1. Tag: Do, 20.09.2001
- Frankfurt/M. - Beijing (Lamatempel, Himmelstempel) -

Nach der turbulenten Zugreise von Aachen (wegen versch. Probleme auf den Bahnstrecken bin ich mit insgesamt 4 Zügen und einem Taxi - auf Kosten der Bahn - gefahren) erreichte ich gestern den Frankfurter Flughafen erst um ca. 17.30 Uhr, aber noch rechtzeitig genug, um ohne allzu großen Stress einzuchecken. Der Abflug des großen Jumbos von Air China (Boeing 747-400) erfolgt ziemlich pünktlich um 20.30 Uhr (nur 15 Min Verspätung). Wir fliegen nachts und deswegen vergeht mir die Zeit im Schlaf relativ schnell. Die ca. 7800 km lange Strecke führt laut Monitoranzeige im Flugzeug an Warschau, Minsk, Moskau, Novosibirsk und Omsk vorbei, dann südlich von Irkutsk und weiter über Mongolei (nicht weit von Ulan Bator). Am frühen Morgen nach Sonnenaufgang kann man über der Mongolei eine wüstenhafte und steppenartige Landschaft sehen, dann kommt vor Beijing ein stark gefaltetes Gebirge. Nach genau 9stündigem Flug landen wir um 11.35 Uhr Ortszeit (6 Stunden Zeitverschiebung) auf dem Pekinger Flughafen. Beijing - Lamatempel, Pagode des Unendlichen Glücks
Die Paßkontrolle und Gepäckausgabe am Flughafen erfolgen sehr schnell. Gegen 12.30 Uhr treffen sich alle etwa 15 Teilnehmer unserer Rundreise am Ausgang. Wir werden schon von unserer Reiseleiterin erwartet und gehen gleich zum kleinen Bus, mit dem wir direkt zu unserem Hotel in Beijing gebracht werden. Unsere Koffer lassen wir aber vor dem Flughafen stehen, sie werden später in einem anderen Wagen zum Hotel gebracht - anfangs habe ich bedenken, ob das funktioniert, aber es scheint hier immer so zu laufen. Auch andere Reisegruppen lassen ihre Koffer stehen, sie werden aber natürlich vom zuständigen Personal der Reiseagentur überwacht.
Das Wetter in der Hauptstadt ist sehr schön. Es ist sonnig, obwohl über der Stadt eine leichte Dunstglocke liegt, und ca. 27 Grad warm. Wir fahren durch die Stadt zum Hotel "Hua Du", das im Osten der Stadt liegt. Hier bekommen wir sofort das Mittagsessen - natürlich original chinesisch. Es ist ein Novum für uns, aber die nächsten Tage zeigen, dass folgende Art und Weise zum Mittag zu essen für China typisch ist: man sitzt mit 7-8 Personen an einem runden Tisch, auf dem in der Mitte eine Drehplatte steht. Im Laufe der Zeit werden immer neue Gerichte auf die Platte gestellt, und man holt sich auf die ziemlich kleinen Teller, die vor jedem stehen, immer wieder neue Portionen von den unzähligen Gerichten. Und wenn auf der Drehscheibe kein Platz mehr ist, werden die Teller aufeinander gestapelt. Das Essen schmeckt uns allen sehr gut. Vor jedem von uns liegen natürlich auch Eßstäbchen, aber heute - nach der anstrengenden Reise - traue ich es mir noch nicht zu. Das erste Getränk zum Essen ist immer frei. Außerdem gibt es in jedem Restaurant in beliebiger Menge den grünen Tee - das Nationalgetränk der Chinesen.
Da sich der Reiseablauf gegenüber der Katalogbeschreibung geringfügig geändert hat (sehr frühe Abflugzeit nach Xian), beginnen wir sofort nach dem Mittagsessen und kurzer Erholung gegen 14.30 Uhr unser Besichtigungsprogramm in Beijing, ohne vorher in die Hotelzimmer einzuchecken. Der Bus wartet schon vor dem Hotel. Unterwegs zu den ersten Sehenswürdigkeiten stellt sich unsere Pekinger Reiseleiterin uns vor. Ihr Name heißt übersetzt "Schneeflöckchen" und sie ist eine sehr quirlige, nette und lustige junge kleine Chinesin, die aber auch sehr geschäftstüchtig ist (man könne bei ihr fast alles günstiger und in besserer Qualität kaufen als sonst wo - den grünen Tee, Jasmintee, Süßwasserperlenketten, Seidentücher, Postkarten und, und, und ...). Der Geschäftssinn ist scheinbar allen jungen Chinesen gemeinsam, die ich in den wenigen Tagen gesehen und kennengelernt habe (Marktwirtschaft läßt grüßen). Beijing - Himmelstempelanlage, Chengzhen-Tor, dahinter die Halle des Ernteopfers Unser "Schneeflöckchen" ist wirklich eine sehr kontaktfreudige und liebenswürdige Person und der Umgang mit ihr ist unkompliziert. Sie erzählt uns in den nächsten Tagen auch sehr offen vieles über ihr eigenes Privatleben und den Alltag der Chinesen. Das Lustigste ist, sie glaubt, alle Deutsche und Österreicher müssten sie kennen. Sie wurde nämlich während der vor einigen Jahren in Beijing aufgezeichneten Fernsehshow "Musikantenstadl" von Karl Moik auf die Bühne gebeten und konnte sich mit ihm vor laufenden Kameras unterhalten. Darauf ist sie bis heute sehr stolz. Und natürlich meint sie, dass alle in Deutschland die Show und sie gesehen haben.
Auch eine andere sehr junge und zierliche Chinesin fährt mit uns - sie hat eine riesengroße Videokamera dabei, unter deren Last sie fast zusammenzubrechen scheint - aber dies ist nur mein erster Eindruck. Sie wird uns die nächsten Tage in Beijing auf Schritt und Tritt begleiten und am Ende einen fertigen Videofilm zum Kauf anbieten. Wie sich in den nächsten Tagen zeigen wird, fast jede ausländische Touristengruppe wird von jeweils einer jungen Chinesin mit einer riesigen Videokamera begleitet. Es gibt seit einiger Zeit mehrere Video-Agenturen in Beijing, die sich darauf spezialisiert haben - die jungen Chinesen haben die Marktwirtschaft schnell begriffen.
Gegen 15.00 Uhr sind wir am Lama-Tempel (Yonghegong) angekommen. Eingangsticket zum Jaddhe-Buddha Tempel Die aus dem Ende des 17.Jh. stammende buddhistische Tempelanlage macht auf mich einen großen Eindruck - es ist meine erste Begegnung mit der chinesischen und buddhistischen Architektur. Beijing - Eingangstor zur Lamatempel-Anlage Die Anlage besteht aus fünf Haupthallen Beijing - eine der 5 großen Hallen im Lamatempel - von der einen geht man über einen Zwischenhof in die andere - sowie aus einigen kleineren Seitenhallen. Beijing - die vierte Halle sowie eine Seitenhalle im Lamatempel Die nächste Halle ist jeweils größer als die vorangegangene, und in jeder gibt es immer größere Buddhastatuen in verschiedenen Darstellungen, begleitet tlw. von Statuen der Schüller Buddhas, der Himmelskönige oder Dämonen. Leider darf man in den Hallen nicht fotografieren. In der Großen Halle des Buddhistischen Rades wird eine 6 m hohe Statue Tsongkhapas (ein Reformer des Lamaismus) verehrt. Das letzte Gebäude, die Pagode des Unendlichen Glücks, Beijing - Lamatempel, Pagode des Unendlichen Glücks (linke Seitenhalle) beherbergt eine 18 m hohe (plus weitere 8 m im Boden), aus einem einzigen Sandelbaumstamm geschnitzte Statue des Buddhas Maitreya, die als größte buddhistische Holzfigur im Guiness-Buch der Rekorde eingetragen ist. Außerdem gibt es hier sehr viele schöne andere Buddha-Statuen sowie wunderschöne Holzschnitzereien.
Überrascht bin ich auch von den Unmengen an Touristen - überwiegend chinesischen - die die Anlage besuchen. Und sehr viele junge Chinesen opfern vor den Altären, Beijing - die vierte Halle (rechts) im Lamatempel fallen auf die Knie vor den Buddha-Statuen und zünden Räucherstäbchen an, obwohl nach offiziellen Angaben 98% der Chinesen Atheisten sind. Der in der Luft liegende Duft der überall glimmenden Räucherstäbchen verleiht der Anlage eine mystische Atmosphäre und vermittelt - trotz der vielen Touristen - ein Gefühl der Ruhe und Geborgenheit. Beijing - Lamatempel - eine Pagodenskulptur Ich könnte hier viel mehr Zeit verbringen, leider nach ca. 1 Stunde müssen wir zum nächsten Höhenpunkt jeder Beijing-Besichtigung weiterfahren - zum Himmelstempel (Tientan) UNESCO-Weltkulturerbe im Süden der Stadt, der als Symbol vom Beijing gilt. Dieser größte erhaltene Tempelkomplex Chinas entstand Anfang des 15. Jh. (1420) gleichzeitig mit dem Kaiserpalast. Hier opferten die Ming- und Quing-Kaiser dem Himmel und beteten um eine reiche Ernte.
Beijing - Himmelstempelanlage, Halle des Ernteopfers (Himmelstempel) Wir betreten die Anlage durch das Südtor und erreichen zunächst den runden dreistufigen Himmelsaltar, auf dem Tiere und Wein geopfert wurden. Beijing - Himmelstempelanlage (Tiantan), Blick vom runden Himmelsaltar Richtung Norden Von diesem erhöhten Platz hat man einen guten Überblick über die große Anlage. Wir sehen viele Chinesen, die im Park ihre selbstgebastelten Drachen steigen lassen.
Weiter in Richtung Norden folgt bald die runde Halle des Himmelsgewölbes zur Aufbewahrung der Ahnentafeln, Beijing - Himmelstempelanlage, Himmelsgewölbe-Halle (zur Aufbewahrung von Ahnentafeln) die von der berühmten Echomauer umgeben ist, an der man mit dem Gesicht zur Wand leise ausgesprochene Worte überall deutlich hören kann. Beijing - Himmelstempelanlage, Blick von der Himmelsgewölbe-Halle auf eine Seitenhalle, dahinter die runde Echo-Wand Von hier führt ein langer schnurgerader Ehrenweg durch das Chengzhen-Tor Beijing - Himmelstempelanlage, Chengzhen-Tor, dahinter die Halle des Ernteopfers zu der berühmten Haupthalle - Halle des Ernteopfers. Diese Halle ist 38 m hoch, hat 30 m Durchmesser und ein dreistufiges, mit 50000 blauen (die Farbe des Himmels) Glasurziegeln gedecktes Dach. Gerade jetzt, im Licht der langsam untergehenden Sonne (der Sonnenuntergang ist um ca. 18.20 Uhr), sieht die Halle sehr majestätisch aus. Beijing - Himmelstempelanlage, Halle des Ernteopfers (Himmelstempel) Beijing - Himmelstempelanlage, Halle des Ernteopfers (Himmelstempel) Beijing - Himmelstempelanlage, Blick vom Himmelstempel auf die Seitenhallen (Richtung Norden)
Von hier gehen wir Richtung Osten, wo am Ostausgang der Anlage unser Bus wartet. Es ist schon fast 18.00 Uhr und uns erwartet jetzt eine einstündige Fahrt durch das vollständig verstopfte Stadtzentrum von Beijing zu unserem Hotel. Ich bin überrascht von den Staus auf den recht breiten Straßen und von der sehr großen Anzahl der neuen, modernen Autos - meist mit schwarzen oder verdunkelten Seiten- und Heckscheiben. Dagegen ist die Anzahl der Fahrräder eigentlich kleiner, als ich mir vorgestellt habe (aber immer noch beachtlich), obwohl die meisten Leute in Beijing immer noch mit Fahrrad fahren. Es gibt ca. 10 Mio. Fahrräder in dieser 13,8 Mio. Einwohner zählenden Stadt (die eine Ausdehnung von ca. 160 x 170 km hat). Inzwischen ist es dunkel geworden, aber kein Fahrrad hat Licht, obwohl manche Straßen gar nicht beleuchtet sind. Wie ich später höre, ist das Licht am Fahrrad verboten, um die Autofahrer nicht zu blenden und außerdem eine Klingel ist billiger als eine Lichtanlage. Und tatsächlich, gehupt und geklingelt wird pausenlos und es gibt erstaunlich wenige Unfälle. Mein erster Eindruck von Beijing ist, dass dies eine moderne Metropole ist, wie auch jede andere z.B. in Europa, nur die Leute sehen etwas anders aus.
Nachdem wir um 18.50 Uhr das Hotel "Hua Du" erreichen, beziehe ich schnell mein Zimmer und todmüde nach der langen Anreise und den ersten Eindrücken falle bald ins Bett.


2. Tag: Fr, 21.09.2001
- Beijing (Grosse Mauer, Ming-Gräber) -

Heute stehen zwei bei jedem Hauptstadt-Besuch obligatorische Besichtigungsorte außerhalb Beijings auf dem Programm. Nach einem soliden Frühstück geht es um ca. 8.30 Uhr los. Der Himmel über Beijing ist zunächst noch strahlend blau aber innerhalb von wenigen Minuten ziehen dicke Wolken auf. Wir fahren jedoch Richtung Norden in die die Hauptstadt umgehenden Berge und dort haben wir fast den ganzen Tag ein sehr schönes sonniges Wetter. Unser Ziel ist zunächst die Große Mauer. UNESCO-Weltkulturerbe Auf Vorschlag unserer Reiseleiterin sollen wir aber nicht den am meisten besuchten und deshalb sehr überlaufenen Mauerabschnitt bei Badaling besuchen, sondern den erst vor kurzem restaurierten und noch nicht so bekannten, aber nicht weniger schönen Abschnitt in Juyongguan (dh. am Dwelling-in-Harmony Paß), etwa 70-80 km nördlich von Beijing. Nach etwa 1 Stunde Fahrt sind wir gegen 9.30 Uhr am Ziel. Es sind zum Glück noch nicht sehr viele Touristen da. Wir bekommen 2 Stunden Zeit, um in Eigenregie die Mauer zu erkunden. Am großen Parkplatz befinden sich mehrere Gebäude, Die Grosse Mauer - Abschnitt bei Juyongguan, Blick vom Parkplatz nach Nordosten Restaurants, Souvenirstände, ein tempelartiges Gebäude, Die Grosse Mauer - Abschnitt bei Juyongguan, ein Tempel im Eingangsbereich ein chinesisches Tor etc. Die Grosse Mauer - Abschnitt bei Juyongguan, Blick vom Tempel aus Richtung Nordwesten Von hier aus kann man dann auf der Krone der Mauer über zahlreiche Treppen nach oben laufen, da die Mauer entsprechend dem Gelände angepaßt ist und tlw. ziemlich steil nach oben bis zum Berggrat führt. Man sieht, dass die Mauer und die Treppen ganz frisch renoviert wurden, denn alles ist sehr sauber und gepflegt. Die Grosse Mauer - Abschnitt bei Juyongguan, Schlösserkette Aber dies stört mich nicht; es macht trotzdem Spaß, über die Mauer zu gehen. Der Aufstieg ist aber auch sehr anstrengend, denn fast jede Stufe hat eine andere Höhe. Belohnt wird man jedoch durch großartige Ausblicke, die sich um so schöner einem präsentieren, je höher man kommt. Die Grosse Mauer - Abschnitt bei Juyongguan, Blick nach Osten Entlang der Mauer befinden sich in Sichtabständen einige gemauerte Wachtürme, die etwas Schatten und Abkühlung bieten. Die Grosse Mauer - Abschnitt bei Juyongguan, Wachtürme und andere Gebäude Die Grosse Mauer - Abschnitt bei Juyongguan, ein Wachturm Die Grosse Mauer - Abschnitt bei Juyongguan
Als fast einziger aus unserer Reisegruppe gehe ich bis zum letzten Wachturm am obersten Punkt des Mauerabschnittes; Die Grosse Mauer - Abschnitt bei Juyongguan von hier führt die Mauer dann wieder zurück nach unten über den gleichen Berghang. Von diesem Punkt aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf die umgebenden Berge. In der In der Ferne erkennt man einen weiteren großen Abschnitt der Mauer, die sich entlang der Berggrate in alle Richtungen windet. Es ist wohl der Abschnitt bei Badaling. Die Grosse Mauer - Abschnitt bei Juyongguan, Blick auf die Mauer bei Badaling Man könnte hier oben viel Zeit verbringen und die Umgebung genießen, aber es ist an der Zeit, zurück zu gehen, denn ich will mich nicht auf unseren Bus verspäten.
Der Abstieg ist nicht mehr so angenehm. Inzwischen gibt es auch hier Unmengen von überwiegend chinesischen Touristen und alle wollen nur eins - nach oben. Deshalb manchmal gibt es kein Durchkommen, wenn man in die andere Richtung will, zumal an manchen Stellen ist die Mauerkrone sehr schmal. Die Grosse Mauer - Abschnitt bei Juyongguan, Blick nach Südosten Richtung Tempel Aber ich schaffe rechtzeitig nach unten, und gegen 11.50 Uhr fahren wir ein Stückchen zurück Richtung Beijing. Nach einigen Kilometern machen wir unsere Mittagspause in einem riesigen Restaurant, das wohl auf die gleichzeitige Verpflegung von mehreren Reisegruppen spezialisiert ist. Entsprechend groß und voll ist der Busparkplatz davor; meistens sind es - wie immer - chinesische Touristen. Natürlich essen wir typisch chinesisch an großen runden Tischen. Meine ersten Versuche mit Stäbchen zu essen sind eher bescheiden, obwohl ich aufmerksam die Technik der Chinesen an den Nachbartischen beobachte. Einige Frauen an unserem Tisch stellen zufrieden fest, dass man beim Essen mit Stäbchen nicht befürchten muss, zuzunehmen. Unsere Reiseleiterin spendet uns wieder alle Getränke, und das Restaurant - 2 kleine Flaschen mit 56prozentigem Reisschnaps, der sehr gut schmeckt.
Neben dem Restaurant befindet sich ein großer Freundschaftsladen mit chinesischen Handwerkerzeugnissen sowie eine Werkstatt, in der Emaillevasen und -bilder hergestellt werden. Wir erhalten eine kurze Führung durch die Werkstatt, anschließend folgt noch ein Bummel durch den Freundschaftsladen. Unser "Schneeflöckchen" schenkt jedem von uns eine kleine Dose Tigerbalsam, den sie hier gekauft hat.
Gegen 14.00 Uhr brechen wir auf und fahren wieder nach Norden, zu den Gräbern der Ming-Kaiser. Der Weg führt uns durch eine Gegend, in der viel Obst angebaut wird. Am Straßenrand passieren wir zahlreiche Stände mit Äpfeln und Pfirsichen. Die Begräbnisstätte für die Kaiser der Ming-Dynastie UNESCO-Weltkulturerbe befindet sich in einem 40 qkm großem Talkessel ca. 44 km nördlich von Beijing, am Fuße der im Norden, Osten und Westen liegenden Bergkette von Tianshou Shan. Insgesamt wurden in diesem weitläufigen Tal 13 Ming-Herrscher begraben, geöffnet wurde bisher aber nur eine Grabanlage - die unterirdische Grabkammer des Dingling, wo der 13. Ming-Kaiser Wanli begraben wurde. Die anderen Grabanlagen wollen die Forscher noch nicht öffnen, da tlw. die Eingänge noch nicht gefunden wurden, aber vor allem aus dem Grunde, dass man noch keine Methode gefunden hatte, wie man die Funde vor dem zerstörerischen Einfluß der Luft schützen kann. Ming-Gräber - Grabanlage des Yongle-Kaisers in Changling, die erste Opferhalle
Wir fahren nach Changling zum Grab des Yongle-Kaisers, wo die oberirdische Anlage restauriert und zum Museum ausgebaut wurde. Die Anlage besteht aus mehreren Haupthallen, Ming-Gräber - Grabanlage des Yongle-Kaisers in Changling, eine der Opferhallen die den Opferzeremonien dienten sowie aus seitlichen Hallen, wo die Vorbereitungen getroffen wurden. Wir betreten die Grabanlage durch das Haupttor Ming-Gräber - Eingangstor zur Grabanlage des Yongle-Kaisers in Changling und wandern durch die Opferhallen durch. In einer der Großen Hallen sind Kopien der reichen Grabbeigaben ausgestellt, die im geöffneten Dingling-Grab gefunden wurden. Am Ende der Grabanlage befindet sich der runde, noch ungeöffnete Grabhügel des Yongle-Kaisers, bewachsen von Eichen und Thujen.
Auf dem Übergang zwischen den rechteckigen Höfen um die Opferhallen und dem runden Erdhügel des Grabs ragt der Stelenpavillon Ming-Gräber - Grabanlage des Yongle-Kaisers in Changling, Stelenpavillon in Form eines Turms auf, in dem eine Grabstele den Ehrennahmen des verstorbenen verkündet. Von hier oben haben wir einen guten Überblick über die Umgebung. Ming-Gräber - Grabanlage des Yongle-Kaisers in Changling, Blick vom Stelenpavillon aus auf die umgebenden Berge
Nach der Rückkehr zum Parkplatz fahren wir nur wenige Kilometer weiter, zu der sog. Geisterstraße. Wir betreten den Weg durch das Drachen- Phönix-Tor an dem eigentlichen Wegende und spazieren durch die schöne Allee bis zum deren Anfang. Die beiderseits der Allee stehenden Statuen von realen (z.B. Elephanten, Kamele) Ming-Gräber - die Geisterstraße, ein Elephant und mythischen Tieren Ming-Gräber - die Geisterstraße, ein Fabeltier sowie zivilen und militärischen Mandarinen Ming-Gräber - die Geisterstraße, ein Priester sollen die Gräber vor bösen Geistern und Grabräubern schützen. Die mit Weiden bewachsene Allee ist sehr schön und die weißen Figuren bieten tolle Fotomotive an, was von unserer Reisegruppe natürlich fleißig ausgenutzt wird. Ming-Gräber - die Geisterstraße, ein Kamel
Am Anfang der Geisterstraße erreichen wir den roten Stelenpavillon mit einer Kopie der größten Stele Chinas, die auf dem Grab des ersten Ming Kaisers in Nanjing steht. Ming-Gräber - ein Stelenpavillon am Anfang der Geisterstraße Sie enthält u.a. ein Gedicht mit einer Zeile über jedes der 13 Gräber. Die Stele wird von einer riesigen bronzenen Schildkröte getragen. Wie uns die Reiseleiterin sagt, eine Berührung der Schildkröte am Po garantiert ewige Gesundheit, und am Kopf - ewiges Glück. Da müssen wir natürlich die Schildkröte unbedingt an beiden Stellen streicheln und dabei fest an die Worte von "Schneeflöckchen" glauben.
Damit enden für heute die Besichtigungen und gegen 17.30 Uhr sind wir zurück im Hotel. Aber das kulturelle Programm geht noch weiter. Für den Abend ist der Besuch einer Aufführung der Peking-Oper geplant, so daß uns nur eine knappe Stunde bleibt, um sich frisch zu machen. Um 18.40 Uhr fahren wir in ein anderes Hotel, in dem die Aufführungen stattfinden. Die Vorstellung dauert nur eine gute Stunde (19.30 - 20.40 Uhr), denn es ist eine verkürzte Fassung speziell für ausländische Zuschauer. Nur solche sind auch im Zuschauerraum zu sehen. Uns werden drei Stücke gezeigt, die Handlung wird kurz auf einer Leuchttafel auf Englisch erklärt. Ming-Gräber - die Geisterstraße, ein Priester
Diese traditionelle Peking-Oper ist sicherlich nicht jedermanns Sache, trotzdem meine ich, muß man sie gesehen haben. Beijing - Aufführung der Peking-Oper Die Oper ist eine Verbindung von Musik, Tanz, Pantomime und Akrobatik. Die Schauspieler singen in sehr hohen Falsettstimmen und in einer Sprache, die heute nur noch den Experten verständlich ist. Für unsere Ohren erinnert die sehr langsame deklaratorische Sprache und die schrillen Gesänge eher an das Miauen von Katzen. Alle Gesten, Bewegungen, Gesichtsausdrücke etc sind bis ins Detail festgelegt und mit Bedeutungen versehen, ähnlich wie auch die sehr sparsame Dekoration - i.d.R. nur ein Tisch und zwei Stühle. Dabei bedeutet z.B. ein stehender Stuhl etwas anderes als ein liegender. Es gibt bei der Oper auch mehr als 20 Arten zu lachen. Sehr sehenswert sind die bunten Kostüme sowie die akrobatischen und komischen Einlagen der Schauspieler, die mit viel Beifall belohnt werden.
Wir verlassen die Vorstellung mit gemischten Gefühlen, aber ich habe trotzdem die Oper genossen und als ein Teil der chinesischen Kultur verstanden. Was aber nicht bedeutet, daß ich die Peking-Oper liebe und häufiger eine Vorstellung besuchen würde. Dafür ist die Tonlage der Gesänge für uns zu ungewöhnlich und das Verständnis der versteckten Bedeutungen nicht vorhanden.
Auf dem Rückweg ins Hotel machen wir mit unserem Bus noch einen Abstecher zum Platz des Himmlischen Friedens, der jetzt nachts strahlend erleuchtet ist. Er wird zurzeit besonders festlich mit Blumen geschmückt und mit bunten Lichtern angestrahlt, denn am 1. Oktober gibt es einen doppelten Feiertag zu feiern: den Nationalfeiertag und das traditionelle Mondfest.
Nach der Rückkehr ins Hotel (21.45 Uhr) gehen wir noch mit 7 Leuten und unserer Reiseleiterin in ein kleines typisch chinesisches Restaurant, das sie auf unsere Bitte ausgesucht hat. Als wir mit 2 Taxis zum Restaurant kommen, sitzen hier noch laute ausländische Touristen, die aber zum Glück bald gehen. Das wirklich typisch chinesische Essen schmeckt uns vorzüglich, obwohl die Speisen tlw. sehr scharf gewürzt sind - halt so wie für die Chinesen. Und auch das obligatorische chinesische Bier und Schnaps machen die Runden. Ich merke, daß für die Chinesen ein so spätes Abendessen eher untypisch ist. Wir sind die einzigen Gäste im Restaurant und die Familie, die es betreibt, schon sichtbar sehnlichst erwartet wann wir endlich nach Hause gehen. Da es schon wirklich spät ist und wir auch nach dem ganzen Tag - gekrönt von der Peking-Oper - müde sind, gehen wir auch bald. Der Weg zu Fuß ins Hotel tut mir gut aber trotzdem, nachdem wir um 23.30 Uhr da sind, suche ich schnellstmöglich mein Bett auf.


3. Tag: Sa, 22.09.2001
- Beijing (Kaiserpalast, Sommerpalast) -

Mit einem guten Frühstück im Hotel gestärkt fahren wir um 8.30 Uhr durch das um diese Zeit mit Autos vollgestopfte Stadtzentrum zum Platz des Himmlischen Friedens. Bereits gestern nachts haben wir den hell und bunt erleuchteten Platz aus den Busfenstern gesehen. Heute betreten wir den berühmten und wohl größten Platz der Welt beim schönsten sonnigen Wetter und angenehm warmen Temperaturen. Der Platz ist voller Leute Beijing - Platz des Himmlischen Friedens, hinten das Tor des Himmlischen Friedens (Tiananmen) - es sind überwiegend chinesische Touristen, aber auch einige Ausländer, die die wunderschönen und zum Teil monumentalen Blumendekorationen Beijing - Große Halle des Volkes am Platz des Himmlischen Friedens, vorne Blumendekorationen zum Nationalfeiertag und Aufbauten bewundern. Sie wurden in den letzten Tagen anläßlich des Nationalfeiertages sowie des traditionellen Mondfestes errichtet, die in diesem Jahr beide gleichzeitig am 1.10. begangen werden. An manchen Dekorationen wird weiter noch gearbeitet. Beijing - Große Halle des Volkes am Platz des Himmlischen Friedens, vorne Blumendekorationen zum Nationalfeiertag
Unter den Besuchern am Platz sind auch viele Familien mit kleinen Kindern, und bei einigen dieser Kleinkinder fällt mir eine chinesische Besonderheit auf. Sie tragen nämlich Hosen, die am Hintern einen großen Ausschnitt haben. Darunter gibt es natürlich auch keine Unterhosen. Unsere Reiseleiterin bezeichnet diese Hose - wohl sehr zutreffend - als "Schnellfeuerhose". Wir spazieren zusammen durch den Platz des Himmlischen Friedens. Ins Auge fällt außer der schönen Dekorationen vor allem die Große Halle des Volkes (Parlamentsgebäude) Beijing - Große Halle des Volkes am Platz des Himmlischen Friedens westlich sowie das Museum für Geschichte und Revolution Beijing - Platz des Himmlischen Friedens, Blumendekorationen zum Nationalfeiertag, hinten das Museum für Geschichte und Revolution östlich des Platzes. Mitten auf dem Platz ragt das Denkmal für die Helden des Volkes auf, und dahinter im Süden - das Mao-Museum. Beijing - Tor des Himmlischen Friedens (Tiananmen)
Der Norden des Platzes wird begrenzt durch das wohl bekannteste Gebäude in Beijing - das Tor des Himmlischen Friedens (Tian'anmen), Beijing - Tor des Himmlischen Friedens (Tiananmen) Beijing - ein Steinlöwe vor dem Tor des Himmlischen Friedens auf dem das riesige Porträt Maos dominiert. Beijing - Tor des Himmlischen Friedens mit dem Porträt von Mao Bald durchschreiten auch wir das monumentale Tor, denn es bildet den südlichen Abschluß der kaiserlichen Achse und südliche Begrenzung der Verbotenen Stadt. Durch weitere kleinere Tore gelangen wir zum U-förmigen Mittagstor (Wumen), Beijing - Mittagstor (Wumen) - Eingang zur Verbotenen Stadt (Kaiserpalast) dem südlichen und damit wichtigsten Zugang zum Kaiserpalast, UNESCO-Weltkulturerbe den wir in den nächsten ca. 2 Stunden auf der Süd-Nord Achse durchwandern. Eingangsticket zum Kaiserpalast Das Mittagstor ist ein Teil der Umfassungsmauer des Palastes, der 753 m in der Breite und 961 m in der Länge mißt.
Hinter dem Mittagstor gelangen wir auf einen riesigen Platz, der durch den Goldwasserfluß aufgeteilt wird. Den Fluß überspannen fünf marmorne Brücken; Beijing - Kaiserpalast, links Tor der Höchsten Harmonie (Taihemen), vorne Brücken am Goldwasserfluß die Mittlere war nur dem Kaiser vorbehalten. Am anderen Ende des Platzes steht das Tor der Höchsten Harmonie (Taihemen), Beijing - Kaiserpalast, Tor der Höchsten Harmonie (Taihemen) bewacht von zwei großen Löwen. Beijing - Kaiserpalast, rechter Löwe vor dem Tor der Höchsten Harmonie
Nach Überquerung dieses Platzes kommen wir zum nächsten großen Innenhof, Beijing - Kaiserpalast, Blick vom Tor der Höchsten Harmonie zur Halle der Höchsten Harmonie (Taihedian) an deren nördlichem Ende sich die Halle der Höchsten Harmonie (Taihedian) befindet. Beijing - Kaiserpalast, Halle der Höchsten Harmonie (Taihedian) Beijing - Kaiserpalast, Halle der Höchsten Harmonie (Taihedian) In dieser großen Zeremonienhalle befindet sich der Thronsessel des Kaisers, hier hat er offizielle Amtsgeschäfte erledigt. Dahinter befindet sich die Halle der Vollkommenen Harmonie (Zhonghedian), Beijing - Kaiserpalast, Halle der Vollkommenen Harmonie (Zhonghedian), hinten die Weiße Dagoba im Beihai-Park in der der Kaiser seine Gewänder wechselte, und noch weiter hinten - die Halle der Erhaltung der Harmonie (Baohedian), Beijing - Kaiserpalast, Halle der Erhaltung der Harmonie (Baohedian) wo große Bankette und höchste Beamtenexamen abgehalten wurden. Alle drei Haupthallen stehen auf einem acht Meter hohen Podest. Große Bronzetöpfe, die überall neben den Gebäuden zu sehen sind, dienten als Löschwasserbehälter. Beijing - Kaiserpalast, Halle der Erhaltung der Harmonie (Baohedian), vorne ein Gefäß für Löschwasser Bei allen Gebäuden dominieren die Farben Rot und Gelb. Beijing - Kaiserpalast, Blick von der Halle der Volkommenen Harmonie auf die Weiße Dagoba im Beihai-Park, rechts ein Löschwassergefäß an der Halle der Erhaltung der Harmonie Während Rot das Glück und den Süden verkörpert und deshalb meist auf Säulen und Toren zu finden ist, steht Gelb für den Kaiser selbst. Deshalb sind auch seine Bauwerke mit gelb glasierten Dachziegeln gedeckt. Die Dachreiter sind mit mythischen Tierfiguren geschmückt, die böse Geister abwehren sowie vor Feuer und Blitz schützen sollen. Beijing - Kaiserpalast, Dachdetails (Fabeltiere) der Halle der Höchsten Harmonie (Taihedian)
Nach der Durchquerung dieser drei Hallen gelangen wir zum Tor der Himmlischen Reinheit, das den Wohnbereich der Ming-Kaiser begrenzte. Beijing - Kaiserpalast, Blick von der Halle der Erhaltung der Harmonie auf das Tor der Himmlischen Reinheit (Qianqingmen), hinten die Weiße Dagoba Hier verlassen wir die Nord-Süd Achse und gehen in den westlichen Teil des Wohnbereiches, wo wir die Schlafzimmer der meisten Ming- und Qing-Kaiser sowie ihrer Konkubinen besichtigen (Halle der Pflege des Herzens).
Im Vergleich zu den offiziellen Räumen im vorderen Bereich des Palastes wirken die Schlafgemächer ziemlich klein, eng und bescheiden. Die Schlafnischen der Konkubinen sind winzig klein und dunkel. Hohe rote Mauern trennen die einzelnen Bereiche voneinander ab. Beijing - Kaiserpalast, ein Seitengang in der Nähe der kaiserlichen Schlafräume Beijing - Kaiserpalast, ein Seitengang in der Verbotenen Stadt, hinten ein Pavillon auf dem Kohlenhügel Von hier am Ende der Palastanlage gelangen wir zum Kaiserlichen Garten mit fein ziselierten Wegen, gestutzten Bäumen, und Sträuchern sowie verschiedenen Pavillons. Beijing - Kaiserpalast, ein Pavillon im Kaiserlichen Garten (westlicher Teil) Beijing - Kaiserpalast, ein Pavillon im Kaiserlichen Garten (östlicher Teil) Zwischenzeitlich ziehen dickere Wolken auf, und die Sonne versteckt sich hinter einem immer dickeren Schleier.
Gegen 12.00 Uhr verlassen wir den Kaiserpalast Homepage des Kaiserpalast-Museums durch das im Norden gelegene Tor des Göttlichen Kriegers (Shenwumen). Beijing - Tor des Göttlichen Kriegers (Shenwumen) (nördlicher Ausgang aus dem Kaiserpalast Direkt vor uns ragt der Kohlenhügel (Jingshan) empor, entstanden aus dem Aushub des Palastgrabens, auf dem fünf Pavillons stehen. Beijing - Pavillone auf dem Kohlenhügel (Blick vom Parkplatz vor dem Tor des Göttlichen Kriegers) Hier auf dem Parkplatz wartet schon unser Bus und wir fahren zu einem Restaurant im Stadtzentrum. Wir werden zu einem kleinen Hinterzimmer gebeten, und während wir essen (auch wieder typisch chinesisch - neben vielen unbekannten aber guten Speisen auch z.B. kandisierte Lotoswurzeln und meine Spezialität - warme geröstete Erdnüsse), wird uns der schon fertig montierte Videofilm vorgeführt, den das junge Mädchen die letzten zwei Tage drehte. Er ist nicht schlecht, mit musikalischer Untermalung, und wird natürlich auch noch um den heutigen Tag erweitert. Zu haben ist er für 200,- Yuan und die meisten entscheiden sich auch zum Kauf. Beijing - Kaiserpalast, Halle der Volkommenen Harmonie (Zhonghedian), hinten die Weiße Dagoba im Beihai-Park
Nach der Mittagspause steht die Sommerresidenz der Quing-Kaiser - der Sommerpalast (Yiheyuan) - am nordwestlichen Rand der Stadt im Programm. Die Fahrt durch die im Autoverkehr erstickende Stadt nimmt eine Stunde in Anspruch. Als wir am Sommerpalast ankommen, ist der Himmel ziemlich bewölkt, die Luft sehr dunstig und schwer, und alles wirkt sehr grau.
Wir betreten den am Fuße der baumbewachsenen Westberge gelegenen Sommerpalast durch das Osttor. Der Sommerpalast ist eigentlich ein großer, am künstlich aufgestauten Kunming-See gelegener Garten oder Park mit mehreren Hallen, Tempeln, Pavillons und Wohngebäuden. Zuerst durchqueren und besichtigen wir den offiziellen Bereich des Palastes (Halle des Wohlwollens und des Langen Lebens, Beijing - Sommerpalast, ein Fabeltier vor der Halle des Wohlwollens und des Langen Lebens (am Osttor) Palast der Jadewellen, Haus der Duftenden Kräuter Beijing - Sommerpalast, Lotosblätter im Nordostteil des Kunming-Sees, links Haus der Duftenden Kräuter, rechts Palast der Jadewellen ), dann gelangen wir zum See. Beijing - Sommerpalast, Blick auf den Kunming-See An seinem Nordufer gehen wir durch einen 728 m messenden Wandelgang, der parallel zum See verläuft und wohl der Längste der Welt ist. Beijing - Sommerpalast, Wendelgang am Nordufer des Kunming-Sees Diese gedeckte Promenade ist mit über 8000 schönen Bildern aus Mythen, Legenden und Romanen geschmückt. Auf dem halben Weg passieren wir die hoch auf einem Berg gelegene, sehr harmonische, hölzerne Pagode des Dufts und des Buddhas. Beijing - Sommerpalast, Pagoda des Dufts und des Buddhas Der Wandelgang führt weiter zum berühmten Marmorboot, Beijing - Sommerpalast, das Marmorboot im Kunming-See (früher Teehaus) das früher als ein Teehaus diente. Nur die Plattform dieses Schiffs besteht jedoch aus Marmor, die Aufbauten sind aus Holz. Beijing - Sommerpalast, das Marmorboot im Kunming-See (früher Teehaus)
Hier angekommen fahren wir nach einer kurzen Pause mit einem Drachenboot Beijing - Sommerpalast, ein Drachenboot auf dem Kunming-See quer durch den Kunming-See bis zur Südinsel mit einem Buddha-Tempel, und von dort gelangen wir zu Fuß über eine 17bogige Brücke in den Eingangsbereich zurück. Vor der Palastanlage, aber auch auf dem Gelände des Sommerpalastes gibt es viele fliegende Händler, die sehr aufdringlich sind. Man kann bei ihnen "original gefälschte" Rolex-Uhren kaufen, aber auch viele andere Sachen, z.B. Porzellan, Bilderbänder, Postkarten etc. Unsere Reiseleiterin warnt uns mehrfach vor ihnen, mich wundert jedoch, daß die Polizei sie duldet. In den Reisebus eingestiegen, merkt eine Frau aus unserer Gruppe, daß sie beim Kauf eines Bilderbandes von einem solchen Händler im Park zwar einen 20er Schein als Restgeld zurück bekommen hat, dies aber ein wertloser weißrussischer Schein ist, wie sich nach näherer Betrachtung im Bus herausstellt.
Nach Besichtigung des Sommerpalastes fahren wir zu einem "Süßwasserperlenzuchtdorf" im Beijinger Außenbereich. Dabei verfahrt sich unser Busfahrer und die Suche nach dem richtigen Weg dauert etwas, aber der Reiseleiter besteht auf den Besuch, obwohl keiner von uns so richtig Lust darauf hat. Es ist aber ein fester staatlich angeordneter Programmpunkt, wie auch die Besuche verschiedener Betriebe an Folgetagen zeigen werden. Im Betrieb gibt es zunächst eine kurze Vorführung einiger gezüchteten Süßwassermuscheln. Eine wird geöffnet und wir sehe darin ca. 15-20 kleine Perlen. Dann beginnt eine Führung durch die Verkaufsräume, wo Schmuck mit oder ohne Perlen angeboten wird. Die Bedienung ist höfflich aber ziemlich aufdringlich. Es sind wohl mehr junge Verkäuferinnen in dem Raum anwesend, als Teilnehmer unserer Reise. Einige von uns sind durch diese Aufdringlichkeit ziemlich genervt und so flüchten wir nach und nach in den Bus. Endlich kommt auch unsere Reiseleiterin zurück ins Bus, die ähnlich wie auch die Verkäuferinnen im Betrieb sichtlich unzufrieden ist, denn nicht nur, daß wir erst mit großer Verspätung gekommen sind und sie den Feierabend hinausschieben mußten, sondern auch keiner hat irgendetwas gekauft. Beijing - Sommerpalast, ein Pavillon am Ostufer des Kunming-Sees
Wir sind jedoch zufrieden, daß es weiter geht. Jetzt fahren wir zurück nach Beijing und besuchen noch die Abteilung für traditionelle chinesische Naturmedizin im Universitätsklinikum (offizieller Name: Das Beratungszentrum für Gesundheitspflege der Medizinischen Universität der Chinesischen Hauptstadt). In einem Seminarraum bekommen wir einen ca. 30minütigen Vortrag über die Grundlagen der chinesischen Naturmedizin. Der Vortrag ist sehr interessant und kurzweilig. Und so erfahren wir u.a. daß Grundlage für diese Medizin die Harmonie/Balance der Gegensätze (jin-jang) ist, die der Arzt herbeiführen muß. Das Gleiche gilt aber auch z.B. für die chinesische Küche, deshalb wichtig ist eine entsprechende Abstimmung der Zutaten, damit das Gleichgewicht der Ione gewährleistet ist. (z.B. Ausgleich der Wirkungen von Litschi-Früchten durch Bananen).
Ein wichtiger Grundsatz ist auch die Bekämpfung der Ursachen und nicht der Folgen einer Krankheit, wie es häufig in der westlichen Medizin der Fall ist. Das Studium der trad. Medizin dauert 7 Jahre, ein erfahrener Arzt kann z.B. 6 verschiedene Arten von Husten erkennen, je nach der Ursache, er fühlt Puls gleichzeitig mit 3 Fingern und kann dabei das Organ erkennen, das nicht in Ordnung ist. Die Diagnose wird u.a. auf der Grundlage dieser Pulsmessung, der Farbe von Augen und Gesicht, Beobachtung der Zunge sowie Wahrnehmung der Gerüche aus dem Mund gestellt.
Nach dem Vortrag wird an einer Freiwilligen aus unserer Gruppe ein Akupunktur-Eingriff demonstriert, der tatsächlich auch sofort Wirkung zeigt. Dann kommen drei Professoren jeweils mit Dolmetschern und untersuchen alle, die es wünschen. Die Untersuchung und Diagnose ist für uns kostenlos, lediglich für die empfohlenen Naturheilmittel muß man bezahlen. An den Wänden sehen wir viele Dankschreiben aus aller Welt von Leuten, denen die Ärzte bereits helfen konnten. Gleichzeitig bekommen die Wartenden eine angenehme Entspannungsmassage und eine kurze Einführung in die Tai-Chi Übungen. Insgesamt ist der Krankenhausbesuch sehr interessant, was ich vorher nicht vermutet hätte.
In unserem Hotel sind wir um 19.15 Uhr zurück. Zum Abschluß des Tages erwartet uns noch das berühmte Peking-Ente-Essen in einem Beijinger Restaurant. Das Essen unterscheidet sich zunächst aber nicht von unseren anderen chinesischen Mahlzeiten. Die Peking-Ente wird jedoch erst zum Schluß serviert. Der Koch präsentiert uns die schön braun gebratene und knusprige Ente direkt am Tisch und schneidet dann das Fleisch vom Hals weg in schmale dünne Scheiben. Verwendet wird zum Essen immer nur eine bestimmte Entenart, die in der Umgebung Beijings gezüchtet wird. Die Enten werden mit einem speziellen Gemisch aus u.a. Kichererbsen und Weizenhäcksel gefuttert und nach etwa zwei Monaten bei einem Gewicht von 2,5 kg geschlachtet.
Die fertigen Fleischstücke wickelt man dann selbst zusammen mit einigen Streifen Frühlingszwiebeln in etwa handgroße und hauchdünne Pfannkuchen ein, die zu diesem Zweck auf die Handfläche gelegt werden. Die zusammengerollten Pfannkuchen tunkt man in eine leicht süßliche braune Bohnensoße. Selbstverständlich zeigt uns Schneeflöckchen, wie man dies korrekt zubereitet. Dazu trinken wir einen Zimtblütenwein, der aber sehr süß ist und im Geschmack an Cherry erinnert. Nach einem Tag voller verschiedenster Eindrücke sind wir um ca. 22.20 Uhr zurück im Hotel.


4. Tag: So, 23.09.2001
- Beijing - XiŽan -

Der Hotelweckruf kommt heute bereits um 5.00 Uhr. Und um 5.50 Uhr sind wir schon mit unserem Gepäck im Bus unterwegs zum Flughafen. Nach fast drei sehr interessanten Tagen in Beijing verlassen wir heute die chinesische Hauptstadt Richtung Xi'an. Die Stadt verabschiedet sich von uns mit Regen. Der Transfer zum Flughafen dauert nicht lange, und auch die Abfertigung erfolgt sehr zügig. Dann heißt es nur noch, von unserer sehr netten Reiseleiterin Abschied zu nehmen. Als wir heute morgen im Hotel die Lunch-Pakete für unterwegs bekommen, drückt sie jedem einen Zettelchen mit ihrer Adresse (auf chinesisch) in die Hand ebenso wie auch eine chinesische Übersetzung des jeweiligen Namens und Vornamens von jedem Teilnehmer. Sie hat uns wirklich gut betreut und der Abschied fällt nicht leicht. XiŽan - ein Pavillon auf dem Gelände des Museums der Provinz Shaanxi (ehem. Konfuzius-Tempel)
Mit 10minütiger Verspätung startet um 7.40 Uhr die Boeing 767-200 der Air China. Die Maschine ist nur schwach besetzt und überhaupt schien mir der Flughafen in Beijing ziemlich leer und menschenlos zu sein. Nach Xi'an sind es etwa 1000 km Luftlinie, die wir in ca. 1,5 Stunden bewältigen. Gegen 9.00 Uhr morgens landen wir in einem Nachbarort von Xi'an, wo sich der Flughafen befindet. Von hier sind es noch ca. 80 km mit dem Bus zu fahren. TravelChinaGuide - City Guide Xian
Die Abfertigung und Gepäckausgabe gehen sehr schnell voran und bereits nach ca. 20 Min sind wir fertig, werden von unserer neuen Reiseleiterin Leo Mo begrüßt und fahren mit einem Kleinbus nach Xi'an. Auch die älteste Hauptstadt Chinas empfängt uns mit einem sehr schlechten Wetter. Es ist diesig, neblig, kühl, teilweise regnet es (angeblich ununterbrochen schon seit 8 Tagen) und die Fernsicht ist kaum möglich.
Wir fahren durch eine ländliche Gegend, in der sich ca. 70 Grabhügel von Kaisern, hohen Beamten etc befinden. Unterwegs erfahren wir, daß die Stadt bzw. die Region heute von drei Sachen bekannt ist: die Terrakottaarmee, das Tang-Theater sowie das Maultaschenessen. Die heute nach chinesischen Maßstäben nur mittelgroße Stadt (ca. 6 Mio. Einwohner, Hauptstadt der Provinz Shaanxi) war früher die Hauptstadt von elf Dynastien und galt in der Tang-Dynastie als wohl die größte Stadt der Welt (ca. 7 mal so groß wie heute).
Als erster Besichtigungspunkt steht das Museum der Provinz Shaanxi auf dem Programm. Das in einem ehemaligen Konfuzius-Tempel an der südlichen Stadtmauer XiŽan - ein Löwe am Eingang zum Museum der Provinz Shaanxi, hinten ein Turm auf der Stadtmauer gelegene Museum beherbergt den berühmten Stelenwald - eine Sammlung von ungefähr 1100 Steintafeln, auf denen alte Texte eingraviert sind. Die alte Tempelanlage betritt man durch einen Torbogen und geht an einem Brunnen XiŽan - ein Tor im Museum der Provinz Shaanxi (ehem. Konfuzius-Tempel) sowie an 6 roten Pavillons XiŽan - ein Pavillon auf dem Gelände des Museums der Provinz Shaanxi (ehem. Konfuzius-Tempel) in einem Park vorbei, bis man zu den Gebäuden gelangt, wo die große Stelensammlung aufbewahrt wird. XiŽan - im Museum der Provinz Shaanxi, ein Pavillon am Eingang zum Stelenwald
Die Steintafeln sind zum Teil in verglasten Vitrinen ausgestellt, teilweise stehen sie frei (manche sind ca. 2 m hoch oder noch größer). XiŽan - Steintafeln im Museum der Provinz Shaanxi (Stelenwald) U.a. sind hier alte Tafeln zu sehen, auf die im 9. Jh. ein Kaiser die klassischen Bücher des Konfuzius meißeln lies (114 Tafeln). Heute sind manche Texte kaum zu verstehen, wie uns die junge nette Reiseleiterin erklärt, da damals ein Zeichen bis zu 10 verschiedene Bedeutungen hatte (heute nur 1 bis 2 Bedeutungen, je nach der Aussprache; dafür hat man heute viel mehr Schriftzeichen - ca. 20.000 im Vergleich zu ca. 8.600 früher). Außerdem ist auf den alten Stelen keine Interpunktion vorhanden, deshalb ist heute die Bedeutung der einzelnen Zeichen zwar i.d.R. noch lesbar und verständlich, nicht aber die der ganzen Sätze.
Auf den Tafeln sind auch verschiedene Schriftarten zu sehen, z.B. die Siegelschrift (spezielle Schriftzeichen, die noch heute nur für die Siegel verwendet werden, die jeder Chinese besitzt - nur zusammen mit dem speziellen Siegel ist die eigene Unterschrift gültig) oder verschiedene Kaligraphien (eine sehr schwierige Kunst; man sagt, daß man die Kaligraphie mind. 30 Jahre lang lernen muß, um sie gut zu beherrschen, erfahren wir von der Reiseleiterin, die sich selbst seit 15 Jahren dieser Kunst widmet und uns die Kunstgeheimnisse kompetent erklärt). XiŽan - im Museum der Provinz Shaanxi, ein Pavillon am Eingang zum Stelenwald
Im letzten Raum hinten der Museumsausstellung werden Abreibungen (Abdrücke) von verschiedenen alten Tafeln mit zeichnerischen Darstellungen gefertigt, die man dann auch erwerben kann. Wir beobachten mit großem Interesse, wie die Abschreibungen hergestellt werden - ein sehr dünnes Papier wird auf die Stele geklebt und die erhabenen Flächen werden mit Tusche geschwärzt. Die eingeritzten Schriftzeichen oder Zeichnungen bleiben weiß.
Von hier fahren wir zum nahegelegenen Südtor (Nanmen) in der Stadtmauer, XiŽan - Stadtmauer mit dem Südtor das wir gegen eine Extra-Eintrittsgebühr von 10,- Yuan besichtigen können. XiŽan - das Südtor der Stadtmauer Vom Südtor hat man einen schönen Überblick über die Stadt mit dem auf der Nord-Süd-Achse im Zentrum stehenden Glockenturm XiŽan - Blick vom Südtor auf die Straße Nan Dajie, hinten das Glockenturm und über die imposante Mauer. XiŽan - Blick vom Südtor auf die Stadtmauer Sie ist mit 14 km Länge wohl die längste erhaltene Stadtmauer, die die Innenstadt vollständig umschließt. Die Mauer wurde Ende der 80er Jahre aufwendig rekonstruiert und renoviert. Schade nur, daß heute die Luft so trüb und die Sicht so schlecht ist, XiŽan - Blick vom Südtor auf die Stadtmauer so daß sogar der Glockenturm im Stadtzentrum kaum zu sehen ist. In dem Torgebäude befinden sich Verkaufsräume sowie ein kleines Museum der Kaligraphie.
Hier haben wir eine halbe Stunde Pause, also habe ich nach der Besichtigung des Südtors noch etwas Zeit, um eine sehr interessante Straße nordöstlich des Tors aufzusuchen, XiŽan - ein Tor am Eingang einer Einkaufstraße in der Nähe des Südtors die ich bereits aus dem Busfenster während der Fahrt zum Südtor gesehen habe. Hier befinden sich schön restaurierte, originelle, typisch chinesische Geschäfte. XiŽan - eine Einkaufstraße in der Nähe des Südtors XiŽan - eine Einkaufstraße in der Nähe des Südtors XiŽan - eine Einkaufstraße in der Nähe des Südtors Und hier sind die Chinesen unter sich, sie gehen mit ihren Vögeln in Käfigen spazieren, XiŽan - eine Einkaufstraße in der Nähe des Südtors essen in den Garküchen, die in den Seitenstraßen zu sehen sind, und die meisten sind natürlich mit Fahrrad unterwegs. XiŽan - eine kleine Pagode in der Nähe des Südtors
Gegen 11.30 Uhr fahren wir ins Hotel "Xi'an" zum chinesischen Mittagsessen und anschließend zu unserem Hotel "Dynasty", wo wir um ca. 14.15 Uhr einchecken. Das Hotel ist an der Außenseite der westlichen Stadtmauer gelegen, ca. 1 km nördlich des Westtores. Da wir jetzt ca. 4 Stunden Freizeit haben und das Zimmer immer noch nicht fertig ist (obwohl ich drin bin, wird es immer noch geputzt und gereinigt), begebe ich mich um 14.50 Uhr auf eine individuelle Erkundung der Stadt. Das Wetter ist immer noch sehr schlecht, der Regen "hängt" in der Luft.
In der Hotelnähe befinden sich große Markthallen und weiter südlich, entlang der Straße an der Westmauer unzählige kleine, fensterlose Geschäfte ("Garagen"), wo eigentlich nur Werkzeuge, Ersatzteile für Maschinen, Autos, Fahrräder etc. verkauft werden. Alles in allem sieht es hier sehr grau und ärmlich aus und der Eindruck wird durch das graue Wetter noch verstärkt. Durch das nördliche Tor in der Westmauer betrete ich die Innenstadt und gehe an der Innenseite der Mauer entlang durch ein ziemlich armes Stadtviertel bis zum großen Westtor. Dies ist ein sehr wichtiger Ort - am Westtor befand sich nämlich der Ausgangspunkt der berühmten Seidenstraße. Heute stehen hier zahlreiche arbeitslose Tagelöhner mit Fahrrädern und Infoschildern, was sie machen können, bereit sofort mit der Arbeit loszulegen. Besonders die vielen Anstreicher fallen mir ins Auge, denn sie haben Eimer, Pinsel und anderes Werkzeug gleich dabei. XiŽan - eine Einkaufstraße in der Nähe des Südtors
Von hier führt eine lange schnurgerade Straße (Xi Dajie) nach Osten direkt zum Glockenturm. Zur Zeit ist sie aber eine riesige Baustelle - die Straße wird deutlich verbreitert, auf beiden Seiten fallen ihr zahlreiche alte Häuser zum Opfer, die gerade massenweise abgebrochen werden. Es ist eine Baustelle, die es in sich hat - es gibt keine Bürgersteige mehr, alles bewegt sich auf der gleichen Fläche - Autos, Fahrräder, Fußgänger. Dazu kommt noch der Schlamm und Morast von den Baugruben und die Wasserpfützen vom letzten Regen. Und dies alles vermischt noch mit dem Baustellenlärm, Staub, Abgasen und Dunst in der Luft - ich überlege unterwegs, ob es doch nicht besser und sicherer wäre umzukehren. Aber nach ca. 6 km und einer Stunde Fußmarsch vom Hotel sehe ich endlich mein Ziel - den Glockenturm im Stadtzentrum, wie in einen Grauschleier eingewickelt.
Der Glockenturm (Zhonglou) ist 36 Meter hoch, besteht ganz aus Holz und stammt vom Jahr 1582. XiŽan - das Glockenturm im Stadtzentrum Hier kreuzen sich die beiden großen Straßen von Xi'an, hier gibt es auch viele Luxusgeschäfte. Schräg gegenüber dem Turm steht ein riesiges mehrstöckiges Einkaufszentrum mit moderner Ausstattung und großer Auswahl an Lebensmitteln, Kleidung, Audio/Video-Geräten und einigem mehr - ein Konsumtempel pur, wie in den größten Metropolen der Welt. XiŽan - ein Einkaufszentrum am Glockenturm Und natürlich ein McDonalds darf hier nicht fehlen.
Wenige Minuten zu Fuß nordwestlich vom Glockenturm steht der Trommelturm (Gulou) aus dem 14. Jh. (aber später mehrfach restauriert). XiŽan - das Trommelturm im Stadtzentrum Er ähnelt sehr dem Glockenturm, ist aber 3 m kleiner. Als ich Richtung Trommelturm gehe, werde ich von einem jungen chinesischen Pärchen angesprochen. Beide sind ziemlich schlicht angezogen, machen wahrscheinlich einen Ausflug aus der Provinz nach Xi'an. Das Mädchen sagt etwas auf chinesisch und zeigt mir ihre alte Fotokamera. Ich denke, daß ich sie beide vor dem Trommelturm fotografieren sollte - aber nein. Sie will, daß ich mich neben ihren Mann oder Freund stelle, und sie will uns beide fotografieren. Scheinbar bin ich - ein "Langnase" - eine größere Attraktion für sie als der Trommelturm. Der Junge steht ziemlich schüchtern und erschrocken neben mir, sie macht das begehrte Foto und bedankt sich herzlich.
Zurück ins Hotel muß ich wieder durch die Straßenbaustelle gehen, dann gehe ich entlang der Außenseite der Stadtmauer und gegen 16.50 Uhr bin ich da. Der Fußmarsch ins Zentrum und zurück war unter den erwähnten Umständen ziemlich anstrengend, aber mir bleibt nicht viel Zeit im Hotel, um mich zu erholen. Für heute Abend haben wir nämlich zusätzlich für 200,- Yuan den Besuch von zwei weiteren Attraktionen Xi'ans gebucht: das berühmte Maultaschenessen sowie die Aufführung einer Tang-Oper.
Um 18.30 Uhr werden wir mit unserem Bus vom Hotel abgeholt. Inzwischen gibt es draußen ein Dauerregen, was um diese Jahreszeit in Xi'an untypisch ist - normalerweise müßte es zur Zeit trocken und heiß sein. Sowohl das Essen als auch die Aufführung finden in Shaanxi Grand Opera House Xi'an südlich des Stadtzentrums. Zuerst gehen wir in einen großen Restaurantsaal, wo uns das berühmte Menü serviert wird. Ich bin sehr gespannt, was das sein wird, denn allzu viel kann ich mir unter dem Jiaozi-Bankett nicht vorstellen, wie das Maultaschenessen genannt wird. Es hat eine lange Tradition in Xi'an, und sogar eine Kaiserin hat schon früher mal diese Spezialität probiert und anschließend Köche aus Xi'an auf den Hof geholt. XiŽan - das Trommelturm im Stadtzentrum
Beim Jiaozi-Bankett handelt es sich um kleine Teigtaschen, die mit vielerlei Füllungen versehen sind und auf originelle Weise geformt werden. Jiaozi-Bankett - traditionelles Maultaschenessen in Xian Sie werden nach und nach von den zahlreichen Kellnern zum Tisch gebracht (wir sitzen natürlich - wie in China üblich - an einem großen runden Tisch). Jede Sorte der Maultaschen wird getrennt jeweils in einem hölzernen flachen Topf mit einem Boden aus Korbweide serviert, aus dem wir uns dann bedienen. Es werden ständig neue Maultaschen in verschiedensten Formen und mit anderen Füllungen gebracht. Zum Teil sind das echte Kunstwerke - sie haben die Form von z.B. kleinen Täubchen, Enten oder Fischen mit Augen und Flossen. Dazu werden natürlich noch verschiedene Beilagen serviert. Insgesamt zähle ich 20 verschiedene Sorten der Maultaschen. Die letzte und kleinste Sorte kommt zum Schluß - sie werden mit Zahnstochern geformt, wie uns die Reiseleiterin informiert. Diese Teigtaschen werden vor unseren Augen in einen vorher auf den Tisch aufgestellten großen Suppentopf eingeworfen und kochen eine Weile auf offenem Feuer. Beim anschließenden Essen der Suppe muß man zählen, wieviele dieser winzigen Maultaschen man herausgefischt hat - je nach der Anzahl gibt es verschiedene Deutungen und Vorhersagen der Zukunft. Zum Trinken bekommen wir den in der Gegend von Xi'an sehr populären Reiswein. Dieser 5prozentiger Wein ist milchig weiß und wird heiß getrunken. Mir schmeckt er aber nicht.
Nach dem hervorragenden Jiaozi-Bankett wechseln wir in den großen Theatersaal, in dem unten an Tischen auch gegessen wird. Wir sitzen aber auf dem Balkon und gegen 20.35 Uhr beginnt schon die Aufführung der Oper aus der Tang-Zeit. Diese über einstündige Vorstellung setzt sich zusammen aus mehreren Stücken mit Ballet, Tanz, Musik und Gesang, die typisch für die Tang-Periode waren. XiŽan - Aufführung einer Oper aus der Tang-Zeit Dazwischen gibt es komische musikalische Einlagen, wie z.B. ein lustiges Gänseschnattern aufgeführt durch einen Sänger, das alle Zuschauer zum Lachen bringt. Die Musik ist im Gegensatz zur Peking-Oper sehr harmonisch, für's Ohr leicht bekömmlich und angenehm. Die traumhaften Dekorationen, bunten Farben, schmucken, üppigen Kleider und schönen Szenenbilder sind eine Augenweide. XiŽan - Aufführung einer Oper aus der Tang-Zeit XiŽan - Aufführung einer Oper aus der Tang-Zeit Diese hervorragende Vorstellung sowie das schmackhafte Jiaozi-Bankett sind eine echte Entschädigung für den heutigen dunstigen und verregneten Tag. Leid tun mir nur diese Reisegenossen, die - abgeschreckt durch die Peking-Oper - auf die heutige Vorstellung verzichtet haben. Überfüllt mit vielen neuen Eindrucken sind wir gegen 22.15 Uhr im Hotel zurück.


5. Tag: Mo, 24.09.2001
- XiŽan (Terakotta-Armee) -

Heute erwartet uns die größte Attraktion Xian's und wohl eine der bedeutendsten archäologischen Sehenswürdigkeiten in ganz China - die Terrakotta-Armee. Nach einem kräftigen Frühstück steigen wir um 8.30 Uhr in den Reisebus ein und fahren von Xi'an ca. 35 km nach Osten. Der Weg führt durch eine fruchtbare Lößebene. Unterwegs überqueren wir einen ausgetrockneten Fluß, was mich angesichts der Regenfälle der letzten Tage ein wenig wundert (auch die letzte Nacht hat es ordentlich geschüttet). Aber in Xi'an und Umgebung gibt es wohl seit Jahren schon einen großen Wassermangel.
Wegen der Staus in Xi'an zu Beginn unserer Fahrt brauchen wir ca. 1 Stunde, bis wir die weitläufige Museumsanlage erreichen. In der Zwischenzeit lockert sich der Himmel etwas auf und zwischen den Wolken kommt die Sonne zum Vorschein.
Die Terrakotta-Armee - einer der großartigsten Funde der Geschichte der Archäologie - verdankt die Nachwelt dem ersten Kaiser von China, Qin Shi Huangdi (259-210 v. Chr.). UNESCO-Weltkulturerbe Er ließ 247 v. Chr. am Fuß des Li-Berges eine gigantische Grabanlage errichten, die als seine zukünftige Nekropole dienen sollte. Die Bauarbeiten dauerten 37 Jahre und nach Fertigstellung umfasste die Grabanlage ein Gebiet von insgesamt 225 qkm. Etwa 700.000 Zwangsarbeiter, Künstler und Architekten schufen eine Welt aus Flüssen, Seen und Modellen von Palästen und platzierten davor eine gewaltige tönerne Armee, die dem Kaiser auch im Jenseits uneingeschränkte Macht sichern sollte. Entdeckt wurde die Anlage im Jahre 1974 zufällig von einem Bauern, der einen Brunnen bauen wollte. Bisher ist nur ein Bruchteil der Fläche der Gesamtnekropole erforscht und ausgegraben. Die eindrucksvollsten bisherigen Funde sind die 7300 lebensgroßen tönernen Krieger, die bis zum heutigen Tage in drei Gruben freigelegt wurden. Jährlich pilgern hier ca. 3 Mio. Touristen aus der ganzen Welt.
Das eigentliche Mausoleum Qiu Shi Huangdis befindet sich vermutlich unter einem Hügel, 1,5 km vom Figurenfeld entfernt. Der einst 120 m hohe Tumulus ragt heute noch 47 Meter auf. Historischen Aufzeichnungen zufolge befindet sich unter ihm der miniaturisierte Nachbau von ganz China mit z.B. mechanischen Einrichtungen, die künstliche Miniaturflüsse zum fließen brachten. Bis heute hat man aber dort noch nicht mit den Ausgrabungen begonnen, da die Archäologen noch nicht den Haupteingang finden konnten. Und auch das Geld für die kostspieligen Forschungsarbeiten fehlt. Man rechnet damit, daß in und um Xi'an noch sehr viel Überraschendes zu entdecken gibt. Museum der Terrakottaarmee bei XiŽan - Terrakottasoldaten
Die Museumsanlage mit 4 großen Hallen, die die bisherigen Funde beherbergen und sichern, erreicht man vom großen Parkplatz über eine Straße, an der zahlreiche Händlerstände aufgebaut sind. Wir werden auf dem ganzen Weg zum Museum von fliegenden Händlern belästigt, die meistens billige Postkarten oder Miniaturen von Tonsoldaten verkaufen wollen. Sie sind zwar spottbillig - 1,- US$ für ein Set aus vier Miniatursoldaten - aber auch nichts wert, weil diese Tonfiguren nicht gebrannt sind und schnell kaputt gehen. Es ist besser, solche Figuren später im Museumsladen zu kaufen. Sie sind zwar um einiges teurer, aber auch qualitativ viel wertvoller (sie werden im Museum hergestellt).
Die Museumsanlage Eingangsticket zum Terrakottaarmee-Museum erreichen wir gegen 9.45 Uhr und richten unsere Schritte zunächst in die größte Halle, Museum der Terrakottaarmee bei XiŽan - Halle Nr.1 in der sich unter einem riesigen Dach Museum der Terrakottaarmee bei XiŽan - Halle Nr.1 mit den Terrakottasoldaten die größte Grube mit den am besten erhaltenen und rekonstruierten Terrakotta-Soldaten befindet. Sie enthält ca. 6000 Soldaten, die den rechten Flügel der kaiserlichen Garde bilden. Die lebensgroßen Pferde- und Kriegerfiguren sind aufgereiht in Schlachtordnung in elf Korridoren. Museum der Terrakottaarmee bei XiŽan - Halle Nr.1 mit den Terrakottasoldaten Die gesamte Anlage war einst von Balken und einer drei Meter dicken Erdschicht bedeckt. Im Laufe der Zeit verfaulten die Balken, die Decke stürzte ein und begrub unter sich die Soldaten. Deswegen sind die Funde ziemlich beschädigt und werden aufwendig renoviert.
Im vorderen Bereich der Halle sind die renovierten Pferde- und Soldatenfiguren Museum der Terrakottaarmee bei XiŽan - Terrakottasoldaten (u.a. stehende und kniende Bogenschützen, gepanzerte Speerträger) angeordnet, die Reihen dahinter befinden sich noch im Originalzustand wie bei der Grubenöffnung - d.h. zerfallen und beschädigt. Die gesamte Formation ist ca. 210 m lang und 60 m breit. Am Ende der Halle stehen einzelne Figuren, die gerade restauriert wurden. Museum der Terrakottaarmee bei XiŽan - Terrakottasoldaten
Die Figuren wurden von mehr als 1000 Arbeitern in Fließbandfertigung aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt. Die Unterkörper sind voll und die Oberkörper wegen des sonst zu großen Gewichts auf den Beinen - hohl. Die Köpfe wurden dann getrennt hergestellt und später befestigt. Das Faszinierendste daran ist, das jedes Gesicht individuell gestaltet ist und kein dem anderen gleicht. Es sieht so aus, als habe je ein Soldat aus Kaisers Armee für das jeweilige Gesicht Modell gestanden. Die Detailtreue ist wirklich erstaunlich. Nicht nur, daß die Gesichtsausdrucke so individuell und unterschiedlich gestaltet sind, aber es wurden sogar die Lebenslinien auf den Innenseiten der Hände nachgebildet. Alle Soldaten sind ca. 180 cm groß. Die Krieger waren ursprünglich bunt bemahlt und trugen hölzerne Waffen. Im Laufe der Zeit verfaulte das Holz und deswegen fehlen sie heute ebenso wie die hölzernen Pferdewagen. Es gibt aber auch Theorien, die besagen, daß sie echte Waffen trugen und die Grabanlage später von Feinden geplündert wurde, um die Waffen zu rauben.
Zur Bemalung der Figuren wurde u.a. die Farbe Purpur verwendet, die schon damals künstlich hergestellt wurde, obwohl in Europa erst im XIX. Jh. entdeckt wurde, wie man sie chemisch herstellen kann. Man vermutet heute, daß alle Arbeiter und Künstler, die an der Grabanlage gearbeitet haben, auf einen Befehl des Kaisers lebendig begraben wurden, um das Staatsgeheimnis der Nekropole zu wahren. Es ist sonst nicht erklärbar, daß keine Aufzeichnungen und Überlieferungen über die Anlage bekannt wurden.
Museum der Terrakottaarmee bei XiŽan - Terrakottasoldaten Das Soldatenfeld in der Halle kann man von Gängen betrachten, die an den Hallenwänden entlang führen und teilweise deutlich höher als die Tonkriegergruben gelegen sind (wie von Balkonen aus). In der Halle besteht ein absolutes Film- und Fotografierverbot. Zahlreiche Polizisten, die zwischen den archäologischen Funden und den Gängen für Besucher spazieren, sollen auch für die Einhaltung dieses Verbots sorgen. Unsere Reiseleiterin warnt uns vor ihnen, sie könnten ggf. auch den Film beschlagnahmen, falls man sich nicht an die Regeln hält. Sie sagt aber auch, daß in der jüngsten Zeit das Fotoverbot nicht so streng durchgesetzt wird. Wir sollen also nur aufpassen, daß wir nicht gerade direkt vor einem Polizisten die Kameras in die Hände nehmen. Und tatsächlich, in der Halle blitzt ein Fotoapparat nach dem anderen, bei vielen Besuchern laufen Videokameras. Und die Polizisten tun so, als ob sie nichts sehen würden. das gefällt mir und auch ich nutze die Gelegenheit, einige Fotos und Filmaufnahmen zu machen. 99 tolle Fotos der Terrakottasoldaten
Plötzlich werde ich sowie eine Mitreisende von einem älteren Chinesen aus einer chinesischen Reisegruppe sehr aggressiv auf Englisch beschimpft. Er sehe schon zum zweiten Mal, daß wir fotografieren und wenn sich dies nochmals wiederhole, dann würde er sofort die Polizei holen und uns die Fotoapparate wegnehmen lassen. Ich habe fast das Gefühl, daß er auf uns bald einschlägt, wenn wir mit ihm diskutieren, so wütend und aufgebracht ist er. Ihn interessiert scheinbar auch nicht, daß gleichzeitig rund um uns viele andere Touristen - auch chinesische - weiter fotografieren und verwundert auf uns schauen. Nein, nur wir sind ihm ein Dorn im Auge. Ich schätze ihn ein als einen dogmatischen alten Parteifunktionär, für den ein Verbot noch ein richtiges Verbot ist, und das sollten auch die arroganten ausländischen Touristen beachten. Und wenn die Polizei das Verbot nicht durchsetzt, muß er das tun. Ohne zu warten, bis er mit seinen wütenden Beschimpfungen zu Ende ist, gehen wir also schnell weiter.
In der zweiten, kleineren Halle sind unten in der Grube kleinere abgetrennte Räume zu sehen. Hier befinden sich nur einige wenige Soldatenfiguren. Man interpretiert sie als Darstellungen der Mitglieder der militärischen Führung. Danach gehen wir in die dritte, auch sehr große Halle, die eine weitere Grube überdacht. Museum der Terrakottaarmee bei XiŽan - Halle Nr.3 An dieser Stelle arbeiten noch die Archäologen, und die meisten Tonsoldaten wurden noch nicht freigelegt. Man kann hier beobachten, in welchem Zustand sich die Figuren befinden, nachdem die eingestürzte Erdschicht entfernt wurde, und was für ein Puzzle es ist, die einzelnen Figurenteile und Scherben zusammenzuführen. Museum der Terrakottaarmee bei XiŽan - Terrakottasoldaten In den Vitrinen an den Hallenwänden sind einige typische und charakteristische Figuren ausgestellt: z.B. ein General, kniender Bogenschütze, stehender Bogenschütze, ein Soldat mit Pferd, etc).
In der vierten Halle Museum der Terrakottaarmee bei XiŽan - Blick von der Halle Nr.3 auf die Halle Nr. 1 und die umgebenden Berge befindet sich ein Museum, in dem verschiedene Funde aus den Gruben ausgestellt sind. Die größte Attraktion der Ausstellung sind zwei vergoldete Bronzewagen mit Pferden, die in der Nähe gefunden wurden. XiŽan - Pferdewagen aus dem Terrakottaarmee-Museum Maßstabsgetreu bilden die aus 3.000 Einzelteilen bestehenden Gefährte einen Reise- und einen Begleitwagen des Qin-Kaisers nach. In einem Nebenraum kann man auch eine Fotoausstellung sehen, wo die Entwicklung der Forschungsarbeiten und die Veränderungen der Landschaft um die Grabnekropole seit 1974 dokumentiert sind. In dieser Halle befindet sich auch ein großer Museumsladen, in dem man u.a. verschiedene Bücher und Alben über Xi'an und die Terrakotta-Armee sowie Nachbildungen der Tonsoldaten kaufen kann. Die Auswahl an den Soldatenfiguren ist riesengroß - von solchen in Originalgröße bis zu wenige Zentimeter kleinen Figuren. Alle sie werden in einer museumseigenen Werkstatt originalgetreu nachgebildet. Auch ich kaufe mir nach kurzem Feilschen zwei typische Figuren für 150,- Yuan. Im Museumsladen sitzt gerade der Bauer, der 1974 die sensationelle Entdeckung gemacht hat, und signiert die gekauften Bücher. Er ist inzwischen ein reicher und in China sehr bekannter Man geworden. Gegen 12.00 Uhr endet unser Besuch des Museums und wir fahren zu einem Restaurant, wo wir eine einstündige Mittagspause machen.
in einem Dorf bei XiŽan - ein Dorfbewohner beim Verkauf der Granatäpfel Nach dem Mittagsessen bietet uns die Reiseleiterin einen fakultativen Besuch in einem nahgelegenen Dorf an. Mit dem Obolus, den wir dafür zahlen (30,- Yuan pro Person), unterstützt das örtliche Reisebüro ein Hilfsprojekt in diesem Dorf. Alle stimmen dem zu und wir fahren zurück Richtung Xi'an - aber diesmal nicht über die Autobahn, wie auf dem Hinweg, sondern über die Landstraßen. Die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt. Man sieht hier viele Weinplantagen - es wird aber aus den Trauben kein Wein hergestellt (man trinkt in China kaum Weine bis auf den Reiswein), sie werden jedoch gerne gegessen. Außerdem gibt es hier viele Granatapfelbäume. Unterwegs sehen wir unzählige Verkaufsstände an der Straße, wo die Bauern selbst ihre Granatäpfel vermarkten. Und auch Mais wird hier häufiger angebaut.
Unterwegs passieren wir auch den noch nicht erforschten Grabhügel des Kaisers und um ca. 13.30 Uhr erreichen wir das direkt an der Landstraße gelegene Dorf, in dem man uns schon erwartet. Es macht einen sehr schlichten und ziemlich schmutzigen Eindruck. Neben den gemauerten Ziegelhäusern befinden sich noch zahlreiche im Lößboden gegrabene Wohnhöhlen. Da es in den letzten Tagen stark geregnet hat, ist die Hauptstraße im Dorf eine einzige Schlammpfütze und in unseren Schuhen nicht passierbar. Wir können also nicht zu dem Haus mit einer Erdhöhle gehen, das uns die Reiseleiterin zeigen wollte. Aber eine andere Familie bietet uns ihr Haus zur Besichtigung an, das sich direkt am Anfang der Dorfstraße gegenüber der Grundschule befindet. Zunächst gehen wir in die kleine Wohnhöhle neben dem eigentlichen Haus, die in einem Lößhügel ausgegraben ist. Vor dem Eingang spazieren einige Ziegen, Schweine und ein Hund. Die Höhle wird nur im Winter bewohnt (hier ist dann wärmer als im Haus), im Sommer dient das Haus als Bleibe. Das wichtigste Möbelstück in der Höhle ist ein riesiges Bett für die ganze Familie, das mit der Feuerstelle verbunden ist, damit die warme Luft im Winter vom Offen direkt unters Bett gelangen kann. Solche Betten sind, ebenso wie die warmen Wohnhöhlen selbst, im Nordchina sehr verbreitet. Auch unsere Reiseleiterin lebte bis zum 10. Lebensjahr in einer solchen Lößhöhle und weiß, von den Vorteilen eines so beheizten Bettes zu berichten.
Anschließend dürfen wir auch noch einen Blick in das nebenstehende Haus der Familie werfen. Wir sehen zwei kleine Räume, die spartanisch aber gemütlich eingerichtet sind. Im Schlafzimmer steht sogar ein Fernsehgerät. Interessant sind auch die Toiletten, die sich außerhalb des Hauses, direkt an der Straße befinden. Es ist einfach nur eine Mauer, die die Bedürftigen vor den Blicken anderer schützt. Wir werden die ganze Zeit von mehreren Chinesen auch aus der Nachbarschaft begleitet. Wir sind hier scheinbar auch eine Attraktion. Die jungen Mütter mit ihren Babies, die uns begleiten, lassen sich gerne fotografieren, und animieren uns sogar dazu, wollen aber dafür 1,- $ haben. in einem Dorf bei XiŽan - eine Dorfbewohnerin mit ihrem Kind Auch ein geschickter Scherenschnitzer begleitet uns unauffällig die ganze Zeit und schneidet in wenigen Sekunden unsere Profile aus schwarzem Papier aus, die wirklich große Ähnlichkeit mit den porträtierten Personen besitzen. Für nur 5,- Yuan sind die gelungenen Papierschnitte zu haben. Papierschnitt-Profil
Gerade als wir den Hof verlassen, beginnt in der gegenüberliegenden Schule die Pause und alle Kinder stürmen neugierig in unsere Richtung. in einem Dorf bei XiŽan - Unterrichtspause in der Dorfschule Wir sind die Sensation des Tages. Gleichzeitig können wir aber selbst in einige Klassenräume in einem Nebengebäude reinschauen. Obwohl das Hauptgebäude recht neu und modern aussieht, ist die Ausstattung der Schulräume, die wir sehen, recht spartanisch - schlichte Holzbänke und Stühle in ziemlich düsteren Räumen. in einem Dorf bei XiŽan - ein Klassenraum in der Dorfschule Nach einem ca. halbstündigen Besuch im Dorf fahren wir nach Xi'an zurück.
XiŽan - die Große Wildgans-Pagode Dort angekommen, fahren wir zunächst durch ärmere Viertel am Stadtrand. Das Leben spielt sich hier hauptsächlich auf den Straßen vor den kleinen Geschäften und Häusern ab. Einige Chinesen arbeiten noch fleißig - säubern z.B. die Bürgersteige vor den Häusern - manche machen schon ihre Mittagssiesta. Aus dem Busfenster sehe ich viele, vor allem ältere Chinesen, die an kleinen Tischen an der Straße sitzen und dort essen bzw. Mahjongg oder Karten spielen. Ich stelle fest, daß Chinesen Weltmeister im Hocken sind. Viele hocken, während sie an den Haltestellen auf den Bus warten oder während sie sich einfach auf der Straße miteinander unterhalten.
In Xi'an besuchen wir zunächst eine Seidenteppichknüpferei, die wir kurz nach 15.00 Uhr erreichen. Hier wird uns gezeigt und erklärt, wie verschiedene Teppiche geknüpft werden und natürlich wird dafür geworben, Teppiche zu kaufen. Außerdem werden hier verschiedene Stickereien und Stoffe aus Seide hergestellt und im angrenzenden Geschäft verkauft. In einer kleinen Vorführung sehen wir auch, wie bunte Seidenhalstücher für Frauen gefärbt werden. Nach 45 Minuten ist dieser obligatorische Besuch zu Ende und wir fahren anschließend ins moslemische Viertel der Stadt im alten Zentrum unweit des Trommelturmes. Die etwa 60.000 Moslems, die in Xi'an leben, stammen vom Volk der Hui. Ihre Gesichter unterscheiden sich nicht von den übrigen Chinesen, sie tragen jedoch überwiegend islamische Kleidung (Kopfbedeckung, Schleier) und Leben nach Regeln des Islams (z.B. trinken kein Alkohol, essen kein Schweinefleisch). XiŽan - Gebäude am Eingang des Moslem-Viertels Wir gehen durch die engen Altstadtgassen mit vielen kleinen Geschäften, Garküchen und Straßenhändlern. XiŽan - Gebäude am Eingang des Moslem-Viertels Unser Ziel ist die Große Moschee (Qingzhensi), die wir um 16.15 Uhr erreichen. Die Moschee wurde im Jahr 742 begründet, doch die jetzigen Gebäude stammen aus der Ming-Zeit und ähneln stark einem chinesischen Tempeln (die einzige Moschee im chinesischen Baustill). XiŽan - Gebäude am Eingang des Moslem-Viertels Die ganze Anlage besteht aus fünf Innenhöfen XiŽan - Gebäude auf dem Gelände der Großen Moschee XiŽan - Gebäude auf dem Gelände der Großen Moschee mit einem Minarett in Form eines Pavillons XiŽan - Gebäude auf dem Gelände der Großen Moschee sowie einer großen flachen Gebetshalle am Ende der Anlage. XiŽan - Gebetshalle der Großen Moschee Wir spazieren ca. 30 Min durch die Innenhöfe, die Gebetshalle dürfen wir jedoch nicht betreten. XiŽan - Gebäude auf dem Gelände der Großen Moschee Von hier aus fahren wir durch das Stadtzentrum am Glockenturm vorbei Richtung Süden, zur Großen Wildgans-Pagode, die sich außerhalb der Stadtmauer ganz im Süden der Stadt befindet. Um 17.15 Uhr sind wir da. Inzwischen ist das Wetter nicht mehr so schön. Die Sonne hat sich wieder hinter dunklen Wolken versteckt und es ist schon ziemlich grau - der Tag neigt sich auch schon dem Ende zu.
Die 64 Meter hohe, siebenstöckige Große Wildgans-Pagode (Dayanta) XiŽan - die Große Wildgans-Pagode hat ihren Ursprung im Jahre 652. Sie wurde aber später durch eine größere ersetzt (1580), später mehrfach renoviert. Seit einigen Jahren neigt sie sich kontinuierlich in eine Richtung. Diese mächtige Ziegelpagode gilt als das Wahrzeichen der Stadt Xi'an XiŽan - die Große Wildgans-Pagode und gehört zum großen buddhistischen Kloster. Die Anlage um die Pagode mit mehreren Gebetshallen XiŽan - eine Halle auf dem Gelände der Großen Wildgans-Pagode, vorne ein Kerzenständer (mit verschiedenen Buddhastatuen und -abbildungen) und Wohnräumen der Mönche ist ziemlich weitläufig, und wir verbringen hier ca. 40 Minuten. Danach fahren wir zurück ins Hotel, das wir erschöpft nach sehr vielen Eindrücken des heutigen Tages um 19.00 Uhr erreichen.


6. Tag: Di, 25.09.2001
- XiŽan - Guilin -

Heute werden wir um 5.00 Uhr geweckt. Bereits um 5.30 Uhr gibt es Frühstück und 45 Minuten später verlassen wir das Hotel "Dynasty" in Richtung Flughafen. Um 8.25 Uhr startet der Airbus A310-200 der China Northwest Airlines nach Guilin. Am Bord der Maschine bekommen wir nur ein kleines, in Folie eingeschweißtes Sandwich (Toastbrot mit Wurst) zu essen, aber der Flug dauert auch nicht lange. Bereits um 10.05 Uhr landen wir beim schönen Wetter (wie wir hören, hat es hier seit zwei Monaten nicht mehr geregnet) auf dem Guiliner Flughafen. Nach der Abfertigung werden wir durch unseren neuen Reiseführer in Empfang genommen - diesmal ist es ein Mann - und fahren mit einem Bus noch ca. 40 Min (25 km) in die Stadt.
Bereits unterwegs sehen wir die ersten bizarren kegelförmigen Karstberge, die so typisch für die Landschaft um Guilin sind und diese Region zu den schönsten Landschaften Chinas erheben. Zwischen den Kegelbergen liegen Reis- und Erdnussfelder; insgesamt ist die Landschaft sehr grün und feucht. Die Region gehört schon zum subtropischen Teil Chinas. In Kürze erreichen wir die Stadt. Guilin-Homepage Sie hat etwa 380 Tsd. Einwohner und gilt somit in China als eine Kleinstadt. Den Namen Guilin verdankt sie den Kassia-Bäumen (eine Art der Zimtbäume, aus deren Rinde jedoch kein Gewürz gewonnen wird; Guilin = Zimtwald, Kassiabaum-Wald), die hier überall wachsen. Im Herbst, wenn die Bäume blühen, verbreitet sich der süßliche Duft ihrer Blüten über die ganze Stadt. Leider zur Zeit blühen nur wenige, vereinzelte Bäume - wir sind zu früh, bzw. die Bäume blühen dieses Jahr etwas später als sonst, so daß der Duft noch nicht zu merken ist. Guilin - Blick in die nördliche Richtung auf den Li-Fluß vom Fubo-Berg (Wellenbrecher-Berg) aus
Was anderes fällt uns in der Stadt bereits während der Busanreise auf: man hört kein Hupen auf den Straßen, was in den beiden anderen Städten zum normalen Alltag gehörte. Wie uns der Reiseleiter aufklärt, ist in Guilin und der Region das Hupen außer in Notfällen strengst verboten. Es drohen sehr hohe Strafen, wenn man das Verbot mißachtet - hohe Geldbuße und ein Führerscheinentzug. Aber die größte Abschreckung ist die Tatsache, daß um den Führerschein zurück zu bekommen, muß man sich öffentlich im lokalen Fernsehprogramm entschuldigen. Dies bedeutet für die Chinesen jedoch einen enormen Gesichtsverlust, den man sich nicht erlauben kann. Und außerdem fällt auf, daß alle Krad-Fahrer Helme auf dem Kopf tragen, was ich bisher woanders nicht gesehen habe.
Guilin liegt im Nordosten der Autonomen Region Guangxi, und wird durch eine Minderheit - das Volk der Zhuang - bewohnt, das eine eigene Sprache hat und eigene Traditionen pflegt. Sie haben eines gemeinsam mit allen Südchinesen - sie essen fast alles. Ein chinesisches Sprichwort, das wir in den nächsten Tagen häufiger hören, besagt, daß Südchinesen alles essen, was fliegt - außer Flugzeugen, alles, was schwimmt - außer U-Boten, und alles, was Beine hat - außer Stühlen und Tischen. Man ißt hier gerne Frösche, Schlangen, Reisratten, Geckos, Schildkröten etc, aber diese Spezialitäten sind sehr teuer und deshalb gehören sie auch nicht zum Alltag. Und Touristen bekommen sie sowieso nicht zum Essen.
Nach der Ankunft in der Stadt beginnen wir sofort mit unserem Besichtigungsprogramm. Zunächst fahren wir zum berühmten Fubo-Berg (Wellenbrecher-Berg) Guilin - der Wellenbrecher-Berg (Fubo shan) im Zentrum der Stadt, am Li-Fluß. An dem Berg befindet sich eine kleine Parkanlage. Guilin - der Wellenbrecher-Berg (Fubo shan) Auf dem Weg zum Gipfel des 73m hohen Berges kommen wir an einer 2,5 Tonnen schweren Glocke einer ehemaligen Tempelanlage sowie an einem riesigen Kochtopf vorbei, aus dem man angeblich über 1000 Menschen speisen konnte. Wir klettern über die ca. 300 Stufen auf den Gipfel. Auf dem halben Wege nach oben befindet sich ein kleiner chinesischer Pavillon. Guilin - Blick auf die Stadt von der Treppe zum Gipfel des Fubo-Berges, vorne ein Pavillon am Fubo-Berg Von oben hat man einen schönen Blick über die Stadt mit ihren anderen Karstbergen, über den Li-Fluß sowie über die Umgebung. Guilin - Blick auf die Stadt und Umgebung vom Fubo-Berg (Wellenbrecher-Berg) aus, links der Gipfel der Einzigartigen Schönheit (Duxiu feng)
Danach besichtigen wir die kleine Grotte der Zurückgegebenen Perle am Südhang des Berges sowie den Felsen der Tausend Buddhas am Fluß an der Ostseite des Berges (zu dem man über die Grotte unter dem Berg gelangt). Hier befinden sich im Felsen etwa 300 buddhistische Skulpturen aus der Tang- und Song-Zeit. Die Besichtigungen dauern ca. 45 Min und um 12.15 Uhr machen wir uns auf den Weg zum, unweit des Berges gelegenen, unseren Hotel. Das Hotel "Universal" liegt sehr zentral, fast am Ufer des Li-Flußes, in der Nähe einer neugebauten Brücke über den Fluß. Nach der Ankunft machen wir sofort die Mittagspause bis 13.30 Uhr. Nach dem leckeren Essen checken wir ein, beziehen die Zimmer, packen die Koffer aus und erholen uns bis 14.30 Uhr.
Nach der Pause fahren wir mit dem Bus zur berühmten Schilfrohrflöten-Höhle (Ludiyan), die sich 6 km nordwestlich des Stadtzentrums befindet. Hier müssen wir noch ein wenig warten, bis wir die Höhle betreten dürfen. Am Eingang kann man verschiedene Souvenirs kaufen, u.a. auch Tuschezeichnungen mit Impressionen der einmaligen Hügellandschaft am Li-Fluß. Auch ich entscheide mich für ein schönes verträumtes Bild. Tuschezeichnung - Landschaft am Li-Fluß Die Tropfsteinhöhle, die sich 240m tief in den Berg hineinzieht, ist sehr bunt, fast schon kitschig, ausgeleuchtet. Guilin - in der Schilfrohrflöten-Höhle (Ludi yan) Unterwegs passieren wir sehr große Räume mit wunderschönen bizarren Stalaktiten und Stalagmiten in verschiedensten Formen. Guilin - in der Schilfrohrflöten-Höhle (Ludi yan) Mit etwas Phantasie kann man darin Pagoden, Menschen, Pilze und viel anderes erkennen. Die schönsten Punkte des geführten Rundganges sind wohl der Kristallpalast des Drachenkönigs sowie eine unterirdische Wasserlandschaft. Guilin - Blick auf den Gipfel der Einzigartigen Schönheit (Duxiu feng) vom Fubo-Berg (Wellenbrecher-Berg) aus
Nach der halbstündigen Besichtigung der eindrucksvollen Höhle fahren wir zu einer Manufaktur, in der Salzwasserperlen (Südperlen) zu Schmuck verarbeitet werden. Auch hier bekommen wir eine kurze Vorführung und Informationen über die Besonderheiten, Einmaligkeit und besondere Qualität dieser Perlen. Anschließend gibt es die schon obligatorische Gelegenheit zum Einkaufen. Interessant finde ich, daß im Unterschied zu Süßwassermuscheln, die ca. 20-30 Perlen enthalten können, befindet sich in einer gezüchteten Salzwassermuschel nur eine Perle.
Gegen 17.00 Uhr kommen wir zurück ins Hotel. Da bis zum nächsten geplanten (fakultativen) Programmpunkt noch über 2 Stunden Zeit verbleiben, und draußen die noch kräftig scheinende Sonne zu einem Spaziergang einlädt, mache ich einen individuellen Stadtbummel. Guilin - eine Straßenszene, hinten der Wellenbrecher-Berg (Fubo shan) Zunächst richte ich mich nach Nordwesten, wo ich hoffe, die große Parkanlage um den Duxiu-Berg zu finden. Guilin - der Gipfel der Einzigartigen Schönheit (Duxiu feng) am späten Nachmittag (westliche Seite) Nach einigem hin und her treffe ich schließlich zum Eingang. Hier muß man als Tourist Eintritt bezahlen (15,- Yuan), Eingangsticket zum Besuch des Duxiu-Berges in Guilin Einheimische dürfen dagegen den Park frei betreten. Aus den Lautsprechern ertönt ruhige Musik. Einige machen hier gerade ihre abendlichen Tai Chi - Übungen, oder spazieren nur, jüngere widmen sich den Ballspielen. Die ausgedehnte Parkanlage zieht viele Leute an. Das ganze Gelände gehört zur Pädagogischen Hochschule. Guilin - der Gipfel der Einzigartigen Schönheit (Duxiu feng) /südliche Seite/, davor ein Gebäude im umgebenden Park (Gelände der Pädagogischen Hochschule) Im Park befinden sich auch die Ruinen eines königlichen Wohnsitzes aus dem späten 14. Jh.
Von hier gehe ich dann zum 152m hohen Duxiu-Gipfel (Gipfel der Einzigartigen Schönheit), zu dem über 300 steile Stufen führen. Der Aufstieg ist ziemlich mühsam und für nicht Schwindelfreie auch etwas unangenehm. Ich staune, als ich oben einen Kiosk mit Postkarten und Souvenirs erblicke. Vom Gipfel hat man einen ebenso schönen Rundblick über die Umgebung, Guilin - Blick vom Gipfel der Einzigartigen Schönheit (Duxiu feng) in die westliche Richtung auf die umgebenden Berge (beim Sonnenuntergang) wie von dem benachbarten Fubo-Berg. Gerade als ich oben bin, verschwindet die Sonne langsam im Nebel und Dunst hinten den nur schemenhaft erkennbaren Karstbergen am Horizont. Es ist still hier oben und ich genieße die stimmungsvolle Atmosphäre. Guilin - Blick vom Gipfel der Einzigartigen Schönheit (Duxiu feng) in die westliche Richtung auf die umgebenden Berge (beim Sonnenuntergang)
Danach gehe ich ins Stadtzentrum zurück und mache einen Bummel durch die supermoderne Fußgängerzone. Man erkennt deutlich, daß sie erst vor kurzem neu entstanden ist. Überhaupt habe ich den Eindruck, daß die Stadt gerade jetzt erst neu erbaut wird. Überall sieht man Baustellen, alte Häuser werden abgerissen, es entstehen neue Straßen, Promenaden, Plätze, Brücken, modernste Gebäude. Überall wird gleichzeitig gearbeitet - man könnte denken, alles müsse in einer Woche fertig werden. Wie ich später erfahre, wird in einigen Tagen schon, am Nationalfeiertag, die große moderne Brücke neben unserem Hotel in Anwesenheit der Politprominenz feierlich eröffnet. Zur Zeit wird dort Tag und Nacht fieberhaft gearbeitet.
Auf meinem Bummelzug durch die Stadt entdecke ich unter dem größten Platz im Stadtzentrum eine riesengroße unterirdische Einkaufszone mit zahlreichen großen und kleinen Geschäften und Boutiquen, die in Sachen Mode, Schmuck etc wohl alles bieten, was man auch in Berlin, London oder Paris kaufen könnte. Es ist fast eine (Konsum)Stadt in der Stadt.
Was mir noch ins Auge fällt, sind die vielen Fahrräder mit eingebauter Halterung für einen Sonnenschirm. Und tatsächlich sieht man auch nicht selten Radfahrer, die unter einem Schirm fahren. In dieser Klimazone, in der Guilin liegt, ist dies wohl auch sinnvoll.
Gegen 18.45 Uhr bin ich zurück im Hotel. Kurz danach treffen wir uns mit den Reiseteilnehmern, die gleich an dem fakultativen Ausflug teilnehmen wollen. Mit unserem Bus fahren wir ein Stückchen zur Anlegestelle für Ausflugsboote an der Uferpromenade. Das Stichwort des Abends heißt Kormoranfischerei. Guilin - die Fischerflosse mit Kormoranen auf dem Li-Fluß am frühen morgen Es ist hier in der Region eine Tradition, daß man sich zum Fischfang der speziell dafür abgerichteten Kormorane bedient. Mit dieser Art der Fischerei beschäftigt sich nur eine ethnische Minderheitsgruppe. Gegen 19.30 Uhr besteigen wir ein Ausflugsboot und während wir flußabwärts fahren, können wir vom Oberdeck zwei schmale Bambusfloße beobachten, die sich parallel zu uns bewegen und den Fischfang mit Hilfe von Kormoranen vorführen. Guilin - eine Straßenszene mit Blumengeschäft, hinten der Wellenbrecher-Berg (Fubo shan)
Der Fang findet erst nach Einbruch der Dunkelheit statt, deshalb fahren wir im Dunkeln. Nur vorne an den beiden Flossen sind je zwei kleine Gaslaternen angebracht. Guilin - ein Kormoranfischer beim nächtlichen Fischfang Die an Leinen angebundenen Kormorane tauchen ständig ins Wasser und bringen die gefangenen Fische zurück zum Floss. Die Fischer brauchen die Beute nur aus den Schnäbeln zu entnehmen und ins Korb zu werfen. Die Kormorane, die bis zu 25 Jahren leben, werden fast wie Familienmitglieder behandelt. Sie bekommen eigene Namen, und wenn sie sterben, werden sie in kleinen Gräben bestattet. Demzufolge gehören sie neben Wasserbüffeln zu den wenigen Tieren, die von den Südchinesen nicht gegessen werden. Diese sehr interessante Vorführung dauert ca. 30 Minuten und gegen 20.10 Uhr sind wir zurück an der Anlegestelle.
Anschließend mache ich noch einen nächtlichen Spaziergang auf der Uferpromenade entlang des Li-Flußes. Ich gehe Richtung Süden bis zum berühmten Elefantenrüsselberg, der sich am Zusammenfluss der beiden Flüsse Li und Taohua erhebt. Der Felsen sieht so aus, als tunke ein Elefant gerade seinen Rüssel ins Wasser.
Die Chinesen haben scheinbar keine Energieprobleme, denn die nächtliche Beleuchtung ist wirklich imposant: die Gipfel der schönsten Berge auf beiden Flußseiten werden mit Scheinwerfern bunt angestrahlt, ebenso die Brücken über den Li-Fluß. Sogar die einzelnen Bäume in den Parks werden mit grünem Licht von unten ausgeleuchtet. Es ist zwar ein wenig kitschig, sieht aber trotzdem schön aus (ähnlich war auch schon in Beijing, wo entlang der Hauptstraßen bunte Lichterketten installiert waren). Auch der Elefantenrüsselberg wird von verschiedenen Seiten schön mit bunten Lichtern angestrahlt. Vor dem Berg befindet sich ein kleiner Park, in dem trotz später Stunde noch viele Besucher spazieren. Man kann von hier aus gegen eine Eintrittsgebühr auch die Spitze des Berges erklimmen, auf dem die Puxian-Pagode steht, jetzt ist aber dafür schon zu spät.
Zurück ins Hotel gehe ich über den nächtlichen, sog. "Hallo-Markt", der jeden Abend parallel zur Uferpromenade aufgebaut wird. Man kann hier verschiedenste Souvenirs erstehen, u.a. auch schöne Tuschezeichnungen (oder nur Reproduktionen?) der berühmten Landschaften am Li-Fluß (ich kaufe mir für 45,- Yuan noch drei weitere Tuschezeichnung - Landschaft am Li-Fluß Tuschezeichnung - Landschaft am Li-Fluß Tuschezeichnung - Landschaft am Li-Fluß), die wir morgen im Original erleben werden. Dabei sind die Chinesen bei Weitem nicht so aufdringlich, wie z.B. die Straßenhändler in arabischen Ländern, und man kann unbelästigt durch den Markt schlendern und sich die angebotenen Artikel anschauen. Nach den Bummel durch den Nachtmarkt erreiche ich das Hotel um ca. 21.00 Uhr.


7. Tag: Mi, 26.09.2001
- Guilin - Li-Fluss - Yangshuo - Guilin -

Das Wecken im Hotel ist für 7.00 Uhr vorbestellt, aber ich stehe heute bereits eine Stunde früher auf. Noch vor dem Frühstück (also um 6.30 Uhr) will ich zur hotelnahen Uferpromenade gehen, wo ich mir erhoffe, Chinesen bei ihren Tai-Chi Übungen beobachten zu können. Und tatsächlich, trotz der - für mich - noch frühen Stunde ist die Promenade schon sehr belebt. Vor allem ältere Chinesen, einzeln oder in kleinen Gruppen, widmen sich konzentriert ihren täglichen Übungen, und lassen sich von meinen neugierigen Blicken nicht stören. Meistens läuft (oder quietscht) dabei von einem alten Transistorradio oder Kassettenrecorder eine langsame meditative Musik. Die Vielfalt der Bewegungen und Übungen ist sehr groß - manche machen das klassische Schattenboxen, eine größere Gruppe (meist Frauen) übt synchron mit großen Schwertern, eine andere - mit Schirmen, an einer anderen Stelle sehe ich mehrere langsam tanzende Paare. Und manche Chinesen gehen einfach rückwärts die Promenade entlang - wahrlich eine interessante Weise, den Tag anzufangen.
Karsthügellandschaft am Li-Fluß zwischen Zhujiang und Yangshuo, vorne Bauern mit ihren Bambusflossen Ich könnte sicherlich lange noch die Leute beobachten, muß mich aber zurück ins Hotel beeilen, um schnell noch zu frühstücken und vor allem um die Abfahrt unseres Busses um 8.15 Uhr nicht zu verpassen. Heute erwartet uns einer der Höhenpunkte unserer China-Reise - die Schiffsfahrt auf dem Li-Fluß. Zunächst fahren wir aber mit dem Bus zum ca. 28 km von Guilin entfernten Ort Zhujiang, wo die meisten Ausflugsschiffe ihre Anfangs-Anlegestelle haben, und wo der landschaftlich schönste Abschnitt des Li-Flußes beginnt. Auf dem Fluß verkehren insgesamt 55 Schiffe für ausländische Touristen und ca. 200 für die Chinesen. Es ist deutlich zu sehen, daß Chinesen die überwiegende Mehrheit der Touristen bilden. Das Inlandstourismus in China entwickelt sich sehr stark in den letzten Jahren und das Karstgebirge am Li-Fluß gehört zu den beliebtesten Reisezielen. Aber auch etwa 0,5 Mio. ausländische Touristen besuchten Guilin im letzten Jahr.
Auf dem Weg nach Zhujiang fahren wir an sehr vielen Lotosteichen vorbei, die u.a. wegen der schmackhaften Wurzeln gezüchtet werden. Und auch Wasserkastanien werden in vielen Teichen angebaut. An der Anlegestelle angekommen, haben wir noch etwas Zeit uns auf den Verkaufsständen im "Hafen"-Gebäude umzuschauen, denn unser Schiff legt erst um ca. 9.30 Uhr ab. Das Schiff für die ausländischen Touristen, mit dem wir fahren, ist etwas größer als die für die Einheimischen. Am Unterdeck befinden sich Tische und Bänke - hier wird gegessen, jedoch die meiste Zeit verbringen wir am Oberdeck, um die einmalige Landschaft zu genießen. Das Wetter ist heute relativ gut, die Temperaturen sollen mittags 33 Grad Celsius erreichen. Die Sonne ist jedoch verschleiert, und zunächst ist es etwas diesig in der Luft. Die hohe Luftfeuchtigkeit und diesige Luft sind jedoch typisch für die Region - dadurch wirken die Berge aber noch schöner, stimmungs- und geheimnisvoller. Karsthügellandschaft am Li-Fluß zwischen Zhujiang und Yangshuo
Das Gebirgsgebiet um Guilin umfaßt ca. 40.000 qkm und man hat hier ca. 30.000 kegelförmige Karstberge gezählt. Entlang des Flußes begleitet uns eine zauberhafte Landschaft, immer wieder eröffnen sich neue Blickwinkel, Karsthügellandschaft am Li-Fluß zwischen Zhujiang und Yangshuo, ein Dorf am Ufer ständig gibt es neue skurrile Felsformationen. Karsthügellandschaft am Li-Fluß zwischen Zhujiang und Yangshuo Nach jeder weiteren Flußbiegung wird die Landschaft noch schöner, die Hügel noch höher und fotogener. Man glaubt gerade das schönste Foto des Tages gemacht zu haben, da kommt die nächste Windung - und wieder ein beeindruckendes Fotomotiv, dem man nicht wiederstehen kann. Auf diese Weise knipse ich auf dem Schiff zwei ganze Diafilme voll. Karsthügellandschaft am Li-Fluß zwischen Zhujiang und Yangshuo, Bambusbüsche am Ufer Karsthügellandschaft am Li-Fluß zwischen Zhujiang und Yangshuo, Bauern mit Bambusbooten Karsthügellandschaft am Li-Fluß zwischen Zhujiang und Yangshuo
Sowohl einzelne Karstberge als auch ganze Felsgruppen besitzen neben den beeindruckenden Formen auch sehr klangvolle Namen, die so typisch für die blumige chinesischen Sprache sind, z.B.: "Vater-Sohn-Fels", "Fünf Tiger krallen ein Schaf", "Neun Drachen spielen im Wasser", "Acht Götter quer über das Meer", "Neun Pferde auf dem Gemälde-Berg", "Kletternde Schildkröte", "Wolkenkratzerberg", "Hühnerkäfig-Berg", "Pagodenberg", "Lochberg", "Zauberer-Pinsel-Gipfel", "Auf-ihren-Ehemann-wartend-Stein" und viele andere. Die bizarrsten Formationen werden durch Lautsprecher auf Englisch angesagt. Mit ein wenig Phantasie erkennt man auch die beschriebenen Motive in den "vorbeiziehenden" Felsformationen. Unterwegs passieren wir auch die Stelle, die auf der 20-Yuan-Banknote von 1999 abgebildet ist. 20-Yuan-Banknote
Neben der einmaligen Gebirgslandschaft gibt es unterwegs auch viel anderes zu beobachten: Wasserbüffel, Wasserbüffel im Li-Fluß zwischen Zhujiang und Yangshuo die vereinzelt noch auf den Feldern arbeiten, aber überwiegend sich doch schon im Flußwasser ausruhen, Wasserbüffel im Li-Fluß zwischen Zhujiang und Yangshuo den gerade jetzt haben sie ihre "Ferien", Schwärme von Enten im Wasser, Karsthügellandschaft am Li-Fluß bei Zhujiang große Bambusbüsche und -haine an beiden Ufern, Landschaft am Li-Fluß bei Yangshuo später auch immer häufiger kleine Reisfelder, wenn die Berge etwas weiter vom Fluß entfernt sind. Karsthügellandschaft am Li-Fluß zwischen Zhujiang und Yangshuo, ein Dorf am Ufer Ab und zu fahren wir an kleinen Dörfern vorbei, wo die Leute ihren Alltag leben: sie arbeiten auf den Feldern, transportieren auf kleinen Booten und schmalen Bambusflossen ihre Mitbewohner und Waren, Frauen waschen im Fluß die Wäsche, Einheimische mit ihren Bambusflossen auf dem Li-Fluß zwischen Zhujiang und Yangshuo ein Fischer auf einem Bambusfloß am Li-Fluß bei Yangshuo Kinder planschen im Wasser und winken uns zu. Auf dem Fluß bewegt sich eine ganze Armada von Ausflugsschiffen, einer nach dem anderen - wie im Gänsemarsch. Aber die Einheimischen lassen sich scheinbar dadurch nicht stören. Unterwegs legen wir kurz an einem Dorf an, da hier einige Mitreisende aussteigen. Sofort kommen mehrere Bewohner zum Fluß und bieten uns ihre Waren an - u.a. wunderschön bemahlte Fächer und Schirme. Aber Zeit zum Handeln bleibt uns nicht viel.
Der Li-Fluß ist sehr flach. Die Schiffskapitäne müssen geschickt manövrieren, um die größten Flachstellen und Sandbänke umzufahren. Manchmal scheuert sogar unser Boot mit dem Boden über die Kieselsteine. Das Wasser ist absolut klar und durchsichtig, man sieht sehr gut den Grund. Ich stehe die ganze Zeit auf dem Oberdeck. Wunderschöne, vogelgroße tropische Schmetterlinge gleiten ab und zu durch die Luft über unseren Köpfen. Viele verschiedene bunte Arten, leider bleibt keiner auf dem Boot sitzen. Auch Libellen ziehen manchmal am Boot vorbei. Die Atmosphäre ist einfach idyllisch - ich fühle mich fast wie im Paradies und merke gar nicht, wann die Zeit vergeht.
Gegen 12.00 Uhr wird am Unterdeck das Mittagsessen serviert. Draußen, im hinteren Teil des Bootes befindet sich eine Garküche, in der das Essen während der Fahrt vorbereitet wird. Zum Beginn unserer Fahrt haben Einheimische mit ihren kleinen Flossen dort die Zutaten eingeliefert. Und gleich nach dem Mittagsessen werden die Kochtöpfe und Teller direkt im Flußwasser abgespült. Auch auf anderen Booten, die vor uns fahren, kann man die gleichen Tätigkeiten beobachten. Es sieht zwar interessant aus - aber ich möchte nicht wissen, mit welchem Wasser unser Essen gekocht wurde... Nach dem, zugegeben sehr leckeren, Mittagsessen wird gleich ein Schlangenschnaps mit vielen kleinen Schlangen in der Flasche serviert (ob dies zum Desinfizieren dienen sollte?). Auf jeden Fall ist das Getränk nicht allzu sehr gefragt unter den Mitreisenden - nur die Mutigsten trinken ein Glas.
Die Bootsfahrt auf dem sich gemächlich windenden und schlängelnden Li-Fluß dauert insgesamt 5 Stunden, und wir fahren in dieser Zeit eine Strecke von 61 km. Um ca. 14.30 Uhr legen wir in Yangshuo an, einem kleinen Ort mit dörflichem Charakter, gelegen inmitten der Kegelberge. Hier haben wir die Möglichkeit, für 80,- Yuan p.P. einen fakultativen Ausflug durch die Gegend mit Tuk-Tuks (Mofas mit seitlichen überdachten Anhängern) Yangshuo - ein Tuk-Tuk zu machen. Natürlich sind alle dafür. Von der Anlegestelle gehen wir also mit Hunderten von anderen Touristen, die gleichzeitig mit all den Schiffen angekommen sind, durch eine Straße mit unzähligen Souvenirgeschäften Richtung Zentrum. Auf einem Platz warten schon zahlreiche Tuk-Tuks auf interessierte Touristen. Es dauert ein wenig, bis unsere ganze Gruppe freie Plätze findet und vom Reiseführer der Gruppenpreis ausgehandelt wird. Um 14.45 Uhr geht's los, zunächst im rasendem Tempo durch die Straßen der Stadt, dann über eine Landstraße und schließlich über die Feldwege - auch fast ebenso schnell. Am Steuer der Tuk-Tuks sitzen fast ausschließlich Frauen, die aus den umliegenden Dörfern stammen. dörfliche Landschaft bei Yangshuo - Reisfelder, Bambusbüsche und Karstberge, vorne Bauern mit Wasserbüffeln
Inzwischen versteckt sich die Sonne immer mehr hinter einem Wolkenschleier, aber es ist tropisch warm und feucht. Der Weg führt uns durch herrliche Landschaften: immer wieder einzelne kegelförmige Berge, dazwischen Reisfelder, dörfliche Landschaft bei Yangshuo - Reisfelder und Karstberge Erdnußfelder, dörfliche Landschaft bei Yangshuo - ein Erdnußfeld kleine Obstplantagen (u.a. mit Kaki-Bäumen und Pomelos dörfliche Landschaft bei Yangshuo - ein Baum mit Pomelos-Früchten) und Teiche, dörfliche Landschaft bei Yangshuo - Reisfelder, Bananenbäume, Bewässerungskanäle und Karstberge dazwischen überall kleinere und größere Bambushaine und viele andere mir unbekannte Pflanzen. Unterwegs machen wir mehrfach kurze Photopausen. dörfliche Landschaft bei Yangshuo - Reisfelder, Bambusbüsche und Karstberge dörfliche Landschaft bei Yangshuo - Reisfelder und Karstberge dörfliche Landschaft bei Yangshuo - Reisfelder und Karstberge Leute, die auf den Feldern arbeiten, grüßen uns freundlich. Ziel unseres Ausflugs ist ein kleines Dorf Namens Ta Pu (= Großes Land). Wir spazieren gemeinsam mit unserem Reiseleiter durch das Dorf, schauen in einige Hofstellen und Häuser rein, lassen uns einiges erklären. Ein Bauer präsentiert uns mit stolz seinen Brunnen mit einer Wasserpumpe. Insgesamt sind aber zur Zeit nur wenige Einwohner im Dorf, die meisten arbeiten auf den Feldern. Eine etwa 100jährige zahnlose Chinesin schaut uns neugierig an und lächelt freundlich zu. Ich denke, was alles sie in ihrem Leben schon erlebt hat. An einer Hauswand daneben sind einige mit großen Schriftzeichen gemahlte Parolen von Mao zu sehen, zwar schon verblast aber noch deutlich erkennbar.
Zurück nach Yangshuo fahren wir über einen anderen Weg, und um ca. 16.15 Uhr sind wir am Busparkplatz, Yangshuo - ein Tuk-Tuk wo uns schon der Bus erwartet. Dann geht es überland zurück nach Guilin. Trotz der Erschöpfung bin ich der tollen Landschaft mit Karstbergen und Reisfeldern immer noch nicht satt - jetzt bewundere ich die Landschaft aus dem Busfenster. Inzwischen wird das Wetter wieder besser und in der Sonne leuchten die Reisfelder im saftigen grün-gelb. Reisfelder und Karstberge zwischen Yangshuo und Guilin (Blick vom Bus aus) Nach 1,5 Stunden erreichen wir Guilin. Es ist gerade Rushhour und wir bleiben mehrmals im dichten Verkehr stecken, bis wir schließlich am Elefantenrüsselberg vorbei zur Uferpromenade abbiegen und um 18.00 Uhr unser Hotel erreichen.
Eine Stunde später gehe ich nochmals ins Zentrum. Auch heute wird noch fieberhaft an der neuen Brücke und an der Prachtstraße davor gearbeitet - Asphalt wird gelegt, Bürgersteige gereinigt, ein Platz gestaltet, Blumen eingepflanzt,... Es bleiben ja noch 4 Tage (und Nächte) zur feierlichen Eröffnung.
Auf den Straßen seht man vor allem junge Chinesen. Die meisten sind modern, westlich gekleidet, mit Handys in der Hand. Es wächst eine neue junge Wohlstandgesellschaft heran. Sie flanieren an der Hauptstraße von Guilin, die von mehreren modernsten Kaufhäusern in modernen Gebäuden umgeben ist. Überall viele bunte Leuchtreklamen, und an den Enden der Prachtstraße große Lichtsäulen, die verschiedenfarbig leuchten und blinken. Passend zu der westlichen Atmosphäre gehe ich heute zum McDonalds essen, der im Zentrum natürlich nicht fehlen darf. Danach besuche ich noch den "Hallo-Markt" am Li-Fluß und von dort gehe ich ins Hotel zurück.


8. Tag: Do, 27.09.2001
- Guilin - Shanghai -

Die Abfahrt vom Hotel ist heute etwas später vorgesehen, erst um 8.45 Uhr. Als ich aus dem Hotel rausgehe, stelle ich fest, daß um eine neben dem Hotel befindliche Baustelle in der Nacht ein mannshoher Holzzaun "gewachsen" ist, der auch schon weiß gestrichen wurde. Scheinbar soll der Politprominenz bei der Eröffnung der neuen Brücke in wenigen Tagen nichts Unschönes ins Auge fallen. Auch auf dem noch nicht ganz fertigen Platz vor dem Hotel werden kleine Bäume und blühende Pflanzen eingepflanzt.
Heute fliegen wir nach Shanghai, aber der Abflug ist erst gegen Mittag vorgesehen, deshalb fahren wir zunächst zu einem neuen, erst im letzten Jahr eröffneten Park im Nordteil der Stadt. Der Yushan-Park (Yu Hill Park) ist an einem - wie so typisch in Guilin - gleichnamigen steilen Karstberg gelegen. Guilin - eine Pagode und Yu-Berg (Yu Shan) im Yu-Shan-Park, rechts der Kaiser-Yu-Tempel Dort befindet sich ein angeblich 2000 Jahre alter, aber komplett frisch renovierter (oder neu aufgebauter) kleiner Kaiser-Yu-Tempel, Guilin - Kaiser Yu Tempel und Pagode im Yu-Shan-Park Guilin - Kaiser Yu Tempel und Pagode im Yu-Shan-Park den wir besichtigen. Auf dem Berggipfel befindet sich eine Pagode, und auch am Fuße des Berges, an einem Teich, steht eine wunderschöne rote 5stöckige Pagode. Guilin - eine Pagode im Yu-Shan-Park Guilin - eine Pagode und Yu-Berg (Yu Shan) im Yu-Shan-Park Unter dem Berg befinden sich Grotten mit in Stein gemeißelten Reliefs, die verschiedene Tiere und Gestalten darstellen, sowie einige Buddha-Figuren. Wir haben heute ein wunderschönes Wetter, strahlenden Himmel, und der ausgiebige Spaziergang im Park macht wirklich Spaß. Guilin - Pagode im Yushan-Park
Auf dem Parkgelände befindet sich eine Kunstgalerie, die sich vor allem der chinesischen Malkunst widmet. In einem Seminarraum bekommen wir zunächst eine kurze Einführung in die Geheimnisse der chinesischen Malerei - z.B. über verschiedene Pinselarten, über Farbstoffe, über die Technik der Tuschemalerei, zu deren Hauptmotiven u.a. die Landschaft, das Porträt sowie Tiere und Blumen gehören. Es gibt vier typische Elemente in den Zeichnungen, die auch die vier Jahreszeiten symbolisieren. Dazu zählen der Bambus (für Frühling), die Chrysantheme, die Pflaume (für Winter) sowie die Kirschblüte (?). Bei den Tuschezeichnungen der Landschaften, deren klassisches Beispiel die Landschaftsbilder der Gegend am Li-Fluß sind, werden bewußt weiße Flächen belassen, die vom Betrachter jedoch als entsprechende Bildelemente erkannt werden, z.B. der Himmel, das Nebel zwischen den Karstbergen und das Wasser des Li-Flußes. Tuschezeichnung - Landschaft am Li-Fluß
Nach dem theoretischen Vortrag kommt ein Kunstprofessor (in einem traditionellen chinesischen Gewand), der in der Galerie sein Atelier besitzt, und führt uns praktisch am Beispiel einer Bambuszeichnung vor, wie ein Tuschebild entsteht und wie die einzelnen Pinseltechniken zum Einsatz kommen. In wenigen Minuten ist das Kunstwerk fertig. Es sieht wirklich nicht schlecht aus. Zum Schluß kommt noch der Titel bzw. ein kurzes Gedicht in Kaligraphiezeichen sowie der rote Stempel des Künstlers auf die Zeichnung, die zu obligatorischen Inhalten jedes Bildes gehören. Der Vortrag und die Vorführung sind wirklich sehr spannend und informativ. Anschließend bekommen wir die Gelegenheit, die Galerie und das Atelier zu besichtigen und Bilder zu kaufen. An den Wänden hängen besonders viele wunderschöne, farbige und schwarz-weiße Bilder der Li-Fluß-Landschaften, aber die Preise sind wirklich "gesalzen".
Nach dem Galeriebesuch geht es mit unserem Bus direkt zum Flughafen, den wir um 11.30 Uhr erreichen. Gleich nach der Ankunft gehen wir zum Flughafenrestaurant, in dem wir das Mittagsessen serviert bekommen. Diesmal schmeckt das Essen nicht besonders gut, und außerdem sitzen wir im Durchzug. Anschließend checken wir ein und passieren die Flughafenkontrolle. Da Guilin in einem autonomen Gebiet liegt, sind die Kontrollen sehr streng und dauern ziemlich lange. Der Abflug nach Shanghai ist um 12.50 Uhr geplant, jedoch das Airbus A320-200 hebt erst um 13.10 Uhr ab. Diesmal fliegen wir mit China Eastern Airlines. Der Flug ist unspektakulär und um 15.05 Uhr landen wir auf dem neuen Flughafen in Pudong. Die 15 Mio.-Einwohner-Metropole empfängt uns mit einem sehr schlechten Wetter - es ist sehr stark bewölkt, grau und dunstig. Es regnet ab und zu. Der Flughafen sieht ziemlich leer und verlassen aus. In den riesigen Hallen verlaufen wir uns fast, breit und weit sieht man kaum andere Reisende. Vor der Ankunftshalle erwartet uns schon ein Reiseleiter und der Bus. Um 15.45 Uhr fahren wir los in Richtung Zentrum von Shanghai. Vor uns liegt noch ein 50 km langer Weg. Zunächst führt er entlang der gerade neu gebauten Transrapid-Strecke, die demnächst den neuen Flughafen mit dem Shanghaier Stadtzentrum verbinden soll. Pudong-Homepage
Je tiefer wir in die Stadt vordringen, desto dichter wird der Verkehr. Es ist wieder die Rushhour, die das zügige fortkommen behindert, und zudem soll heute ab 18.00 Uhr der Verkehr in der gesamten Innenstadt gesperrt werden. Anlaß ist die Generalprobe für die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag am 1. Oktober. Die Stadt macht auf mich jetzt schon einen großartigen Eindruck. Shanghai-Homepage Es ist wirklich eine Metropole mit Wolkenkratzern, großen Stadtautobahnen, etc. In dem neuen Stadtteil Pudong auf der rechten Flußseite, den wir auf der Autobahn durchqueren, entstehen riesige hypermoderne Hochhäuser, die wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden wachsen. Vor einigen Jahren noch befanden sich hier nur Felder und kleine Bauernsiedlungen, die nach und nach abgebrochen werden. Außer dem höchsten Fernsehturm Asiens - "Perle des Ostens" (468 m) Shanghai - auf dem Huangpu-Fluß, der Fernsehturm ("Perle des Ostens") in Pudong - steht hier z.B. auch das dritthöchste Gebäude der Welt (421 m) - das Jin Mao Building, in dem sich u.a. das Grand Hyatt Hotel befindet. Shanghai - Jin Mao Building, das dritthöchste Gebäude der Welt (421 m, u.a. Grand Hyatt Hotel)
Shanghai - nachts auf Nanjing Lu (Nanjing Straße), bunte Neonwerbung, ein Platz an der Straße Wir erreichen das Zentrum über eine gewaltige, 765 m lange, Nanpu-Brücke über dem Huangpu-Fluß im Süden der Stadt. Von dort geht es runter über eine riesige, spiralenförmige 3stöckige Ausfahrt, Shanghai - Nanpu-Brücke dann fahren wir Richtung Norden über die Prachtstraße an dem berühmten Bund (Straße und Promenade am Fluß). Überall gibt es schon ganze Menge Polizisten, die sich zur Absperrung der Stadt vorbereiten. Ich versuche, einen Blick auf den berühmten Fernsehturm auf der anderen Flußseite Shanghai - auf dem Huangpu-Fluß, der Fernsehturm ("Perle des Ostens") in Pudong zu erhaschen, aber der größte Teil ist in den Wolken versteckt.
Um 17.00 Uhr erreichen wir endlich unser Hotel "Pacific Luck", das etwa 10 Fußminuten vom Bund entfernt ist. Es dauert ein bisschen, bis wir unsere Zimmerschlüssel bekommen, und noch länger bis wir unsere Zimmer erreichen. Das Hotel wird zur Zeit umgebaut, und in dem ganzen Hochhaus ist eigentlich nur ein Aufzug im Betrieb. Vom Hotelzimmer aus habe ich einen tollen Ausblick auf mehrere Hochhäuser und den Fernsehturm aber gleichzeitig auch auf eine alte Wohnsiedlung wohl noch aus der Kolonialzeit, die zwischen den Hochhäusern vorerst erhalten blieb. Shanghai - Blick vom Pacific Luck Hotel, vorne alte Wohnbebaung aus der Kolonialzeit, hinten moderne Bürohäuser und der Fernsehturm in Pudong Diese Kontraste zwischen alt und neu, arm und reich, werden mir in den nächsten Tagen in Shanghai noch oft begegnen.
Nach einer kurzen Erholung beschließe ich, in die Stadt zu gehen. Es ist 18.40 Uhr und inzwischen ist schon dunkel geworden. Wegen der Generalprobe wurde mittlerweile das ganze Zentrum abgesperrt. Man kann zwar mitten über die Straßen laufen, aber weder zur Uferpromenade noch sonst Richtung Zentrum finde ich ein Durchkommen, denn auch für die Fußgänger gilt die Sperrung. Sogar die Einwohner dürfen nicht in die eigenen Häuser zurück. An jeder Straßeneinmündung stehen Soldaten und Polizisten, Arm in Arm und bilden lebendige Mauern. Es sind wahrlich ganze Bataillone an Polizisten. Ich versuche immer weiter zu gehen, um zur Uferpromenade zu gelangen, aber überall dasselbe - kein Zugang erlaubt. So gelange ich in die Hafengegend und plötzlich laufe ich über ganz dunkle heruntergekommene Straßen in diesem Stadtviertel. Und beinahe bekomme ich eine Ladung Wasser auf den Kopf, das jemand gerade aus einer Schüssel durchs Fenster auskippt. Mir wird hier zu suspekt und ich gehe zurück Richtung Hotel, dann in die andere Richtung. Unterwegs gibt es hier mehrere schöne alte Häuser mit schmucken Fassaden aus der Kolonialzeit. Und es gibt immer mehr bunte Leuchtreklamen, je weiter ich komme. Schließlich gelange ich zu der Nanjing-Straße - der in ganz China berühmten Haupteinkaufsstraße von Shanghai, die zum Glück im oberen Teil nicht abgesperrt ist. Shanghai - nachts auf Nanjing Lu (Nanjing Straße), bunte Neonwerbung Es ist faszinierend - so ein Lichtenmeer habe ich noch nie gesehen. Shanghai - nachts auf Nanjing Lu (Nanjing Straße), bunte Neonwerbung Reklame an Reklame, immer größer, immer bunter. Shanghai - nachts auf Nanjing Lu (Nanjing Straße), bunte Neonwerbung Überall blinkt es, überall locken die Neonreklamen, Shanghai - nachts auf Nanjing Lu (Nanjing Straße), bunte Neonwerbung man weiß nicht, wohin zuerst gucken. Ich laufe die Straße rauf und dann runter zurück bis zur Absperrung (die Straße läuft senkrecht auf den Bund zu). Unterwegs mache ich viele Fotos in diesem Meer von kitschigen Lichten und Farben. Shanghai - nachts auf Nanjing Lu (Nanjing Straße), bunte Neonwerbung Shanghai - nachts auf Nanjing Lu (Nanjing Straße), bunte Neonwerbung Shanghai - nachts auf Nanjing Lu (Nanjing Straße), moderner Uhrturm auf einem Platz Diese Straße bestätigt den Ruf Shanghais als Einkaufsparadies und Hauptstadt des Konsums. Shanghai - nachts auf Nanjing Lu (Nanjing Straße), bunte Neonwerbung
Plötzlich ist ein lauter Knall zu hören, einige Minuten später ein weiterer, beide ganz in der Nähe. Neugierige Chinesen laufen zu den Absperrungen, ich bin auch gespannt, was es war. Und dann erstahlt der Himmel in bunten Farben. Es stellt sich heraus, daß ein Riesenfeuerwerk als Generalprobe für das Fest am Nationalfeiertag abgefeuert wird - halt nur zur Probe. Shanghai - die Skyline von Pudong nachts, links das Fernsehturm (468 m), rechts das Jin Mao Building (421 m) Ich laufe noch ein wenig weiter bis zu einer Lücke in der Bebauung, von wo man das Feuerwerk sehr gut beobachten kann. Hier haben sich schon sehr viele Chinesen versammelt, und alle starren gespannt in den Himmel. Es ist ein wirklich wunderschönes chinesisches Feuerwerk erster Klasse. Zauberhafte Formen und Farben werden am Himmel herbeigezaubert. Nicht umsonst gelten die Chinesen als Meister dieses Faches. Es wird direkt am Bund abgefeuert, von dem uns nur ein Straßenblock trennt. Die Knalle sind ohrenbetäubend, verstärkt noch durch das Echo in den engen Straßenschluchten, so daß fast die Erde bebt. Und dabei fällt viel Asche auf unsere Köpfe und Kleidung runter. Erst nach ca. 20 Minuten ist der unerwartete tolle Spektakel zu Ende. Einmalig, wie aufwendig und kostspielig sich die Chinesen zur eigentlichen Feier des Nationalfeiertages vorbereiten.
Kurz nach dem Feuerwerk werden die Straßensperren aufgehoben, die Polizisten und Soldaten kehren im Formationsmarsch zu ihren Bussen zurück. Zwischenzeitlich bin ich auf Umwegen am anderen Ende von Bund gelangt. Jetzt darf man den Bund wieder betreten. Die zunächst noch leere Prachtstraße erscheint im Lichtenmeer. Shanghai - die Zhongshan Donglu Straße (der Bund) nachts Die Straße selbst mit ihren Jugendstil-Kolonialbauten Shanghai - nächtlich erleuchtete Häuser am Bund, vorne ein alter Leuchtturm und die Uferpromenade sind feierlich geschmückt und beleuchtet. Shanghai - Uferpromenade nachts, hinten: bunt erleuchtete Häuser am Bund Unter den Gebäuden am Bund dominiert insbesondere das alte Zollamtsgebäude Shanghai - altes Zollamtsgebäude nachts am Bund sowie das berühmte "Peace" Hotel. Shanghai - der nächtlich erleuchtete Bund, links das Peace-Hotel Der 12stöckige Nordflügel des Hotels entstand 1929 im Stil des Hochhausbaus aus dem Chicago der 20er Jahre. Erhalten blieben dort noch originale Jugendstildekors an Fenstern, Lampen und Säulen. Zahlreiche bunte Suchscheinwerfer auf den Dächern der Häuser kreuzen durch den inzwischen wolkenfreien nächtlichen Himmel. Immer mehr Leute spazieren auf der Promenade - es ist die Shanghais Flaniermeile schlechthin. Trotz der späten Stunde ist hier bald soviel los, wie tagsüber. Von der etwas erhöhten Uferpromenade (gebaut erst Anfang der 90er Jahre) hat man einen schönen Blick auf die Fassaden der Kolonialbauten am Bund. Alle Fassaden werden stark angestrahlt. Shanghai - nächtlich erleuchtete Häuser am Bund Und auf der anderen Seite des Huangpu-Flußes zieht die Blicke eine ebenso strahlende Skyline der modernen Bauten von Pudong an. Shanghai - die Skyline von Pudong nachts, links das erleuchtete Fernsehturm und das Kongreßzentrum Angeblich müssen alle Firmen in Shanghai die Fassadenbeleuchtung ihrer Hochhäuser zwischen 19.00 und 23.00 Uhr eingeschaltet haben. Shanghai - die Skyline von Pudong nachts Auf dem Fluß herrscht noch ein reger Schiffsverkehr. Die nächtliche Atmosphäre am Bund ist einmalig und ich könnte hier wahrscheinlich noch Stunden verbringen. Leider nach dem anstrengenden Tag bin ich schon ziemlich müde und deshalb gehe ich zum Hotel zurück, das ich um 22.50 Uhr erreiche.


9. Tag: Fr, 28.09.2001
- Shanghai - Suzhou - Shanghai -

Das Ziel des heutigen Tages ist Suzhou - die Stadt der Gärten, auch "Venedig des Ostens" genannt. Sie liegt westlich von Shanghai und wurde bereits im 6. Jh. v. Chr. gegründet. Ihre Blütezeit erlebte sie jedoch in der Ming- und Qing-Zeit, da sich zahlreiche Beamte, Gelehrte und Künstler hier niederließen und die Kaufleute reich wurden. Suzhou-Homepage
Mit dem Bus fahren wir morgens um 8.10 Uhr beim schönen sonnigen Wetter zum einen der Shanghaier Bahnhöfe. Es ist ein großer Bahnhof mit 14 Gleisen. Unser Schnellzug - ein Doppeldecker - fährt planmäßig um 9.00 Uhr ab. Die Fahrkarten werden streng kontrolliert (unsere kostet 21,- Yuan). Vor- und Rückseite der Zugfahrkarte nach Suzhou Bereits beim Zugang zu den Gleisen muß man sie vorzeigen, ein weiteres Mal beim Einsteigen in die Waggons. Deswegen steht auch vor jeder Tür jedes Waggons jeweils eine Schaffnerin oder ein Schaffner in einer schicken Uniform. Und der Zug ist sehr lang... Ein drittes Mal muß man die Fahrkarten an der Zielstation beim Verlassen des Bahnhofs rausholen, sonst kommt man nicht raus. Da kann wohl keiner schwarzfahren...
Wir fahren in der 2. Klasse, hier sitzen überwiegend Touristen. Bei der chinesischen Bahn unterscheidet man 5 Klassen: die erste heißt "weich liegend", die zweite - "weich sitzend", in den übrigen Klassen sitzt man "hart". Für die Passagiere der besseren Klassen gibt es getrennte Eingänge zum Bahnhof, getrennte Warteräume (z.B. in Suzhou mit Ledersitzsofas), so daß sich die Reisenden in den weichen und harten Klassen fast gar nicht begegnen können.
Für die 80 km Strecke braucht der Schnellzug 40 Minuten. Und während der Fahrt wird uns gar nicht langweilig. Dafür sorgt schon das Zugpersonal. Sie bieten uns während der Reise - ganz offiziell - alle möglichen Dinge zum Kauf an. Zunächst werden das Frühstück und verschiedene Getränke angeboten (das finde ich noch normal), aber danach kommen Postkarten, Bücher, Tischdecken, Seidenhemde etc, etc. Und alles wird vor unseren Augen ausgebreitet und angepriesen. Ich finde dabei zum Glück noch Zeit, aus dem Zugfenster rauszuschauen. Wir fahren durch eine sehr fruchtbare Gegend. Zu sehen sind vor allem zahlreiche Felder, überwiegend grün - hier wird der Reis angebaut. Auch viel Wasser ist zu sehen - unzählige Kanäle und Teiche, in denen Fische gezüchtet werden oder Lotospflanzen wachsen (gezüchtet wegen der leckeren Wurzel). Suzhou - Pavillone und Wandelgänge am Teich im Garten des Meisters der Netze
In Suzhou werden wir schon von unserem örtlichen Reiseführer erwartet. Auch hier ist das Wetter schön. Im Laufe des Tages ziehen jedoch einige Schleierwolken auf, die die Sonne später etwas verdecken. Wir fahren zu einem der zahlreichen historischen Gärten von Suzhou - zum Garten des Verweilens (liu yuan), Suzhou - im Garten des Verweilens (liu yuan) gelegen am westlichen Stadtrand. Er wurde im 16. Jh. angelegt, und um 1800 vom damaligen Besitzer neu gestaltet. Eingangsticket zum Garten des Verweilens  in Suzhou
Früher gab es über 200 Gärten in Suzhou. Sie wurden im Laufe der Jahrhunderte durch kaiserliche Beamte gegründet, die entweder pensioniert oder wegen der Korruption bzw. Denunzierung durch konkurrierende Beamte vom Kaiser bestrafft wurden. (Die Korruption war im kaiserlichen China sehr verbreitet, ebenso wie die gegenseitige Bespitzelung zwischen den Beamten, um selbst auf die besseren Posten zu gelangen. Auch die Bestechung bei den sehr schwierigen Beamtenprüfungen war an der Tagesordnung. Also wer Beamte geworden ist, war bestimmt nicht arm).
Die Beamten kamen sehr gerne nach Suzhou v.a. wegen des angenehmen, milden Klimas und der hohen Lebensqualität in der Stadt. Suzhou war eine sehr reiche Stadt, auch in kultureller Hinsicht. Und hier waren die in Ungnade gefallenen Beamten ziemlich weit von einflußreichen Kaisern entfernt. Außerdem war in Suzhou alles vorhanden, was man in der klassischen chinesischen Gartenbaukunst benötigte: die speziellen porösen, zerklüfteten Taihu-Steine, Suzhou - im Garten des Verweilens (liu yuan) um die künstlichen Landschaften zu gestalten (sie kommen aus der Gegend des Taihu-Sees bei Suzhou), und auch das Wasser, das in den Gärten nicht fehlen durfte (durch die vielen natürlichen und künstlichen Kanäle fast überall verfügbar, und auch ein großer See - Taihu-See mit vierfacher Größe des Bodensees - liegt in der Nähe).
Unser Reiseleiter erzählt uns viel über die Entstehung der Gärten und das Leben der Beamten in damaliger Zeit. Er meint, daß man zwischen klugen und dummen Beamten unterscheiden sollte. Die klugen Beamten ließen sich mit 40 Jahren pensionieren (bei der damaligen Lebenserwartung von 60 Jahren), kamen nach Suzhou und genossen das Leben von ihren guten Pensionen. Die dummen Beamten dagegen blieben am Hof, machten Karriere und irgendwann zwangsläufig auch einen Fehler, oder wurden von Denunzianten verraten und vom Kaiser nicht selten mit dem Tode bestrafft. In der Regel wurde auch die ganze Familie ermordet, aus der Furcht des Kaisers vor einer späteren Rache der Kinder.
Viele der ursprünglichen Gärten in Suzhou wurden während der Kulturrevolution zerstört. Später wurden die noch erhaltenen Anlagen renoviert und heute gibt es noch 60 klassische Gärten in der Stadt. Manche Gärten sind mehrere Hektar groß, manche nur sehr klein (ca. 3000 qm) - die Größe zeugte vom Rang und Prestige des Beamten. (Den größten Garten in China besaß natürlich der Kaiser - den Sommergarten in Beijing). 19 Gärten in Suzhou kann man besichtigen, und vier davon wurden in die UNESCO-Liste der Weltkulturerbe eingetragen. UNESCO-Weltkulturerbe Zwei von ihnen besichtigen wir heute.
Der Garten des Verweilens gilt als Paradebeispiel für südchinesische Gärten der Qing-Ära. In diesem Garten bleiben wir ca. 1 Stunde. Mittelpunkt ist ein See, Suzhou - Pavillone am Teich im Garten des Verweilens der von zahlreichen Wandelgängen, Hallen und Pavillons Suzhou - Pavillone am Teich im Garten des Verweilens gesäumt wird. In seinem zentralen Teil bezaubert die Komposition aus Hügeln und Wasser. In den verschiedenen Landschaftsteilen im Norden und Westen des Gartens sind ca. 300 Steintafeln mit Kalligraphien unterschiedlicher Zeitepochen ausgestellt, die zum Verweilen einladen. Hier sind auch viele interessante Bonsai-Bäumchen und Miniaturlandschaften Suzhou - eine Bonsai-Landschaft im Garten des Verweilens zu sehen. Unterschiedlich geformte Fenster eröffnen immer wieder neue Blicke auf die vielfältigen Landschaftsgärten der Anlage.
Von hier fahren wir zum Garten des Meisters der Netze (wangshi yuan), der an einer engen Gasse hinter hohen Mauern - wie die meisten Gärten - versteckt ist. Suzhou - ein altes schmuckes Eingangstor vor einem Gebäude im Garten des Meisters der Netze Im Eingangsbereich ist u.a. eine Beamtensänfte zu sehen und einige schön ausgestattete Räume. Suzhou - Innenraum eines Gebäudes im Garten des Meisters der Netze Dieser dichte und nicht allzu große Residenzgarten (5000 qm) hat eine besonders schön gestaltete Gartenlandschaft mit umgebenden Pavillons und Wandelgängen. Suzhou - Pavillone und Wandelgänge am Teich im Garten des Meisters der Netze Suzhou - Pavillone und Wandelgänge am Teich im Garten des Meisters der Netze Die nahezu vollkommene Aufteilung der Flächen und Gebäude besteht aus drei Teilen. Die Villa des einstigen Besitzers findet sich im Osten, eine Halle westlich des Sees. Suzhou - Häuser an einem der Kanäle
Nach dem Besuch beider sehenswerter Gärten fahren wir zu einem Restaurant, gelegen direkt an einem der Kanäle, wo wir von 12.30 bis 13.40 Uhr eine Mittagspause anlegen. Danach wird uns eine fakultative Bootsfahrt durch die berühmten Kanäle von Suzhou angeboten. Für 60,- Yuan p.P. muß man sie natürlich mitmachen. Wir fahren durch verschiedene Kanäle, in denen ein reger Bootsverkehr herrscht. Suzhou - Brücken und Ausflugsboote auf einem Kanal Uns eröffnen sich Einblicke auf die rückseitigen Häuserfassaden, die feucht und ziemlich runtergekommen sind. Suzhou - Häuser an einem der Kanäle Häufig führen kleine Treppen von den Häusern bis ans Wasser. Da wird es im Kanal Wäsche gewaschen, dort kippt man Abfälle rein oder leert die Nachttöpfe. In den Kanälen fließt auch allerlei Abfall mit. Trotzdem ist die Szenerie recht malerisch mit ihren vielen kleinen romantischen Brücken. Suzhou - Brücken über einem Kanal Suzhou - Häuser an einem der Kanäle Gerade deswegen wird die Stadt auch "Venedig des Ostens" genannt.
Unterwegs machen wir einen kleinen Zwischenstopp, verlassen das Boot und unternehmen einen Rundgang durch ein altes Viertel mit einem kleinen Markt und engen Gassen. Dabei begegnen wir den Einheimischen, die ihren Beschäftigungen nachgehen, aber uns auch neugierig beobachten. An einem Händlerstand werden uns Mondkuchen angeboten, die am Mondfest am 1. Oktober traditionell von allen Chinesen gegessen werden. Etwas weiter werden verschiedenste Sorten Reis verkauft. Suzhou - verschiedene Reissorten in einem Geschäft in der Altstadt Vor einem Haus sitzt ein Schneider an seiner Nähmaschine und läßt sich durch uns von seiner Arbeit nicht ablenken. Suzhou - ein Schneider bei der Arbeit auf der Straße An einem Kanal spielen einige ältere Chinesen leidenschaftlich Mahjongg. Überhaupt spielt sich das ganze Leben hauptsächlich auf den Straßen ab. Kurz bevor wir unser Boot wieder besteigen, begegnen wir einer Grundschulklasse, die uns enthusiastisch begrüßt. Suzhou - eine Schülergruppe in der Altstadt Suzhou - eine Schülergruppe in der Altstadt Der Ausflug durch die Kanäle dauert insgesamt 1,5 Stunden.
Danach fahren wir mit dem Bus zur kleinen Fabrik der Seidenprodukte mit integrierten Verkaufsräumen. Zunächst gibt es eine Vorführung, wie die Seide aus den Raupen gewonnen und weiterverarbeitet wird. Wir spazieren durch die Fabrikräume mit den dort an alten Webmaschinen arbeitenden Leuten und gehen dann in den Verkaufsraum rüber, wo zahlreiche Verkäuferinnen versuchen, die Besucher zum Einkauf verschiedenster Seidenerzeugnisse zu animieren. Da ich daran kein Interesse habe, gehe ich nach draußen. Gegenüber der Fabrik, auf der anderen Straßenseite befindet sich eine sehr schöne 8kantige und 9stöckige Pagode des Nordtempels (76 m hoch), Suzhou - die Pagode des Nordtempels deren Ursprung bereits im 5. Jh. liegt. Im Rahmen von umfangreichen Restaurationsarbeiten im 17. Jh. wurde jedoch diese reizende Pagode aus Holz und Ziegelstein einer song-zeitlichen Pagode nachgebildet. Ich gehe die Straße entlang bis zum Haupteingang zum Tempel, Suzhou - das Eingangstor und die Pagode des Nordtempels der sich in einem großen Park befindet. Die Zeit erlaubt mir jedoch nicht reinzugehen, denn ich muß gleich zurück zum Rest der Gruppe und zum schon wartenden Bus. Von hier haben wir nur 2-3 Min. Fahrt zum Bahnhof, an dem wir von unserem örtlichen Reiseführer verabschiedet werden.
Zurück nach Shanghai fahren wir mit einem einfachen Bummelzug (Fahrkarte für 13,- Yuan), und diesmal sitzen auch viele Chinesen im Waggon. Die Fahrt dauert diesmal von 16.20 bis ca. 17.45 Uhr - also fast 1,5 Stunden; der Zug hält an vielen kleineren Stationen an. Wir haben jetzt Zeit, das Gesehene Revue passieren zu lassen. Suzhou - die Pagode des Nordtempels Am Bahnhof holt uns wieder unser junger Shanghaier Reiseführer ab. Die Betreuung durch wechselnde Reiseleiter funktioniert wirklich reibungslos. Von hier fahren wir durch die Stadt direkt zum Großen Theater von Shanghai, einem großen futuristischen Glasgebäude, Shanghai - Großes Theater gelegen an einem weiten Platz im Zentrum der Stadt und umgeben von vielen Hochhäusern. Hier besuchen wird gleich eine Akrobatikshow, aufgeführt durch die berühmten Shanghaier Artisten. Aber wir haben noch eine knappe Stunde Zeit zum Beginn der Vorstellung, und ich gehe noch bis zur unweit gelegenen Nanjing-Straße und lasse mich nochmals durch die phantastischen Lichtspiele der unzähligen Neonreklamen begeistern. Shanghai - nachts auf Nanjing Lu (Nanjing Straße), bunte Neonwerbung Shanghai - nachts auf Nanjing Lu (Nanjing Straße), bunte Neonwerbung
Zusammen mit einem Reisegenossen versuchen wir in einem mehrstöckigen Kaufhaus eine Kassette für seinen Camcorder zu kaufen. Wir fragen mehrfach die Bedienung, wo es solche Kassetten gibt, wie die von uns mitgebrachte, und mehrmals werden wir mit sicheren Antworten bzw. Handzeichen auf andere Etagen oder in die gegenüberliegenden Ecken der Ebenen geschickt. Keiner der Verkäufer gibt zu, daß er nicht weiß, ob und wo in seinem Kaufhaus die Kassetten zu kaufen sind. Stattdessen erteilen sie uns sehr höfflich Informationen, die ins Leere führen. Schließlich geben wir auf und verlassen das Kaufhaus ohne die benötigte Kassette. Ich erinnere mich an die Erzählung des Reiseführers in Suzhou, der sagte, daß Chinesen nie sagen, was sie wirklich denken oder wollen. So will die Tradition und auch die Überzeugung, daß es nicht gut ist. Sie reden immer um die Ecken, wenn sie was wollen, nie direkt. Da es nicht üblich ist, etwas Schlechtes zu sagen, auch wenn man es so meint, wird auch in den chinesischen Betrieben kaum offene Kritik geübt. Stattdessen wird von den Chefs oder Mitarbeitern die Botschaft versteckt mitgeteilt und man verliert viel Zeit bei Versuchen, sie zu deuten. So der Reiseleiter. Am Beispiel des Kaufhauses stelle ich fest, daß man auch nicht gerne zugibt, etwas nicht zu wissen, weil es wohl einen Gesichtsverlust bedeutet. Wie unterschiedlich sind doch unsere Kulturen.
Die Akrobatikshow beginnt um 19.30 Uhr und dauert 1,5 Stunden. Es ist eine sehr interessante, farbenfrohe, spannende und abwechslungsreiche Präsentation von erstaunlichen Fähigkeiten der jungen Artisten. Insgesamt besteht die Aufführung aus 20 verschiedenen Akten. Die schnellen, rasanten Kunststücke wechseln sich mit ruhigen, melancholischen und vollen Eleganz Szenen ab. Shanghai - Akrobatikshow Shanghai - Akrobatikshow Wir sind alle sehr beeindruckt. Zurück im Hotel sind wir um 21.45 Uhr und nach so vielen Eindrucken des heutigen Tages schlaffe ich sehr schnell ein.


10. Tag: Sa, 29.09.2001
- Shanghai - Hongkong - Frankfurt/M. -

Der letzte Tag unserer China-Reise beginnt mit einem sehr schlechten Wetter. Der Himmel ist mit dunklen Wolken ganz zugezogen, und es bestehen keine Aussichten auf eine Auflockerung. Um 8.30 Uhr verlassen wir das "Pacific Luck"-Hotel bereits mit unserem ganzen Reisegepäck. Zunächst fahren wir ca. 15 Min. zum alten Stadtkern Shanghais, Shanghai - Häuser in der Altstadt nahe des Yu-Gartens gelegen südlich vom Bund. Unser Ziel ist der Besuch der erst vor einigen Jahren aufwändig renovierten Altstadt sowie des daneben gelegenen berühmten Yu-Gartens (Yu yuan), wohin wir zunächst unsere Schritte richten. Auf dem Weg dahin gehen wir an dem bekannten Huxinting-Teehaus, Shanghai - das Huxinting-Teehaus, rechts renovierte Altstadthäuser, vorne der See gelegen inmitten eines kleinen Sees Shanghai - das Huxinting-Teehaus im kleinen See und verbunden mit dem Ufer durch eine neunteilige Zickzack-Brücke, die den bösen Geistern den Zugang verwehren soll. Es soll etwa 400 Jahre alt sein und wurde kürzlich wieder in alter Schönheit renoviert. Auf zwei Stockwerken kann man darin in einer traditionellen chinesischen Atmosphäre Tee trinken, Zeitung lesen oder einfach nur Freunde treffen und schwatzen. Hier haben schon viele berühmte Persönlichkeiten einen Tee getrunken, u.a. auch die Bundeskanzler Kohl und Schröder. Shanghai - das Huxinting-Teehaus in der Altstadt,davor die Zickzackbrücke
Der Yu-Garten bzw. "Garten der Freude" wurde im Jahr 1559 im Auftrag des Gouverneurs durch einen exzentrisch-genialen Gartenbaumeister gegründet. Diese Anlage repräsentiert den Architekturstil des Gartenbaus von Südchina während der Ming- und Qing-Dynastien. Mehrere Innenhöfe mit kleinen Seen, Shanghai - ein Teich, ein Mondtor und Pavillons im Garten der Freude umgeben von Gebäuden und Pavillons Shanghai - Pavillons im Garten der Freude (Yu-Garten, Yuyuan) sowie von künstlichen Bergen bilden auf einem Areal von knapp fünf Hektar eine Oase der Ruhe im Zentrum der Altstadt. Wir durchwandern die schöne Gartenanlage ca. 40 Min lang; schade nur, daß wegen der starken Bewölkung die Farben und Kontraste der künstlichen Landschaften nicht zur Geltung kommen. Shanghai - im Garten der Freude (Yu-Garten) im alten Stadtzentrum Nach Besichtigung der Gartenanlage haben wir bis 10.15 Uhr 45 Min. Freizeit in der Altstadt. Sie wurde in den letzten Jahren wunderschön renoviert. Shanghai - renovierte Altstadthäuser im chinesischen Baustill Shanghai - renovierte Altstadthäuser im chinesischen Baustill Die Hausfassaden und die typisch chinesischen Dachformen aller Häuser im alten Zentrum erzeugen eine sehr angenehme Atmosphäre. Shanghai - renovierte Altstadthäuser im chinesischen Baustill Das Stadtviertel ist sehr belebt und voller Leute, in den Häusern befinden sich hauptsächlich Geschäfte, Restaurants und Cafes. Shanghai - renovierte Altstadthäuser im chinesischen Baustill Shanghai - renovierte Altstadthäuser im chinesischen Baustill Ich bummle durch die engen Gassen, besuche das Huxinting-Teehaus und entdecke auch in der Nähe einen kleinen Buddha-Tempel. In einem Pavillon unweit des Teehauses spielt eine Gruppe Musiker die traditionelle chinesische Musik. Shanghai - ein alter Tempel in der Altstadt
Da wir noch genug Zeit zur Verfügung haben, beschließen wir mit unserem Reiseführer, einen zusätzlichen Schiffsausflug auf dem Huangpu-Fluß zu unternehmen (Kosten: 60,- Yuan). Wir fahren also zu der Anlegestelle am Bund und erwischen noch ein Schiff, das gleich ablegt. Die Schiffsfahrt dauert ca. 1 Stunde (10.45 - 11.45 Uhr) und geht flußabwärts bis zur Yangpu-Brücke, Shanghai - auf dem Huangpu-Fluß, die Yangpu-Hängebrücke mit 600 m Spannweite der größten Hängebrücke Asiens, Shanghai - auf dem Huangpu-Fluß, die Yangpu-Hängebrücke und dann zurück. Unterwegs bieten sich uns immer wieder neue Perspektiven auf den Bund an, Shanghai - der Bund, rechts das ehem. Zollamtgebäude Shanghai - Gebäude auf dem Bund, Blick vom Huangpu-Fluß aus und vor allem auch auf die Hochhäuser in Pudong, Shanghai - auf dem Huangpu-Fluß, der Fernsehturm und andere Hochhäuser in Pudong Shanghai - auf dem Huangpu-Fluß, der Fernsehturm und andere Hochhäuser in Pudong Shanghai - auf dem Huangpu-Fluß, ein Ausflugschiff ("Drachenboot"), dahinter die Skyline von Pudong der wie eine Halbinsel in den Fluß hineinragt. Schade nur, daß die Glasfassaden der Hochhäuser und die Kugeln des Fernsehturms Shanghai - auf dem Huangpu-Fluß, der Fernsehturm und andere Gebäude in Pudong, vorne das Kongreßzentrum heute nicht von der Sonne angestrahlt werden und sich nicht vor dem blauen Hintergrund des Himmels präsentieren können. Am Oberdeck des Schiffes ist sehr windig, so, daß man teilweise kaum stehen kann, ohne sich zu halten. Trotzdem ist der Ausflug lohnenswert.
Nach der Rückkehr zum Bund haben wir vor dem Mittagsessen noch eine Stunde Freizeit, um z.B. auf der Promenade zu spazieren Shanghai - Blick von der Uferpromenade am Bund auf Pudong mit dem Fernsehturm und der Skyline oder noch irgendwelche Einkäufe auf der benachbarten Nanjing-Straße zu machen. Mehrere Mitreisende wollen noch Geld wechseln, denn am Flughafen ist noch die Ausreisegebühr von 90,- Yuan zu zahlen. Wir gehen zum größten Bankgebäude am Bund, dem Bank of China, und wollen dort das Geld wechseln. Da gibt es zwar in einer großen Halle "zig" Schalter, aber alle machen gerade gleichzeitig ihre Mittagspause, und es ist trotz unserer Bitte nichts zu erreichen. Und das in der größten Bank am Bund im Herzen Shanghais! Shanghai - das Peace-Hotel am Bund
Ich entdecke später in der Nähe, an der Beijing-Straße, einen großen Freundschaftsladen, wo ich ein paar Souvenirs kaufe und natürlich ohne Probleme auch das Geld wechseln kann. Später noch ein letzter kurzer Spaziergang über den Bund und an dem berühmten "Peace"-Hotel vorbei, Shanghai - Blick vom Peace-Hotel am Bund auf Pudong-Gebäude mit dem Fernsehturm bis zur Einmündung der Nanjing-Road, Shanghai - das Peace-Hotel am Bund, links davon die Einmündung der Nanjing Straße wo wir uns treffen, und um 12.50 Uhr zum Restaurant abfahren. Es befindet sich in einem anderen Stadtviertel, außerhalb des Zentrums, deshalb müssen wir noch ein gutes Stück über die Stadtautobahnen fahren. Sie sind sehr gut ausgebaut, mehrspurig, mit mehrgeschoßigen Brückenbauten in den Knotenpunkten. Unterwegs sehen wir sehr viele supermoderne Hochhäuser mit futuristischen Glasfassaden aber dazwischen auch immer wieder kleine alte Häuschen, manchmal ganz vereinzelt und von allen Seiten von Wolkenkratzern umgeben. Shanghai ist wirklich eine Stadt der gewaltigen Kontraste. Bei der Durchfahrt durch ein Autobahnkreuz können wir auch einen Blick auf das neue imposante Fußballstadion von Shanghai im Süden der Stadt werfen.
Gegen 13.30 Uhr erreichen wir das Ziel. Zum Abschluß unseres China-Besuches essen wir in einem typisch mongolischen Restaurant. Es ist ein Novum für uns - bei der mongolischen Küche ist das Zubereitungs- und Bedienungsritual ganz anders. An einem großen Büffettisch legt man zunächst verschiedene rohe, in dünne Scheiben geschnittene Fleischsorten sowie verschiedenste rohe Salate und Gemüse selbst in eine große Schüssel ein und nimmt dazu auch unterschiedliche Soßen. Hat man die Schüssel voll, geht man zu den Köchen, die zu viert an einer sehr großen, heißen Steinplatte stehen. Sie kippen den Inhalt der Schüssel auf die Kochplatte aus und bearbeiten das Essen blitzschnell mit langen Holzstäben, während es gebraten wird. Jeder dreht die Essensportion schnell ein paar mal hin und her und schiebt sie danach dem anderen zu. Der letzte befördert die fertig gebratene Portion blitzschnell und geschickt zurück in die Schüssel, während die anderen Köche bereits die Portionen der anderen Gäste bearbeiten. Es geht wie am Fließband. Der ganze Bratvorgang dauert nicht viel länger als eine Minute. Danach ist die ursprünglich übervolle Schüssel natürlich nur ca. zu einem Drittel voll. Dazu nimmt man noch gekochten Reis - und das Essen schmeckt vorzüglich. Es lohnt sich unbedingt, sich ein weiteres Mal mit einer neuen Portion bei den Köchen anzustellen - nicht zuletzt, um das Geschick und die Schnelligkeit des Umgangs der Köche mit den Holzstäben beobachten zu können. Das heutige Essen ist also nicht nur ein Erlebnis für den Magen, sondern auch fürs Auge. Shanghai - eine Statue des lachenden Buddhas (Milefo) vor einem Restaurant
Nach einer Stunde sind wir satt und haben noch etwas Zeit, das benachbarte Geschäft mit sehr schönen Jade-Erzeugnissen zu besuchen. Hier ist u.a. die angeblich größte Jade-Skulptur ausgestellt, die aus einem einzigen Jade-Block hergestellt wurde. Shanghai - die größte Jade-Skulptur Chinas (ausgestellt in einem Jade-Geschäft) Dies ist schon die richtige Einstimmung auf unseren letzten Besichtigungspunkt - den Besuch des berühmten Jade-Buddha-Tempels (Yufosi). Dahin müssen wir nochmals ein gutes Stück über die Stadt fahren - der Tempel ist im nordwestlichen Teil der Stadt hinter einer hohen Mauer in einem Wohnviertel gelegen, umgeben von mehreren Hochhäusern. Shanghai - Jadebuddha-Tempel (im Norden der Stadt) Gegen 15. 00 Uhr sind wir schließlich da.
Der Jade-Buddha-Tempel wurde errichtet im Jahre 1882 speziell für zwei Buddha-Figuren aus Jade, die der Mönch Hui Gen aus Burma mitgebracht hat. Der Tempel besteht aus drei hintereinander liegenden Hallen und mehreren Seitengebäuden, Shanghai - Jadebuddha-Tempel (im Norden der Stadt) wo verschiedene klassische Buddha-Statuen zu sehen sind - aus Bronze, aus Jade oder vergoldet - z.B. in der vorderen Halle der lachende dickbäuchige Buddha Milefo umringt von großen Statuen der vier Himmelskönige, oder in der Haupthalle die drei Buddhas der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft Shanghai - drei goldene Buddha-Statuen (Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) in der Haupthalle des Jadebuddha-Tempels flankiert von den 18 Luohan, den Buddhaschülern. Shanghai - vergrößerte Kopie des liegenden Jade-Buddhas in einem Seitenraum der dritten Halle des Jade-Buddha-Tempels Die größte Kostbarkeit befindet sich jedoch im Obergeschoß der dritten Halle, im hinteren Tempelbereich. Hier ist der größte sitzende und meditierende Buddha zu sehen, der aus einem einzigen Jadestück besteht. Die 1,90 m große und angeblich 1000 kg schwere Statue des Buddha Sakyamuni kann nur aus einer größeren Entfernung betrachtet werden. Sie besteht aus weißer Jade und ist mit mehreren Edelsteinen besetzt. Es herrscht hier ein absolutes Fotografierverbot, das konsequent von den wachsamen Nonnen durchgesetzt wird. sitzender Jade-Buddha im gleichnamigen Tempel in Shanghai Unten, in einem anderen Seitenraum der dritten Halle, befindet sich die zweite Kostbarkeit, eine 96 cm große Jade-Statue des liegenden (schlafenden) Buddhas. Shanghai - der 96 cm lange liegende Buddha aus weißer Jade im Jadebuddha-Tempel Sie verkörpert den Eintritt des historischen Buddha ins Nirwana. Im Nachbargebäude befindet sich auch eine vergrößerte Kopie dieser Statue, hergestellt aus Marmor.
Gegen 15.45 Uhr beenden wir den Tempelbesuch und damit auch unser Besichtigungsprogramm in China. Jetzt geht's mit dem Bus beim schlechten Wetter direkt zum internationalen Hongqao-Flughafen von Shanghai, wo wir gegen 16.20 Uhr eintreffen. Bereits in Deutschland, vor der Reise, wurde uns mitgeteilt, daß wegen der Überbuchung unser Rückflug nach Frankfurt nicht direkt, sondern über Hongkong erfolgen muß, und deshalb auch der Abflug bereits heute nachmittags und nicht morgen früh (wie in der Katalogbeschreibung angegeben) stattfindet. Wir fliegen also mit einem Airbus A320-200 der China-Eastern-Airlines zunächst nach Hongkong. Der für 18.15 Uhr geplante Abflug verschiebt sich noch um 15 Min. und nach 1 Stunde und 55 Minuten Flugzeit landen wir in der früheren englischen Kronkolonie. Der Anflug auf das neue Hongkonger Flughafen auf der Insel Lantau bietet uns einen einmaligen Blick auf die traumhaft leuchtende Skyline der Hongkong-Insel, der Halbinsel Kowloon und auf die anderen kleineren Inseln. Man sieht einzelne Schiffe im Wasser und die schön beleuchtete riesige Brücke, die das Festland mit der Insel Lantau verbindet. Ein einmaliger, unvergeßlicher Ausblick. In diesem Moment beschließe ich, auch mal Hongkong unbedingt zu besuchen.
Nach der Landung in Hongkong um 20.25 Uhr bleiben uns ca. 3,5 Stunden Zeit zum Weiterflug, und damit Zeit genug, um sich im Transitbereich des Flughafens umzuschauen. Der Flughafen, entworfen von dem Stararchitekten Sir Norman Foster, ist gigantisch. Die Terminals befinden sich in großen Hallen; bei diesen Dimensionen merkt man gar nicht, wieviele Passagiere sich hier befinden. Die Wartezeit vergeht mir relativ schnell. Ich tausche noch die wenigen restlichen chinesischen Yuans in Hongkong-Dollars um und gebe diese für Postkarten aus. Der Abflug nach Frankfurt ist um 15 Min. verspätet und pünktlich um Mitternacht startet der große Jumbojet B747-400 der Cathay Pacific zum 12stündigen Nonstop-Flug. Vor uns liegt eine 9163 km lange Flugstrecke, die zunächst am Rande des Himalaya-Gebirges nach Norden führt, dann u.a. über Kasachstan parallel zur russischen Grenze, später südlich von Moskau, bei Minsk, Warschau und Breslau verläuft. In Frankfurt landen wir am Sonntag, den 30. September um 5.55 Uhr Ortszeit. Damit endet für mich die bisher weiteste Fernreise in das mir vorher so wenig bekannte Land. Sie hat mir unglaublich viele neue Eindrucke und schöne Erlebnisse beschert, an die ich mich hoffentlich noch sehr lange erinnern werde.


"China-Rundreise" von Ikarus Reisen



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