßen überfüllt.
Nach wenigen Minuten biege ich Richtung Temple Street und Market Street, wo sich der Vier-Tempel-Komplex des Tin Hau Tempels befindet. Leider befindet sich der Komplex gerade in der Renovierung und das Tempelgelände ist für Besucher nicht zugänglich.
Ich schlendere also weiter über die Tempel Street mit ihren dicht gedrängten Straßenmärkten und später über die Shanghai Street mit ihrer alten Bebauung und vielen traditionellen Geschäften, die Kräuter, Weihrauch und Haushaltsutensilien anbieten. In der Nähe der U-Bahn-Station Jordan, an der Kreuzung der Austin und Nathan Roads, erreiche ich den großen Kowloon Park, der 1989 auf einem ehemaligen britischen Armee-Areal aufwendig umgestaltet wurde.
Der Park erstreckt sich über eine große Fläche zwischen der Nathan Road und den riesigen Einkaufszentren von Harbour City und Ocean Centre am Hafen, wo die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe ihre ersten Einkäufe machen. Neben vielen anderen Attraktionen sehe ich in dem Park ein großes Schwimmbad, Rosengärten, chinesische Pavillons, ein Aviarium mit Papageien und anderen exotischen Vögeln sowie einen schönen Flamingoteich.
Hier kann ich mich auf einer Bank nach dem hektischen Tag etwas ausruhen. Den Park verlasse ich über eine Treppe neben der Jamia Moschee
und gehe am Hotel vorbei noch zur Uferpromenade, um in der schönen Abenddämmerung einige Blicke (auch mit der Kamera) auf die gegenüberliegende Skyline
zu werfen sowie ein paar Postkarten zu kaufen. Gegen ca. 18.30 Uhr bin ich dann endlich im Hotel. Eine Stunde später gehe ich gemeinsam mit Alex nach Kowloon etwas zu essen, und wir verbringen danach noch einige Zeit an der Waterfront Promenade, wo zahlreiche Touristen - wie auch wir - den einzigartigen Blick auf die weihnachtlich bunt erleuchtete Hong Kong Island genießen.
Zurück im Hotel sind wir gegen 21.00 Uhr.
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